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Kinect Sports, Sonic Free Riders & Kinectimals

The Good, The Bad and The Super-Cute

Letzte Woche gab es einen ersten Bericht zur Hardware und ein paar meiner wie üblich eher vage sortierten Gedanken zum Thema Kinect, jetzt folgen die eigentlichen Spieletests. Damit keiner sagen kann, dass das ganze Schicksal dieser Spiele an einem missgelaunten, unaufgeschlossenen und sowieso seit Jahren verbitterten Redakteur hängt, verteilen wir ein wenig. Ich mache den Anfang, Kristian übernimmt anschließend das Ruder und reicht es zum Abschluss des Reigens an Games an Alex.

So darf jeder die Geduld seiner Nachbarn testen, denn so viel sei nach dem ersten Durchgang verraten: Es ist ein echter Bonus für Kinect, im Hochparterre zu wohnen. Dem Heizungskeller ist das komplett Latte, was ich da so mache. Auch Einfamilienhäuser, abgelegene Höhlen oder Abrissgebäude eignen sich gut für zwei Erwachsene im fortgeschrittenen physischen Ausbau zum Herumhüpfen und Johlen. Bedenkt dies bei all diesen Spielen.

Kinect Sports

Entwickler: Rare

Publisher: Microsoft

Einem Nachmacher, gerade einem Guten, steht man ja doch immer ein wenig skeptisch gegenüber. Lobt man ihn jetzt, weil er (fast) alles richtig macht, oder geißelt man ihn dafür, dass jemand anders das schon ein paar Jahre zuvor hinbekam? Im Falle von Kinect Sports entscheide ich mich mal für Ersteres, schon allein, weil der Titel keine Sekunde versteckt, was er gerne wäre und welches Spiel er bewundert: Wii Sports (Resort). Guckt her Leute, ich bin das, was ihr liebt. Nur für Kinect.

Sogar einige der Disziplinen wurden inhaltlich 1:1 übernommen. Bowling? Ist dabei. Tischtennis? Na klar. Boxen? Anwesend. Leider hat es auch einen echten Kritikpunkt von der Wii übernommen, den beide Games komplett jenseits ihrer Eingabevarianten teilen. In keinem dieser Spiele lassen sich die Optionen für die Mini-Games nach dem Geschmack des Spielers einstellen. Tischtennis spielt ihr halt über so viele Punkte. Keine Wahl. Wollt ihr ein längeres Match austragen, ist das euer Problem, weder Microsoft noch Nintendo brachten dafür großes Verständnis auf. Und ich nicht dafür, dass sie keines haben und deshalb rüge ich hier Kinect und Wii Sports (Resort) dafür.

Ansonsten jedoch ist Kinect Sports der Party-Bewegungstraum für den frischgebackenen Kinectler schlechthin. Geradezu ein Lehrbeispiel für intuitives Spielen. Und - jetzt mache ich mir Feinde, aber angeblich misst man daran ja den Wert eines Mannes - noch mehr als Wii und Move es jemals hoffen können. Egal wie hoch der Getränkepegel auf der Party schon schwebt, Kinect Sports kapiert jeder. Weil es nichts zum Festhalten und Drücken gibt. Die Standardfrage bei der Wii war "Wo (oder auch mal "Was") ist denn noch mal B?". Augenrollen beim Wii-Besitzer, aber so ist angeschickertes Party-Volk nun mal. Hier sagt man einfach "Tu so, als würdest du es machen" und es klappt. Hervorragend sogar. Egal bei welcher Disziplin.

