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'Killerspiele' können zu erhöhter Aggressivität führen, müssen aber nicht

Viele Faktoren entscheidend

Der intensive Konsum von "Killerspielen" kann laut einer neuen Untersuchung von Erziehungswissenschaftlern und Psychologen der Universität Tübingen zu erhöhter Aggressivität führen, muss aber nicht. "Computerspiele mit Gewaltinhalten führen öfter zu erhöhten Aggressivitätsleveln als beispielsweise das Ansehen von Horror- oder Gewaltfilmen", so Günter L. Huber, Professor für Pädagogische Psychologie.

Dennoch sollte man Spiele nicht generell verteufeln und alleine für aggressive Jugendliche verantwortlich machen. Laut Huber "handelt es sich bei den Ursachen für Aggressivität vielmehr um ein Quintett an Faktoren, in dem der Medienkonsum aber eine Schlüsselrolle einnimmt."

Unter anderem spiele die schulische Situation, die individuelle Persönlichkeit, das Verhältnis zu Gleichaltrigen und vor allem die familiäre Situation eine Schlüsselrolle. Huber ist überzeugt: "Wer in einem Elternhaus aufwächst, in dem Gewalt an der Tagesordnung ist, ist für Gewalt in Medien anfälliger. Umgekehrt werden die Einflüsse von medialer Gewalt in sehr harmonischen und liebevollen Familien stark abgefedert."

Im Verlauf der zweijährigen Studie wurden insgesamt 1.400 Personen im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren untersucht. Zuerst befragte man die jeweiligen Personen, in welchem Umfang sie welche Medien seit ihrem sechsten Lebensjahr konsumieren. Zwei Jahre später ging es wiederum um die Themen Aggressionsverhalten, Notenentwicklung und soziale Kompetenzen. "Das Ergebnis war eindeutig. Wer viele gewalttätige Computerspiele spielte, wurde auch im realen Leben aggressiver", erklärt Huber.

Die Tübinger Forscher wollen somit die Theore wiederlegen, wonach Gamer ihre aufgestaute Gewalt in Spielen ablassen und dadurch im wahren Leben darauf verzichten. "Die Jugendlichen spielen sich in einen Rausch und sind in ihrer Welt Helden", sagt Huber. Wenn man anschließend wieder den Weg zurück ins reale Leben finde und in soziale Gruppen eingebunden werde, sei dies kaum schädlich. Über Erfolge in einem Spiel könne man sich schließlich auch Selbstbewusstsein verschaffen.

Schwierigkeiten entstünden erst, wenn eben dieser Absprung nicht gelingt und nur noch das Spielen im Vordergrund steht. "Das ist im Gegensatz zu Gewalt- und Horrorfilmen genau das Problem an derartigen Spielen. Denn die Jugendlichen schalten oftmals nicht nach 90 Minuten ab und gehen danach ihrem sonstigen Leben nach - sondern die Spiele sind teilweise ihr Leben."

Huber ist dennoch gegen ein grundsätzliches Verbot von "Killerspielen". "Viel wichtiger ist, dass die bestehenden Gesetze eingehalten werden und nur die Leute die Spiele in die Hand bekommen, die dafür auch alt genug sind", sagt er.

Außerdem sollten sich sowohl Eltern als auch Schulen wesentlich intensiver mit dem Medienkonsum auseinandersetzen. "Die Eltern sollten wissen, was auf dem Fernseher ihrer Kinder läuft und was sie stundenlang spielen."

Speziell die Entwicklung im Altersbereich zwischen zwölf und 15 Jahren sei für Jugendliche besonders wichtig. "In diesem Alter werden tiefgreifende Wurzeln für die zukünftige Entwicklung gelegt und die Kinder sind noch sehr beeinflussbar", so Huber. Gerade in dieser Phase sollte man darauf achten, welche Medien wie oft konsumiert werden.

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