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Kingdom Hearts: Birth by Sleep

Königliches PSP-Vergnügen

Wer denkt, die Entwickler hätten hier am Umfang gespart, der irrt! Die drei Helden wetzen nicht gemeinsam durchs Abenteuer, sondern gehen bereits nach kurzer Spielzeit ihre eigenen Wege. Die führen sie zwar jeweils an die gleichen Orte, lassen sie dort aber ganz verschiedene Geschichten und Abenteuer erleben. Jeder Weg durch die Handlung ist gute zehn Stunden lang und natürlich erlebt ihr den richtigen Abschluss der Geschichte erst, wenn ihr Terra, Ventus und Aqua ans Ziel geführt habt.

Wie schon bei der letzten DS-Episode halten sich die zahlreichen Final-Fantasy-Helden auch hier mit Gastauftritten äußerst vornehm zurück – man könnte fast meinen, all die prominenten Gesichter dienten in den ersten Episoden lediglich dazu, skeptische Square-Fans ins Disney/Nomura-Universum zu locken und werden nun nicht mehr gebracht. Nur eine bekannte Figur verirrt sich in die aktuelle Episode: Zack Fair aus dem feinen PSP-Abenteuer Crisis Core: Final Fantasy VII, trotzdem hätte er gerne ein paar seiner Kollegen mitbringen können...

Eigentlich betonen wir bei unseren Tests ja eher selten die grafischen Aspekte eines Spiels besonders stark, bei Kingdom Hearts muss ich jetzt aber eine Ausnahme machen: Das Abenteuer sieht einfach klasse aus. Hintergründe und Charaktermodelle sind wunderbar plastisch und detailliert, die Animationen sind herrlich flüssig, die Zwischensequenzen sind hervorragend inszeniert und das ganze Spiel beeindruckt mit enorm hohen Produktionswerten: Kein Wunder, begann Birth by Sleep seine Existenz doch noch als ausgewachsener PS2-Titel. Schön auf jeden Fall, dass Square Enix auf der PSP keine Kompromisse eingeht, schade ist es aber, dass viele Szenarien erneut etwas leer und entvölkert wirken. Doch das war ja bereits auf der PS2 so.

Kingdom Hearts: Birth by Sleep - Trailer

Eine große Überraschung ist die enorme Flexibilität bei der grafischen Darstellung. Das neue Kingdom Hearts gibt dem Spieler selbst die Wahl, technische Aspekte seinen Wünschen anzupassen. Installiert ihr einen ordentlichen Batzen an Daten, dann verkürzt das die Ladezeiten ganz erheblich. Schaltet ihr das Spiel von 16- auf 32-Bit-Farbtiefe und entscheidet euch für die höhere der beiden Prozessor-Geschwindigkeiten, läuft das Spiel noch mal ein ganzes Stück hübscher und flüssiger, der Preis den ihr dafür zahlt, ist aber ein erhöhter Akku-Verbrauch. Eine tolle Sache – für lange Bahnfahrten schaltet ihr einfach die Grafik ein wenig runter, sitzt ihr dagegen gemütlich zu Hause mit einer Steckdose in Reichweite, könnt ihr die feine Technik voll und ganz auskosten. Eine tolle Idee und zumindest meiner Meinung nach allemal besser als ein halbgarer Technik-Kompromiss in der Mitte.

Also lehne ich mich mal ein wenig aus dem Fenster und stelle in den Raum: Von den vielen Kingdom-Hearts-Episoden ist Birth by Sleep bislang die Beste. Ja, inhaltlich könnte auch der PSP-Teil ein wenig zugänglicher und weniger verschwurbelt sein, aber letzten Endes ist auch gerade diese Komplexität etwas, das die Fans der Serie unheimlich schätzen. Und wer sich dafür nicht unbedingt begeistern kann, der stürzt sich dafür gleich auf das abwechslungsreiche, motivierende und extrem durchdachte Kampfsystem.

Eigentlich bin ich ja beim Thema Kingdom Hearts sehr skeptisch, aber diese Episode hat mich endlich einmal überzeugt. Gut, auch auf der PSP werden nicht alle Probleme der Reihe ausgemerzt: Die Zielerfassung hat immer noch die unschöne Tendenz, irgendein Tongefäß anzuvisieren, während euch die Gegner einen Scheitel ziehen, und auch die Kamera kann sich noch nicht ganz von den wilden Eskapaden der ersten Teile lösen. Auch eine deutsche Synchro wäre schön gewesen, erneut reicht es nur für deutsche Untertitel. Gut, dass da die englischen Sprecher absolut erstklassige Arbeit abliefern. Für überzeugte Fans der Serie führt am Kauf der neuen Episode sowieso kein Weg vorbei, aber auch die Nicht-Eingeweihten werden mit Terra, Aqua und Ventus eine Menge Spaß haben.

Kingdom Hearts: Birth by Sleep ist als normale und limitierte Sonderauflage für PSP erhältlich.

8 / 10

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Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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