Um diese mal kurz abzurunden, es sind neben den oben genannten noch ein Leichtathletik-Fünfkampf, Fußball und Beachvolleyball. Bei Letzterem wird auf dem Screen der Punkt angezeigt, wohin ihr eure Hand - und damit in der Regel auch den Körper - bewegen müsst, um zurückzupritschen, und wann der Sprung für den Schmetterball kommen muss. Sehr spaßig, leider ein bisschen zu wenig Einfluss auf den eigentlichen Spielablauf. Wartet auf den Schmetterer und macht das Beste draus. Fußball ist ebenfalls kein PES sondern kennt nur Angriff und Abwehr. Seid ihr in der Attacke, wählt ihr die Richtung des Passes per Fußtritt und beim letzten Mann den Winkel zum Schuss aufs Tor. Bei der Verteidigung seht ihr die Linie, in der er abspielen will, in letzter Sekunde und müsst euch in den Weg stellen, um zu blocken. Leider kann man nicht in den Nahkampf gehen und auch muss man sich den Entscheidungen der Konsole beugen, wer angreift und verteidigt. Es ist halt ein Mini-Game und keine Fußballsimulation. Dafür aber ein unglaublich Witziges und einer meiner Favoriten in dieser Sammlung.

Der Athletik-Teil macht euch fertig. 100 Meter, 200-Meter-Hürden, Weitsprung, Diskus und Speerwurf nehmen einfach alle die Bewegungen des Vorbilds und ihr äfft sie nach - bitte auf der Stelle rennen, nicht durchstarten. Dazu kommen noch 16 Mini-Spiele und alles in allem kann man dem Titel trotz des Mini-Spiel-Charakters einzelner Events absolute Vollpreiswürdigkeit beim Umfang attestieren. Zumal man allein nicht so schnell die höheren CPU-Gegner sehen wird. Dazu muss man leveln - und leveln heißt hier physisch hochaktiv sein. Legt euch eine Gatorade und ein Handtuch daneben, wenn ihr einen Zwei-Stunden-Marathon plant.

Alle Games haben ein nötiges Maß an Tiefgang und Verbesserungspotential für geübte Spieler und Neulinge, selbst solche, die noch nie ein Videospiel anguckten, dürfen sofort mitmachen. Damit ist eigentlich alles erfüllt, was man von so einer Sammlung erwarten kann. Beinahe alle Disziplinen lassen sich über Live auch online spielen, lokaler Multiplayer ist natürlich mit dabei und auch ausgereift und sogar der Lag, der manchmal im Detail such- und findbar ist, spielt im Ablauf praktisch keine Rolle. Keines der Spiele benötigt diese Millisekunde und funktioniert trotzdem ohne Fehl und Tadel. Und macht schlicht gesagt einfach Spaß. Gute Umsetzung, gute Ideen und ein erstaunliches Maß an Präzision bei der Erkennung der Bewegungen.

Das beste Feature jedoch habe ich mir zum Schluss aufgehoben. Kinect filmt euch beim Spielen und nach jedem Event bekommt der Spieler einen kleinen Best-of-Zusammenschnitt seiner Aktionen. Kinect hat ein erstaunlich gutes Gespür dafür, welche Posen die Guten waren und selbst als ich das Ganze nur mal kurz zum Start allein testete, lachte ich mich über mich selbst scheckig. Unterhaltungswert auf Partys und Kindergeburtstagen? Unermesslich. Und sogar über euren Gamertag weiterverbreitbar. Also Vorsicht, wenn ihr nach einem epischen Sieg der Linse gegenüber den schottischen Gruß entbietet.

Als Wii-Besitzer sollte man Sports Resort haben, als Kinectler kauft man sich Kinect Sports. Es ist die eine Killer-Application, die bei jedem Heim-sozialen Event vorgeholt werden kann und einer lahmen Truppe neues Leben einhaucht. Sei es der gestrandete Geburtstag des Siebenjährigen oder der tote Punkt um drei Uhr nachts, wenn der Tequila schon halb durch ist, Kinect Sports ist genau das Richtige. Und es hätte sich sogar noch weiter in der Riege derartiger Spiele nach vorn geschoben, wenn es denn ein paar Optionen bieten würde, wie und wie lange man die einzelnen Disziplinen spielen möchte. Aber da scheinen sich all diese Games ja abgesprochen zu haben. Absolut kein Hardcore-Spiel, sein Vorbild gut erkennbar und trotzdem der erste Kinect-Gewinner.

Nachtrag: Entgegen der ersten Version dieses Textes ist es durchaus möglich Tischtennis zu Zweit offline zu spielen. Ich entschuldige mich für diesen Fehler (und die kollektive Unfähigkeit einer Partygruppe diese Option auszuwählen).