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Point & Click: Die Adventure-Kolumne

Zu viel des Guten

Zu viel des Guten

Es gibt zur Zeit "mehr Adventures, als der Markt verträgt,", hat neulich Christoph Kellner von dtp geschrieben. Zumindest kann ich ihm da so weit Recht geben, dass es in diesen Wochen mehr Adventures gibt, als mein Zeitplan verträgt. Am letzten Dienstag ist Safecracker eingetroffen, am Mittwoch hat mich der Briefträger mit Tony Tough 2 beglückt, einen Tag später kam In Memoriam 2 dazu. Die Ankunft von Herz des Osiris dürfte kurz bevorstehen, Sam & Max, das ich zum Glück schon Mitte Oktober spielen durfte, erscheint heute. Das Gruseladventure Barrow Hill ist zwar schon älter, wird aber gerade in deutscher Übersetzung veröffentlicht, Die Märchenhaften Abenteuer des Hans Christian Andersen stehen laut Amazon ab Freitag in den Regalen. Und für den Rest des Jahres stehen noch einige weitere Genrevertreter auf dem Plan.

Dass dtp da angesichts der vielen Titel anderer Publisher um die Verkaufszahlen seiner eigenen Adventures bangt, ist nachvollziehbar, trotzdem stimmt der obige Satz nachdenklich. Werden durch das aktuelle Überangebot die Absätze so gestreut, dass am Ende keines der Produkte als kommerzieller Erfolg dasteht? Sind wir vielleicht nach der Veröffentlichung von Runaway 2 wieder da, wo wir vor Runaway waren?

Kurzfristig wird das sicher nicht der Fall sein, denn auch für's nächste Jahr sind schon etliche vielversprechende Titel angekündigt. Mit Overclocked, Jack Keane und Simon the Sorcerer 4 erwarten uns dann sogar drei größere Projekte aus Deutschland. Für 2007 ist keine Adventureflaute zu erwarten, auch wenn solche Ausnahmeerscheinungen wie die Releaseflut zur Zeit natürlich nicht abzusehen sind.

Und langfristig? Langfristig werden Entscheidungen über neue Adventures hoffentlich nicht davon abhängen wie damals, im Winter 2006, Produkt X kommerziell untergegangen ist. Sollte dieser Winter tatsächlich übermäßig viele Flops hervorbringen, weil sich für die Welle an Neuerscheinungen nicht genug Käufer finden lassen, dann sollten sich die Strategen bei Publishern und Entwicklern in Zukunft vielleicht mehr Gedanken über ihre Releasepläne machen. Tony Tough 2 hätten, wie am Wochenende in den Foren zu lesen war, wohl noch einige Wochen Betaphase gut getan und im Januar hätte es nicht gegen Herz des Osiris und Sam & Max antreten müssen, deren Vorgänger deutlich mehr Aufmerksamkeit erfahren hatten als Tony.

Um herauszufinden, ob tatsächlich mehr Adventures erscheinen, als der Markt verträgt, wird man wohl noch ein paar Wochen abwarten müssen. Vielleicht steckt ja doch mehr Potenzial im Genre, als ihm manch einer zutrauen will. Vielleicht...

Jan Schneider ist Webmaster von Adventure-Treff.de, der großen deutschen Website für Adventure-Spiele. Jeden Mittwoch macht er sich auf Eurogamer.de Gedanken über das Genre.

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