Kung-Fu Panda
Dein Kung Fu ist stark!
Es scheint ein Missverständnis bei den Entwicklern zu geben, dass Spiele für Kinder besonders einfach sein müssen. Aber lasst Euch nicht vom unschuldigen Aussehen kleiner Kinder täuschen: Am Pad lassen sie die Eltern, selbst wenn sie Spieleaffinität mitbringen, alt aussehen. Liegt es an den jungen, unverbrauchten Reflexen oder der Tatsache, dass sie mehr Zeit zum Zocken haben, solange die Erzeuger nicht genau ein Auge darauf haben?
So oder so, Spiele für Kinder sollten also vielleicht nicht übertrieben komplex und verwirrend sein, herausfordernd ist dagegen völlig ok. Beim ersten liegt Kung-Fu Panda völlig richtig. Activision verpackte den aktuellen Dreamworks-Streifen in eine lockere Mischung aus viel Prügeln, ein wenig Hüpfen und gelegentlichen Auflockerungen verschiedener Art. Die Steuerung des dicken Pandas mit großen Kung Fu-Träumen und der Stimme von Jack Black lernt Ihr in wenigen Minuten, beinahe inklusive aller Kombos.
Gerade mal ein gutes Dutzend Spezialangriffe reichen für starkes Kung Fu - hätte nicht gedacht, dass das so einfach ist – und zügig mäht Ihr durch die Horden von Wildschweinen, Krokodilen und groben Gorillas. Es sind halt immer die selben Tiergruppen, die eher ungünstig in solchen Fabeln wegkommen. Mit dem Panda-Sprung-Bauchklatscher, der Pandarolle und ein paar weiteren Panda gerechten Techniken werdet Ihr im gesamten Spiel nicht ein einziges Mal gefordert, soweit es die Standardwidersacher betrifft. Eure besten Chancen mal zu sehen, wo denn die – sehr großzügigen – Rücksetzpunkte platziert wurden, liegen in einem Sprung ins Ungewisse, was Euch sofort erledigt und nicht nur an der umfangreichen Lebensenergie zieht. Solche Stürze kommen aber ohne Euren freien Willen eher selten vor.
Selbst die Endgegner verdienen nicht den ehrwürdigen Namen Bosskampf. Per Definition fordert so einer Eure Fertigkeiten heraus, testet Euer Verständnis von Spiel und Steuerung. Stattdessen begegnen Euch in Kung-Fu Panda nur traurige Ausreden für große Bullies, die nach wenigen Angriffen das Weite suchen oder ihr trübes Dasein beenden. Erst der letzte Bösewicht liefert einen guten Kampf, in dem Ihr ein paar Mal unterliegen werdet.
Die kleinen Nebenmissionen haben da auch was missverstanden. Eigentlich sollten sie Euch auffordern, einen Level ganz genau abzugrasen, um auch das letzte Versteck zu finden. Hier liegt alles bequem auf dem Weg. Zehn Dorfbewohner zu retten, wenn insgesamt zwölf versteckt sind, sollte nicht darauf hinauslaufen, dass Ihr schon bewusst an zwei Käfigen vorbei schleichen müsst, um die Mission nicht zu hundert Prozent abzuschließen.
Und wir reden hier von Normal. Nicht Leicht. Keine Ahnung, was da noch passieren soll, denn schon so stoppt Ihr höchstens für die eine nervige Quick-Action in der Mitte. Der Rest ist ein Ausflug in die untersten Regionen der spielerischer Softheit. Dann gibt es natürlich noch Schwer. Nehmt sofort diesen Härtegrad, er bietet wenigstens beinahe das Level, das Ihr von normalen Spielen erwartet.
Und dann geniest den Ausflug in die fernöstliche Magie der Welt von Kung Fu-Pandas, weißen Opossum-Kampfmeistern, Kranich-Legenden und traumhaften Landschaften. So sollte China aussehen und nicht anders. Wilde Bergketten mit alten Tempeln, Seelandschaften, in denen sich die weißen Spitzen der Berge widerspiegeln, Kampfarenen, epische Wüstentrainingsareale. Auch wenn es vielleicht nicht 1080p sind, wird Euch der Trip an keiner Stelle optisch enttäuschen. Und wie gut Panda, Tiger und sonstige Pelze dargestellt werden können, ist schon schick.
Auch die Spielbarkeit stimmt von vorn bis hinten. Selbst wenn Euch die Kamera Euch an ein paar Stellen ein wenig in den Rücken fällt – im übertragenen Sinn, sie ist in gemeinen Momenten überall, nur nicht in Eurem Rücken, wo sie eigentlich sein sollte. Recht präzise Hüpfer, tadellos ansprechende Kampfmoves und die geschickte Hatz nach Goldmünzen und nicht allzu versteckten Extras üben eine fast unwiderstehlichen Reiz aus.
Die Goldsammelei verkommt nicht zum reinen Selbstzweck, sondern dient dem Kauf von besseren Werten bei den Grundkampfarten, stärkeren Specials und neuen Kostümen für einen hübscheren Panda. Das als ein Rollenspielelement zu bezeichnen, wäre sicher verfehlt, aber als zusätzlicher Anreiz funktioniert es wunderbar. Selbst wenn die Specials nur in eine paar sekundenlangen Clips oder einem eher mäßig interessanten Artwork bestehen. Den Spaß am Finden des Extras schmälert dies nicht.
Mm Umfang gibt es eigentlich nicht viel auszusetzen. Würde man es Euch nicht gar so einfach machen, durch die Level zu hasten, würde Kung-Fu Panda absolut ausreichende Wegstrecke mitbringen. Über ein Dutzend sehr unterschiedlicher Level, kleine Bootsfahrten oder Kranichflugeinlagen sorgen für eine rein streckenmäßig stattliche Reise. Wenn es nur nicht so simpel wäre. So aber werdet Ihr schon nach vier bis fünf Stunden das erste Mal für Frieden im Tal des Friedens gesorgt haben. Selbst auf Schwer.
Gut für den Panda, dass er einen ganzen Schwung kleiner Minispielchen mitbringt. Ein wenig in einer Arena prügeln, Punktesammeln beim Ballistaschießen oder eine kurze Prügelreise irgendwann und wo in China. Keines der Spielchen bringt leider den Spaß der großen Panda-Tour, aber als kurzweilige Unterhaltung für die Kleinen vor der Konsole, sogar bis zu vier davon gleichzeitig, liefern die Minigames einen soliden Job ab.
Was uns zum Erstaunlichsten bringt: Kung-Fu Panda ist eine, ich wage es kaum zu sagen, richtig gute Umsetzung. Ein Spiel zum Film, das jede Menge Spaß, gute Laune und Jack Black in einer Form, die ihm steht, mitbringt. Zum wirklichen Kracher gehört aber auch leider die faire Herausforderung. Eine Challenge. Und genau die wird Euch hier versagt. Und insoweit solltet Ihr, wenn Ihr Kung-Fu Panda für Eure Kleinen kauft, damit rechen, dass sie schon relativ bald nach einem neuen Spiel schreien. Aber bis dahin hatten sie jede Menge Fun!
Kung-Fu Panda ist neben den Fassungen für 360, PS3, PC, PS2, Wii, und DS auch als kurzweiliger Spaß im Kino zu haben.