LawBreakers - Skill ist alles
Verdammt, ich bin ein N00b!
Nostalgie ist unter Computer- und Videospielern ein Wert für sich. Pixelspiele mit Chiptunes-Musik erscheinen in einer so hohen Frequenz, dass sie den Leuten schon zu den Ohren rauskommen. Wenn ein Spiel mal ein bisschen schwerer ist als alle anderen, wird das gleich als Reminiszenz an die gute alte Zeit verstanden. Und was die Geschichte des Multiplayer-Shooters angeht, scheinen sich zumindest einige Menschen wirklich in die Zeit zurückzuwünschen, in der Unreal Tournament und Quake 3 Arena die dominierenden Spiele waren. Eine Zeit, in der es wichtig war, Health-Packs aufzunehmen, Rocket-Jumps zu perfektionieren und dem Gegner mit der Bazooka so schnell in den Rücken zu schießen, dass er es gar nicht merken konnte. Kurzum: Sie wünschen sich Multiplayer-Shooter, die Skill erfordern. Da kommt neben den Neuauflagen zu Quake und dem auf sich warten lassenden Unreal Tournament auch Lawbreakers um die Ecke, ausgerechnet von Cliff Bleszinski - besser bekannt als Cliffy B -, seines Zeichens verantwortlich für den Deckungs-Shooter Gears of War. Ich hatte die Gelegenheit, mit ihm über sein neues Spiel zu sprechen und die Beta anzuspielen.
In Bleszinskis Studio Boss Key Productions arbeiten aktuell etwa 65 Leute daran, mit LawBreakers einen neuen Helden-Shooter zu schaffen, der vor allem Titeln wie Overwatch Konkurrenz machen soll. Bleszinski selbst kennt Overwatch zwar natürlich, aber ganz augenscheinlich ist das nicht die Hauptinspirationsquelle gewesen. Er wollte stattdessen einen First-Person-Shooter gestalten, in dem es vor allem darum geht, sich möglichst flüssig durch die Spielwelt zu bewegen. Und genau deshalb setzt das Spiel stark auf die Vertikalität seiner Areale. Ihr lauft nicht nur einfach ums nächste Eck. Ihr hämmert auf eine Taste und fliegt daraufhin mehrere Stockwerke durch die Gegend, bearbeitet so Gegner mit Spezialfähigkeiten von oben und sinkt abschließend wieder in den Keller, als wärt ihr nie weg gewesen. Ich war mit meiner Bewegungsfreiheit in Overwatch eigentlich schon relativ zufrieden, aber was LawBreakers in seiner Beta entfesselt, ist deutlich wendiger und schneller. Das gilt umso mehr in bestimmten Gebieten auf der Map, in denen es überhaupt keine Gravitation mehr gibt und keine Rolle mehr spielt, wo oben und unten ist. Beim Spielen der Beta fühlte sich LawBreakers teilweise an, als müsste ich viele der in anderen Shootern gelernten Konventionen über Bord werfen und lernen, in mindestens einer Dimension mehr zu denken.
Und nicht zuletzt deshalb erfordert das Spiel eben das, was schon Unreal Tournament und Quake 3 Arena so erfolgreich machte: Skill. Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen versucht, mich der Feinde zu erwehren, aber trotzdem habe ich ziemlich oft noch nicht einmal gesehen, wer mich getroffen hat. Dabei hätte ich durchaus einen Weg finden können, das Spiel zu bestreiten, denn auf jeder Seite - sowohl aufseiten des "Laws" als auch der "Breakers" - habt ihr acht Einheiten zur Verfügung, die jeweils einzigartige Eigenschaften mit sich bringen. Auf jeder Seite gibt es beispielsweise einen Guerilla-Kämpfer, einen Assassinen, einen Heiler und so weiter.
Das Spiel soll zwar anspruchsvoll sein, aber es soll sich seinen Spielern gewissermaßen selbst beibringen. "Am Ende sollen sich die Leute gegenseitig beibringen, wie das Spiel funktioniert", so Bleszinski. Die Figuren seien nicht grundsätzlich nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip konzipiert. "Alle sind wirklich gleichberechtigt." Keine der Klassen sei entwickelt worden, um beispielsweise nur als Heiler oder nur als Supporter zu funktionieren. "Wer gute Skills hat, gewinnt auch, egal, welche Klasse er spielt." Dennoch hat jede Klasse neben zwei verschiedenen Waffen auch zwei Spezialfähigkeiten und einen spezifischen Health-Wert. Insofern unterscheidet sich die Lernkurve von Lawbreakers nicht so stark von der eines guten Prügelspiels: Wer sich auf eine Klasse konzentriert, lernt irgendwann, diese zu meistern. LawBreakers soll etwas werden, das Bleszinski einen "Core-Core-Core-Shooter" nennt. Spielbar waren in der aktuellen Beta drei Modi: Blitzball, eine Variante von Capture the Flag, bei der ihr einen Ball aufnehmen und in ein gegnerisches Ziel bringen müsst. Hochspannung, wo es darum geht, eine Batterie zu stehlen, sie aufzuladen und dabei zu beschützen. Und schließlich Revierkampf, ein Spielmodus, in dem es um das Erobern verschiedener Sektoren auf der Map geht und darum, diese möglichst lange zu halten.
Viele Diskussion gab es bereits im Vorfeld über das Geschäftsmodell hinter LawBreakers. Das Spiel war ursprünglich als Free-to-Play-Titel konzipiert, soll nun aber doch etwas kosten - und zwar 29,99 Dollar. Die eng mit dem Free-to-Play-Konzept verwobenen Mikrotransaktionen bleiben trotzdem im Spiel. Bleszinski beteuert allerdings, dass es für Echtgeld lediglich kosmetische Inhalte zu kaufen geben wird, also neue Kostüme für eure Figuren und neue Waffen-Skins. Das Spiel wolle den Sweet-Spot zwischen Free-to-Play-Spielen und Loot-Crate-basierten Titeln wie Overwatch treffen, sagt Bleszinski. Entgegen der ursprünglichen Planung des Studios soll LawBreakers jetzt auch für die PlayStation 4 erscheinen. Cross-Plattform-Gameplay wird allerdings nicht möglich sein.
In der Beta macht LawBreakers den Eindruck eines schnellen und eigenwilligen Spiels, das im Genre der Helden-Shooter durchaus eigene Akzente setzen kann. Viel weniger als bei Overwatch kommt es dabei auf die richtige Figurenkombination an - viel mehr auf das bloße Können des Spielers. Mit genug Übung und guten Reflexen ist jeder Charakter durch jeden anderen besiegbar. LawBreakers könnte nicht zuletzt deshalb künftig auch im E-Sports-Bereich eine Rolle spielen. Erscheinen soll das Spiel noch im Jahr 2017 - von da an wird es sich aber stetig weiterentwickeln. Bleszinski: "Das Spiel wird in fünf Jahren nicht das sein, was es heute ist".
Entwickler/Publisher: Boss Key Productions - Erscheint für: PC - Geplante Veröffentlichung: 2017 - Angespielt auf Plattform: PC