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Kunitsu-Gami: Path of the Goddess im Test: Vielleicht das Schönste, das Resident Evil je hervorgebracht hat

Voll Folklore.

Stilistisch bezauberndes und spielerisch einfallsreiches Abenteuer, das es in dieser Form auch noch nicht gegeben hat.

Von wegen Kunitso-Gami: Path of the Goddess. Diesen Pfad muss ich ja erst mal freiräumen! Beziehungsweise ich und eine junge Maid namens Yoshiro. Denn der Weg über den Berg Kafuku ist von Verdammten besetzt, die ihn entweiht und seine Bewohner in leblose Statuen verwandelt haben.

Stellt euch das ruhig bildlich vor. Riesige Hände kamen dort eines Abends aus dem Boden gekrochen und haben sich an Bäumen und Häusern festgekrallt, während ebenso groteske wie faszinierende Kreaturen – an japanische Folklore angelehnte Verdammte – aus magischen Toren über Menschen und Tiere hergefallen sind.

Kafuku war im Handumdrehen verloren. Die Verdammten haben den Berg an sich gerissen und mit einer mystischen Entweihung verunreinigt. Yoshiro und ihrem herbeigerufenen Beschützer Soh blieb deshalb nur die Flucht. Und ich wünschte, ich hätte all das schon zum Erscheinen von Kunitsu-Gami erlebt, als dieses Kunstwerk von einem Spiel leider komplett an mir vorbei ging. Oder ich an ihm; das trifft es wohl eher.

Lasst euch von „Kunstwerk“ nicht abschrecken. Kunitsu-Gami ist weder verkopft noch fordert es moralische Entscheidungen. Es verströmt einfach eine kreative Frische, von der man anderswo nur träumen kann, und wird in jedem seiner Pixel von einem so wundervollen Artdesign durchströmt, dass ich es wie einen Urlaub in mich aufsauge.

Die Bildgewalt einer Triple-A-Produktion solltet ihr nicht erwarten. Kunitsu-Gami nutzt allerdings die RE Engine, also jene Technik, die auch Resident Evil, Monster Hunter, Devil May Cry sowie Street Fighter antreibt, und zeigt so, dass man damit auch weniger bombastischen Projekten ein bezauberndes Antlitz verleihen kann.

Viel trägt natürlich das von Sagen und Mythen inspirierte Artdesign dazu bei: die gemäldeartigen Bilder großer Bosse, idyllische Landschaft bei Tag, die farbenfrohen und gespenstischen Erscheinungen der Verdammten sowie die detailverliebte Art und Weise, mit der das alles zum Leben erweckt wird.

Kunitsu-Gami im Test: Anmutiges Artdesign und einfallsreiches Spiel.

Dass man in den von Soh und Yoshiro befreiten Dörfern zum Beispiel mit Kühen, Katzen oder Schweinen interagieren kann. Und weist man den befreiten Menschen, die alle einen Namen sowie einen kurzen Lebenslauf haben, eine Aufgabe zum Wiederaufbau ihrer Siedlung zu, dann sieht man sie in Ruhe dorthin laufen und mit dem Bau der Laternen, Häuser, Statuen oder Felder beginnen.

Nein, das ist nicht der Aufbau eines umfangreichen Strategiespiels. Man sollte die Dörfer aber reparieren, um Ressourcen für Sohs Charakterentwicklung und die seiner Krieger zu erhalten. Denn nach ihrer Flucht blieb Yoshiro ja nicht untätig sitzen. Sie begab sich vielmehr auf den Weg über den Berg Kafuku, um die Entweihung zu beseitigen, und braucht dafür die Hilfe ihres Beschützers Soh sowie dessen kleiner Armee.

