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'Killerspiele sind wie Pornographie f?r die m?nnliche Aggressivit?t'

'Reale Kriegsszenarien ?berdenken'

"Das Killerspiel ist f?r die m?nnliche Aggressivit?t, was die Pornografie f?r die m?nnliche Sexualit?t ist", sagt Norbert Bolz, Professor f?r Medienwissenschaft an der Technischen Universit?t Berlin.

Negativ ist das aber nicht gemeint, wie er weiter erkl?rt: "In den Killerspielen geht es nicht um Gewalt, sondern um die Imagination von Gewalt. Das ist allerdings ein Unterschied, den man hysterischen Politikern nicht verst?ndlich machen kann. Es gibt nat?rlich keine Kausalit?t zwischen Killerspiel und Amoklauf. Das eigentliche Problem ist das, was man in ehrlicheren Zeiten noch 'Verwahrlosung' genannt hat."

"Killerspiele" sind nach dem Amoklauf von Winnenden wieder in aller Munde. Aus diesem Grund hat tagesschau.de Experten, Lehrer und Spieler zu diesem Thema befragt, darunter eben auch Professor Bolz.

"Meiner Meinung nach sind Computerspiele nicht allein schuld an Amokl?ufen, k?nnen aber durchaus eine verst?rkende Wirkung auf bestimmte Sch?lerpers?nlichkeiten haben. Man darf Waffen und Gewalt, ob virtuell oder real, nichts Spielerisches abgewinnen, dazu ist das Gefahrenpotenzial einfach zu gro?", so J?rg Kulik, Gymnasiallehrer in Trier.

"Ein Dialog zwischen Erwachsenen und Jugendlichen - mit Verst?ndnis, Zuwendung und einer Atmosph?re des Ernstnehmens - erscheint mir wesentlich wichtiger als ein generelles Spieleverbot. Nur so k?nnen Faktoren wahrgenommen werden, die auch zu Amokl?ufen f?hren k?nnen."

F?r den Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware k?me ein generelles Verbot von Spielen f?r Erwachsene einer Zensur gleich: "Deutschland verf?gt im weltweiten Vergleich ?ber das engmaschigste Jugendschutzsystem in Bezug auf Computer- und Videospiele. Ein generelles Verbot von Spielen f?r Erwachsene k?me einer Zensur gleich, welche angesichts der komplexen staatlichen Kontrollmechanismen nicht gerechtfertigt w?re."

Auch Wolfgang Bergmann, Kinderpsychologe und Autor der Studie Computers?chtig: Kinder im Sog der modernen Medien, will Spiele nicht als Verursacher solcher Taten brandmarken.

"Der Amokl?ufer von Winnenden spielte Far Cry 2, in der Tat ein gewalthaltiges Spiel. Aber neben ihm wird es von hundertausenden deutscher Jugendlicher gespielt, eine unmittelbare Verbindung von Spiel und Tat gibt es ganz offensichtlich nicht. Das Entscheidende ist vorher passiert - das war in allen F?llen der angek?ndigten und durchgef?hrten Amokl?ufe der vergangenen Jahre gleich: Immer waren diese Jungen schon fr?h isoliert, sie hatten kein soziales Gef?hl und wurden von den anderen nicht anerkannt: Ein tiefes Gef?hl von Versagen auch in der Leistungskultur, die in unseren Schulen dominiert", sagt er.

"Im Computerspiel dagegen kann der Jugendliche grandios agieren, erschaffen und vernichten. Sein Zorn treibt ihn zur Vernichtung - erst im Spiel, danach auch in der Realit?t. Computerspiele sind der letzte Tropfen, der das Fass zum ?berlaufen bringt. Sie dynamisieren den Konflikt, aber sie verursachen ihn nicht."

J?rg M?ller-Lietzkow, Professor an der Universit?t Paderborn, st?rt sich derweil zwar an realen Kriegsszenarien in vielen Spielen, sieht aber nichtsdestotrotz keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Amokl?ufen und Spielen: "Digitale Spiele sind Kultur- und Medieng?ter, wie viele andere Unterhaltungsmedien auch. Dennoch denke ich, dass auch seitens der Industrie mehr ?ber Medieninhalte nachgedacht werden sollte. Man sollte vor allem diejenigen Spiele hinterfragen, bei denen reale, aktuelle Kriegsszenarien im Mittelpunkt stehen. Klar ist aber auch, dass tragische Ereignisse wie dieser Amoklauf nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit digitalen Spielen stehen m?ssen."

Weitere Meinungen zu diesem Thema, unter anderem von der Spielergemeinschaft Senior Fight Club oder ehrenamtlichen Gutachtern der USK, k?nnt Ihr Euch auf der Website der Tagesschau durchlesen.

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