Kirby: Triple Deluxe - Test
Leicht verdaulich.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass mich irgendwann jemand nach Highlights aus Kirby: Triple Deluxe fragt, wäre das ein grinsender Aal, den Kirby durch ein dickes Rohr zieht. Er zischt ihn mühelos weg, was eine prima Sache an sich ist und mich aus irgendeinem Grund zum Lachen brachte. Das kann nicht jeder in sein Kerbholz ritzen. Der Rest ist... unauffällig, Kirby eben, in einer Form, wie man ihn aus den Neunzigern kennt, wenn nicht gerade Garn und Stoffflicken Besseres für ihn vorgesehen haben als das, was er schon hundertmal tat.
Seht euch eines der Bilder auf dieser Seite an und sagt „Fetter Eisbecher, den jemand mit einer Zuckerstange umrührte, bevor er bunte Streusel hineinwarf und Eis obendrauf stopfte, und Zucker, mehr Zucker, viel mehr Zuckerrr", dann habt ihr Triple Deluxe. Tiefenwirksame Karies von einem Spiel, so widerlich porenverstopfend süß, dass man es kaum aushalten mag. Jede Welt, jede Stage, jeder mit Glitzerstaub drapierte Meter ist so unglaublich bunt-knuddelputzig-huch-hach-hihi, man möchte sich davon nur eine Nuance im Herzen bewahren. Mehr bräuchte man nicht. Das Leben wäre so viel schöner.
Kirby ist das Kapitulieren vor dem inneren Kleinkind, auch wenn man es gar nicht will. Anders hat man nicht die geringste Chance. Der rosafarbene Klumpen ist im Grunde nichts: keine Form, keine Figur, einfach nichts. Nur beim Salutieren und Waffenstrecken vor seinem unschuldigen Charme dringt man durch. Man sieht den Kerl an und muss lachen. Hört den Feel-good-Soundtrack und muss lachen. Saugt Gegner und Eisenbahnen, Bäume und Steine ein, muss lachen und weiß genau, wie es ausgeht, doch das ist egal, denn Kirby vertreibt die Sorgen. Uh, das klang jetzt abgedroschen. Stimmt aber.
Er bleibt während seines Abenteuers den Kleinen unterstellt und stößt mit dem Schwierigkeitsgrad nie in Regionen jenseits von „Bis hierher war es ganz angenehm, jetzt aber..." vor. Wer das nächste Donkey Kong suchte oder wenigstens etwas vom Schlage eines Mario, kam umsonst und wird sich nach fünf bis sechs Stunden wundern, wie wenige Leben man verliert. Am Ende hatte ich noch über zwanzig auf der hohen Kante, kam nie in Verlegenheit, ein Continue zu bemühen, nie aus der Ruhe oder ins Schwitzen. Triple Deluxe ist ein geradeheraus verlaufendes Spiel ohne Stolpersteine oder nennenswerte Hindernisse.
Man spielt es mühelos weg an ein, zwei Nachmittagen, wird beim seltenen Scheitern richtig wütend auf sich, da der leicht dösige Rhythmus eigentlich ein sehr angenehmer ist. Im Gegensatz etwa zum letzten Mario auf Wii U geht es hier nicht um das Abklopfen einer an ihren Herausforderungen wachsenden Spielspaßlandkarte, auf der jeder Meter geplant ist. Kirby ist Belohnung, wo es nur möglich ist: mit all den leuchtenden Sternen, die euch auf die hintere Bildebene schießen; mit sammelbaren Anhängern, die zu nichts weiter gut sind, als sie sich anzusehen und den Leuten, die sie gestaltet haben, einen Job zu geben; mit jeder Faser seiner zuckerwattigen Welt.
Wo Rayman und Donkey Kong irrwitzige Herausforderungen präsentieren, zieht sich Kirby selbst die Zähne, ist nicht unbedingt spießig, zumindest jedoch konservativ. Sowohl im Anspruch an euch als auch an sich, an jemanden also, der seit den Neunzigern Gegner futtert, ihre Kräfte übernimmt, mal Pfeile schießt, mal Feuer spuckt. Das ändert sich an diesem Tage nicht. Vielleicht in Zukunft mal wieder, wenn irgendwer mit einem kreativen Garnknäuel oder ähnlichem des Weges kommt, aber nicht heute.
All das macht nach wie vor Spaß, aber so richtig hängen bleibt man nicht.
Ihr staubsaugt also wie gewohnt, feuert und sprengt, spannt Regenschirme auf zum Schweben, nutzt Schwerter zum Schlagen und Ninja-Sterne zum Werfen. Ich müsste lügen bei der Behauptung, das alles machte nach zwanzig Jahren keinen Spaß mehr, doch so richtig hängen bleibt man auf diesem Trip nicht. Dafür ist er zu schnell vorbei, vergeht zu mühelos, fast schon beiläufig, als dass man emotional involviert durch Lolliland, blumige Breiten oder Schneeberge hüpft und schwebt. Kirby ist die perfekte Beschäftigung, ohne viel dafür tun zu müssen, reines Erleben und Absorbieren bunter Reize mit einem stark zurückgefahrenen Maß an Timing und Geschick.
Nett ist das Einbeziehen der Hintergrundebene à la Donkey Kong, in die man sich schießen lässt, um Sammelzeugs zu finden, oder die Sonnensterne zum Entriegeln der Bosskämpfe. Es gibt auch Schalterspielereien und gyroskopische Kippbewegungen mit kleinen Rätseln. Mal hier was, mal dort, um die paar Stunden bis zum Ende ohne Langeweile zu füllen.
Meganova-Kirby wird in speziellen Abschnitten zum alles fressenden Artenvernichter, saugt Felsen und Bäume ein. Es ist ein überwältigendes Gefühl von Allmacht und hier blitzt durch, was man mit dem pinken Klops anstellen könnte, wenn er Abrissbirnen anzieht und damit Mauern durchschlägt. Hier wächst er über sich und die ihm gesteckten Grenzen hinaus, reißt seine kleine beengende Welt ein, und es tut ihm verdammt gut. Ich hätte gern mehr in der Richtung erlebt.
Stattdessen gibt es ein paar zusätzliche Modi: eine Art Mini-Smash-Bros., in der man als Kirby gegen seinesgleichen antritt, verfügbar in drei Schwierigkeitsgraden, ganz nett für so eine Runde nebenbei. Und rhythmisches Trommelgehüpfe mit König Dedede in Form eines besseren Reaktionstests. Mir fiele beim besten Willen kein Grund ein, wieso ich das noch mal spielen sollte. Und dennoch, Spaß machte es irgendwie.
Das ist weniger, als Kirby verdient hätte, aber genug für zwei sorgen- und stressfrei verlebte Nachmittage in einem kariessüßen Abenteuer zwischen Federwolken und Zuckerwatte. Ein spaßiger Trip ohne große Langeweile. Bis das Tempo in den letzten Welten etwas anzieht, versteigt sich das unterhaltsame, aber letztlich doch routinierte Gehüpfe in seinem fehlenden Wagemut. Am Ende bleibt davon kaum etwas hängen, außer vielleicht grinsende, aus Rohren gelutschte Muränen. Wenn es das ist, wofür der Plumpsklumpen auf dem 3DS antreten musste, war es das absolut wert. Viele haben nicht einmal das.