L.A. Noire
Mord und Totschlag
Phelps und Galloway befragen die alte Jungfer, die das Hotel führt. Der Detective zückt sein Notizbuch und konfrontiert die Vermieterin mit den Fakten. Als es um den Mann geht, gerät sie in Rage. Scheinbar haben sich die beiden die ganze Zeit gestritten. Gestern noch wollte sie ihm die Unterlagen in die Bar El Dorado bringen. Für sie ist er der Mörder. Außerdem betont sie, dass Antonia das Armband nie getragen hat, weil es von ihm war. Hat der Einbrecher es mitgehen lassen?
Nach jeder Antwort müsst ihr entscheiden, ob ihr eurem Gegenüber glaubt, seiner Aussage misstraut oder ihn klar als Lügner bezichtigt. Für die letztere Maßnahme müsst ihr ihn mit den Beweisen konfrontieren. Wurde eingebrochen? Nein, sagt Lapenti. Wieso dann das zerbrochene Fenster? Sie stockt, ihr seht ihr die Unsicherheit an. Ihre Augenbrauen zittern, sie weicht eurem Blick aus und stottert. Wirklich unglaublich, was Team Bondi mit den Figuren anstellt. Dann gibt sie zu, dass sie um den Ruf ihres Etablissements fürchtet.
Wenn ihr euch unsicher seid, könnt ihr in solchen Momenten einen Intuitionspunkt einsetzen und wie bei einem Quiz einen möglichen Verdacht löschen. Alternativ lassen sich die Punkte auch einsetzen, um alle Hinweise eines Tatorts aufzudecken. Wenn ihr bei der Befragung immer richtig liegt, gibt es wieder Punkte zurück. Im Grunde genommen ein gelungenes System, das aber einen Haken hat.
Ihr könnt im Prinzip nur wenig falsch machen. Wenn ihr ständig daneben liegt, verpasst ihr vielleicht einen möglichen Hinweis und damit einen Teil der Geschichte, mehr aber nicht. Es gibt keine unschuldig Verurteilten und auch keine entkommenen Täter. Eure Entscheidungen haben keinen Einfluss auf die Spielwelt und so auch nicht auf den Ausgang der Geschichte. Nur eine abschließende Bewertung nach der Mission trägt eurem Können Rechnung. Für meinen Geschmack etwas zu wenig.
Okay, L.A. Noire ist nicht Heavy Rain. Team Bondi setzt nicht auf Quick-Time-Events, sondern eine klassische Third-Person-Steuerung. Ihr rennt, klettert und fahrt mit dem Auto durch die Gegend. Die Kämpfe bieten ein Cover-System, diverse Waffen und ihr könnt sogar eure Fäuste sprechen lassen. L.A. Noire gibt sich also abseits der Phoenix-Wright-artigen Befragungen und der Heavy-Rain-Spurensuche recht klassisch. Auch bei der Erzählweise. Es ist eine Mischung aus Action und Adventure, getragen durch großartige Schauspieler und eine wirklich beeindruckende Animationstechnik. Eine Mischung, die aber aktuell noch etwas zu leicht ausfällt.
Als ihr zum Beispiel bei der nächsten Location, Angels Wohnung, ankommt und dessen Tür eintretet, kommt es zu einem Kampf. Angel glaubt, es sind Einbrecher. Phelps schlägt sich mit dem Verdächtigen herum, während Galloway seinen Kumpel bearbeitet. Die Steuerung erinnert dabei stark an Grand Theft Auto. Ihr könnt blocken, leichte und schwere Schläge miteinander kombinieren. Das Ganze ist schön inszeniert und liefert schicke Finishing-Moves, bei denen Phelps seinen Gegner mit einem satten Haken auf die Bretter schickt.
Doch auch hier genügt momentan noch ein stetiges Gehämmer auf die Schlagtaste. Ihr benötigt keine Taktik und das, obwohl wir zu Beginn der Mission den höheren Schwierigkeitsgrad gewählt haben. Rockstar betont aber, dass gerade noch an solchen Details gearbeitet wird. Das Balancing ist noch lange nicht fertig und es steht noch nicht mal fest, ob es, wie in der aktuellen Version, zwei Schwierigkeitsgrade gibt oder ob das System sich auf eure Spielweise anpasst.