Traditionelle Arbeitsteilung, wenn man so will: Yoshiros mystischer Tanz bereinigt die Entweihung, während Soh die Verdammten bekämpft, die des nachts in Scharen aus ihren Toren gekrochen kommen, um die Magierin aufzuhalten. Seine Kombos erinnern dabei ebenfalls an choreografierte Bewegungen in einem Tanz. Begleitet werden sie von einer ruhigen, beinahe Zen-artigen Musik. Diese Anmut ist es, die Kunitsu-Gami komplett durchdringt und eben nicht nur äußerlich, sondern auch spielerisch auszeichnet.

Besonders am Tage spürt man das, wenn Soh die am jeweiligen Schauplatz erstarrten Menschen befreit, um ihnen die Rollen von Bogenschützen, Speerträgern, Heilerinnen oder anderen Kämpfern zuzuteilen. Außerdem lässt man Schutzwände und andere Installationen reparieren, um gegen die nach Sonnenuntergang anrückenden Verdammten gewappnet zu sein. Auch Hochstände gehören dazu, von denen Bogenschützen größeren Schaden anrichten.


Kunitsu-Gami: Path of the Goddess ist ausschließlich digital zum Preis von knapp 50 Euro erhältlich. Ihr findet es in den Stores der jeweiligen Plattformbetreiber, wobei es auf PC ausschließlich bei Steam verkauft wird und mit 40 Bildern pro Sekunden auf niedriger Detailstufe übrigens hervorragend auf Steam Deck läuft.
  • Steam
  • PlayStation Store
  • Xbox Store

  • Dann schwillt die Musik langsam an, der Horizont verdunkelt sich und es öffnen sich die Tore, aus denen die Verdammten kommen, um in Richtung der Prinzessin zu laufen. Hoffentlich stehen die postierten Krieger dann richtig. Hoffentlich behält man alle großen Gegner im Blick, um sie rechtzeitig auszuschalten. Wenn nicht, kann Soh die Aufstellung jederzeit ändern und auch Rollen neu zuweisen.

    Je nach gewählter Fähigkeit kann er außerdem Fallen legen, seine Mitstreiter stärken oder sich zu Yoshiro teleportieren, falls sie in Gefahr gerät. Außerdem hängt natürlich viel davon ab, welche Rollen er den Dorfbewohnern zugewiesen und wie er diese zuvor entwickelt hat. Die werden dadurch nämlich nicht nur widerstandsfähiger und stärker, sondern erhalten auch zusätzliche Fähigkeiten.

    Tower Defense, ganz recht. Mit einer Prise Schwertkampf-Action, denn Soh beherrscht einfache Kombos, die alle immer funktionieren, aber auch jeweils in bestimmten Situationen besonders stark sind. Die braucht er spätestens dort, wo nach jedem Dorf ein Bosskampf gegen besonders hartnäckige Kreaturen wartet. Wobei Kunitsu-Gami im ersten Durchgang, also vor dem New Game+, so leicht ist, dass man vor denen keine Angst haben muss.

    Kunitsu-Gami: Path of the Goddess im Test – Fazit

    Lasst euch dieses Kleinod nicht entgehen! Selbst wenn ihr Tower Defense in- und auswendig kennt oder vielleicht gar nicht mögt… wobei: gerade dann. Denn Kunitsu-Gami fühlt sich so eigenständig an, wie es gerade unter dem Dach eines großen Labels wie Capcom eher selten der Fall ist, und ist mit so viel Liebe zum Detail gemacht, dass mich die Demo von der ersten Minute an verzaubert hat. Zum Glück. Denn nur deshalb habe ich eins der besten Spiele in diesem Jahr mit etwas Verspätung dann doch noch nachgeholt.

    Kunitsu-Gami: Path of the Goddess
    PROCONTRA
    • Einfallsreiche Variante der Tower-Defense in Form taktisch angehauchter Schwertkampf-Action
    • Grandioses Artdesign bei Illustrationen, Charakteren, Kulissen und Requisiten
    • Motivierendes Entwickeln der Fähigkeiten des Alter Ego und seiner Krieger
    • Lebendige Welt mit starkem mythologischen Hintergrund
    • Erster Durchgang vor dem New Game+ ist bis auf Ausnahmen zu leicht

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