Kirby's Epic Yarn

Das alles steuert sich Kirby-typisch ebenso locker wie leicht. Das Sprungverhalten fühlt sich absolut intuitiv an, das Lasso hat genau die richtige Reichweite und kleine, liebevolle Effekte wie der Boden, der sich stets an der Stelle, an der Kirby gerade läuft, leicht absenkt, verhelfen Kirby´s Epic Yarn bereits in dieser frühen Fassung zu einem hervorragenden Spielgefühl.

Überhaupt ist es toll zu sehen, welche charmanten Ideen bereits in den wenigen spielbaren Abschnitten aufgefahren werden. Betritt Kirby durch ein Tor ein Gebäude, wird das nicht etwa transparent. Nein, ihr macht die Position eures Helden nun anhand der Beule aus, die er von hinten in den Stoff drückt. Plattformen erkennt ihr, indem ihr auf Stickmuster achtet – wo ihr vorne nur ein paar Fäden seht, befindet sich hinten die angenähte Plattform. Gegner hebt ihr nicht einfach hoch, ihr rollt ihre Fäden zu einem Knäuel Wolle auf, das ihr dann auf andere Widersacher schleudert.

Besonders beeindruckend ist der Bosskampf gegen einen großen, grünen Wolldrachen. Das fast bildschirmgroße Ungetüm schlägt mit den Flügeln, speit Feuer und versucht, euch mit seiner spitzen Zunge zu erwischen. Ihr wartet den korrekten Moment ab, schnappt euch dann die kurz entspannte Zunge und lasst sie mit Schmackes in den Rachen eures Gegners schnalzen: Von Treffer zu Treffer werden dessen Fäden nun loser, bis er sich schließlich in seine Einzelteile auflöst.

Auch wenn Kirby seit neuestem nun aus Wollfäden besteht, ändert das doch nichts an seiner Verwandlungsfreude, ganz im Gegenteil. Drückt ihr das Steuerkreuz zwei mal schnell nach vorne, wird Kirby zu einem kleinen rosa Auto und flitzt behänder über den Bildschirm. Steht dagegen ein Sprung in unbekannte Tiefen bevor, wird Kirby auf Knopfdruck zum Fallschirm – so segelt ihr sicher gen Boden und könnt unterwegs mit ein wenig Fingerspitzengefühl auch noch ein paar Extras einsacken.

Für spezielle Action-Setpieces stehen auch radikalere Verwandlungen an: In einem Highspeed-Level gleitet Kirby auf einem Surfbrett über sanft geschwungene Hügel. Und geht es einmal brachialer zur Sache, wird er zu einem gewaltig großen Gnubbel-Panzer und rückt seinen Gegnern mit Woll-Raketen und wirbelnden Faustschlägen zu Leibe.

Bei Kirbys Stoff-Safari seid ihr auch nicht auf euch alleine gestellt: Weil es im Team einfach mehr Spaß macht, kann euch stets ein zweiter Spieler unter die Arme greifen. Der trägt zwar eine Krone und schaut etwas grimmig drein, ist aber trotzdem eine große Hilfe: Die beiden Helden können sich beispielsweise gegenseitig hochheben und somit auf sonst unerreichbare Plattformen schleudern.

Der neue Kirby erschlägt uns nicht mit epochaler HD-Grafik und lockt auch nicht mit nie da gewesener Spieltiefe, aber das wäre auch nicht Kirbys Stil. Der rosa Knödel ist seit jeher ein Garant für eingängigen, unkomplizierten Jump’n’Run-Spaß und in genau diese Kerbe schlägt auch wieder sein neues Abenteuer. Serientypisch ist der Schwierigkeitsgrad zumindest in den bisher spielbaren Levels ausgesprochen niedrig – bei New Super Mario Bros. Wii oder dem neuen Donkey Kong Country Returns werdet ihr da im Vergleich viel mehr rangenommen.

Aber Kirby will euch nicht permanent herausfordern und frustrieren, hier geht es einfach um liebevoll gemachten Jump’n’Run-Spaß. Und dieses Fach beherrscht der rosa Held nun wirklich seit jeher ganz hervorragend. Der neue Stoff-Look sieht auch in 480p ganz wunderbar aus und wird zudem spielerisch immer wieder ausgesprochen clever genutzt. Schon alleine deswegen solltet ihr Kirbys neues Abenteuer, wenn es voraussichtlich zum Weihnachtsgeschäft erscheint, unbedingt antesten – etwas Vergleichbares habt ihr noch nicht gesehen und werdet ihr sicher auch nicht so schnell wieder sehen. Und wie es dann tatsächlich um die spielerischen Qualitäten und die Langzeitmotivation steht, das erfahrt ihr natürlich rechtzeitig hier im Test.