Knight's Contract

Eine gute Entscheidung, denn in den beeindruckenden Kämpfen ist Zusammenarbeit der Schlüssel zum Sieg über die grotesk entstellten Feinde. Natürlich kann Heinrich einfach wie ein Berserker auf seine Gegner einschlagen – tut er das, dann fühlt sich Knight's Contract wie eine besonders brachiale Variante von God of War und ähnlichen Titeln an. Doch dumpfes Draufhauen degradiert die spannenden Kämpfe zu drögen Ausdauerschlachten mit einer Extraportion Button-Mashing.

Klüger ist es da schon, Gretchens Magie einzusetzen. Vier Zauber könnt ihr der aparten Hexe zuweisen. So beschwört eure Begleiterin auf Kommando ein zähnefletschendes Monstermaul auf dem Boden, das große Gegner festhält und kleine gleich ganz verschlingt, nadelspitze Dornen, die schwer gepanzerten Todesrittern die Rüstungsplatten vom verwundbaren Leib reißen, einen langen Stachel, der eure Widersacher aufspießt, oder einen mächtigen Hammer, der fliegendes Gezücht aus der Luft holt.

Insbesondere bei den mächtigen Endgegnern seht ihr ohne diese magischen Techniken kein Land. Der erste Boss, eine dreibeinige Monstrosität mit einem gigantischen Maul, springt wild auf dem Marktplatz hin und her: Erst wenn ihr ihn mit einem magischen Pfahl an den Boden gefesselt habt, könnt ihr ihm eine ordentliche Tracht Prügel mit Heinrichs Sense verpassen.

Doch diese Macht hat ihren Preis. Heinrich mag unsterblich sein, Gretchen ist es dagegen nicht. Setzt Heinrich (mit Hilfe von etwas Button-Mashing eurerseits) seinen zerstückelten Körper nach kurzer Zeit wieder zusammen, wenn der Gegner doch einmal die Oberhand gewonnen hat, muss Gretchen auf diese Fähigkeit verzichten: Fällt sie den Feindesscharen zum Opfer, dann ist das Spiel vorbei und ihr steigt wieder beim letzten Rücksetzpunkt ein.

Die beste Lösung: Heinrich trägt Gretchen einfach für ein paar Meter und weicht dabei den Gegnern aus – der enge Kontakt zwischen Ritter und Hexe löst deren natürliche Heilungsfähigkeit aus und lädt langsam aber sicher die Lebensenergie der beiden Protagonisten wieder auf. Diese Elemente sind es, die dem Spiel das nötige Stück Taktik und Eigenständigkeit verleihen. Wenig eigenständig sind dagegen die Quick-Time-Events die ihr durchführen müsst, um den dicken Bossen den Rest zu geben. Die sind toll inszeniert und erinnern mich ihrem Sinn für die gepflegte Übertreibung nicht von ungefähr an Platinum Games' furioses Bayonetta, spielerisch sind sie dagegen momentan dagegen nicht nur überflüssig, sie sind vor allem eine echte Frustquelle.

Es mag an der frühen Fassung liegen die wir spielen konnten, aber das Timing war dort noch so diffizil und gnadenlos und die Sequenzen gleichzeitig so lang, dass ich keinen der Quick-Time-Events mit weniger als sieben oder acht Anläufen schaffte – und dann auch nur durch stures Auswendiglernen. Unnötig zu erwähnen, dass man nach einem verpatzten QTE noch einmal die letzte Phase des aktuellen Bosskampfes wiederholen darf...

Aber das sind eben genau die Kritikpunkte, an denen Entwickler Game Republic sicher schon eifrig feilt – bis zum Release im ersten Quartal 2011 dauert es noch ein paar Monate. Zeit genug also, um sorgfältig an den kleinen Mängeln zu arbeiten und die Stärken, von denen Knight's Contract tatsächlich eine ganze Menge hat, noch stärker herauszuarbeiten. Der momentan gerne genutzte Teamwork-Aspekt wird spielerisch sehr intelligent genutzt und mit seinem düsteren Setting, seinen ekligen Monstern und dem ungleichen Heldenpaar, das gemeinsam mit Magie und Sense austeilt, überzeugt Knight's Contract bislang spielerisch ebenso wie inhaltlich. Und wenn das mit dem Feintuning bis zum Release so klappt, wie wir uns das vorstellen, dann steht uns ein herrlich brachiales Fantasy-Abenteuer ins Haus.