Kirby's Blowout Blast - Test
Kirby Light in 3D.
Kirby ist ja eigentlich ein sehr sympathischer Held. Für mich ist er auf jeden Fall die freundlichste Kugel, die alles frisst, seit Pac-Man, und das will schon was heißen. Was mich aber langsam ein bisschen stört, ist die schon sehr wechselhafte Qualität der Spiele, in denen Kirby den Protagonisten mimt. Vollmundig hatte Nintendo mit dem eShop-Ableger Kirby's Blowout Blast das erste echte 3D-Spiel des rosa Nimmersatt angekündigt. Und ja, gewissermaßen stimmt das. Das Spiel enthält die Figur Kirby und sie bewegt sich auch durch eine 3D-Welt, die noch dazu mit dem 3D-Effekt des 3DS recht hübsch aussieht. Spielerisch bewegt sich alles aber dann doch auf einem recht niedrigen Arcade-Niveau, das mit den teilweise wirklich guten 2D-Plattformern der Kirby-Reihe nicht besonders viel zu tun hat.
Kirby's Blowout Blast wirft euch gleich zu Beginn auf einen Levelauswahl-Bildschirm. Im Angebot: genau ein Spielabschnitt, der erste nämlich, wer hätte es gedacht. Dieser wiederum umfasst fünf Level. Besteht ihr die, kommt ihr in den zweiten Spielabschnitt. Dort passiert das gleiche von vorn. Das Leveldesign ist dabei sehr rudimentär und blockig - ihr lauft durch eine linear gestaltete 3D-Welt, saugt Gegner ein, spuckt sie auf andere und versucht dabei möglichst viele gleichzeitig zu erledigen, um so eben möglichst viele Punkte zu bekommen. Am Ende wird euer Abschneiden dann bewertet: Danach, wie wenig Schaden ihr genommen habt oder wie schnell ihr durch den Level gekommen seid.
Zwischendurch gibt's ein paar Arenen. Dort müsst ihr dann eine Reihe von Gegnern besiegen, bevor es weitergeht. Eben das wartet auch am Ende jedes Levels. Dazu sei gesagt, dass ihr für immer exakt fünf Minuten Zeit habt - entsprechend kurz sind sie dann auch gestaltet. Auch gibt's Bonuspunkte, wenn ihr jeden Gegner besiegt oder alle Münzen aufsammelt und all das wertet das Spiel dann um in einen Highscore. Den bekommt ihr einerseits in Form einer Punktzahl, andererseits gibt's auch einen Pokal in Bronze, Silber oder Gold. Sobald ihr in einer Welt alle Levels mit Gold geschafft habt, schaltet ihr eine Plus-Variante derselben frei, die deutlich herausfordernder ist - nicht jedoch unbedingt abwechslungsreicher.
Das liest sich bislang alles so negativ und das ist eine Schande, denn in der Tiefe meines Herzens möchte ich Kirby's Blowout Blast wirklich mögen. Es ist ja ganz nett in Szene gesetzt, es enthält viele der klassischen Kirby Gegner, und natürlich darf der beschnabelte König Dedede nicht fehlen. Der 3D-Effekt kommt ganz gut rüber, manchmal geht es tief hinunter, manchmal hoch hinaus. Und teilweise erfordert das Spiel sogar ein kleines Bisschen Strategie - eben dann, wenn es darum geht, den richtigen Gegnertypus in der richtigen Situation einzusaugen, um so eine maximale Punktzahl zu erzielen, wenn ihr den dann auf die nächste Gegnerhorde spuckt - wie gesagt: so viele wie möglich gleichzeitig, das ist das Ziel.
Aber was ist mit all den anderen Qualitäten, die die Kirby-Spiele bisher zu bieten hatten? Allzu gern würde ich mich, wenn auch nur für kurze Zeit, mal in einen knuffigen kleinen Panzer oder ein Flugzeug verwandeln oder wenigstens vorübergehend mal die Fähigkeiten meiner Gegner übernehmen. All das fehlt Kirby's Blowout Blast leider vollkommen. Ich möchte noch ein bisschen weitergehen und sagen: Wäre die 3D-Grafik und der nette, stimmungsvolle Kirby-Sound nicht: Dieses Spiel hätte in sehr ähnlicher Form auch auf dem NES erscheinen können. Ihr bewegt euch, spuckt und hüpft, das sind die einzigen Tasten, die ihr braucht. Digi-Kreuz, A, B. Für Highscore-Jäger mag es reizvoll sein, die einzelnen Level zu perfektionieren, aber ehrlich, das ist nicht, was ich von einem Kirby-Spiel erwarte. Ihr bekommt 25 Level und 25 schwierige Varianten davon, jedes davon muss in mindestens fünf Minuten durchgespielt werden, viele schafft ihr schon in der Hälfte. Habt ihr all das geschafft, gibt's nochmal einen kleinen Bonusbereich. Und das war's.
Nun hat diese Art von Spiel natürlich auch seine Vorteile: Es ist perfekt für die Bushaltestelle. Der 3DS ist nun einmal ein Handheld und Kirby's Blowout Blast muss sich nicht dafür schämen, ein gutes portables Spiel zu sein. Ihr könnt ganz fix mal von einer Haltestelle zur anderen einen neuen Highscore aufstellen, wenn ihr wollt. Ihr könnt sogar bei längerer Bahn-Verspätung mal ausprobieren, wie sich die anderen Wartenden am Bahnsteig so machen. Das kann sicher ganz unterhaltsam sein, es verbindet und sorgt für die Völkerverständigung, die wir auf dieser so zerrüttenden Welt so dringend brauchen. Alle können dann lachen über diesen kleinen, süßen, rosa Kirby und fröhlich sein und springen und in die Hand klatschen ... und doch... so sehr ich versuche, es mir einzureden, ein wirklich gutes Spiel ist Kirby's Blowout Blast nicht. Naja, wenigstens das mit der Bushaltestelle stimmt.
Auf dem 3Ds gibt es jetzt also ein Kirby in 3D. Diese Feststellung ist korrekt. Interessant ist das Spiel allerdings wirklich nur für solche Spieler, die sich als Highscore-Jäger verstehen. Die erste Version von König Dedede lässt sich mit ein bisschen Passion in weniger als zwei Stunden erreichen. Der Rest gestaltet sich sicher anspruchsvoller, aber eine wirklich Langzeitmotivation konnte ich da nicht verspüren. Wenn ihr mögt, könnt ihr noch einen eurer Kirby-Amiibos auf den 3DS setzen um den Soundtrack des Spiels zu ändern. Und dann... dann habt ihr alles gesehen. Am Ende bleibt die Hoffnung, dass Nintendo aus der eigentlich schönen Idee ein bisschen mehr macht - denn Kirby steuert sich in 3D nämlich recht gut. Allein: Seine Welt ist langweilig. Vielleicht baut Nintendo für die Zukunft ja darauf auf.
Entwickler/Publisher: Hal Laboratory/Nintendo - Erscheint für: 3DS - Erscheint am: erhältlich - Preis: 6,99 Euro - Getestete Version: 3DS - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein