Skip to main content

Layers of Fear - Test

One Trick Pony.

Layers of Fear beherrscht einen netten Trick, spielt diesen aber viel zu früh aus und dann viel zu oft.

Jedes Jahr fahre ich mit Freunden Mitte Oktober in den Movie Park Germany. Als reiner Freizeitpark betrachtet ist das Ding schon seit längerer Zeit eine leichte Katastrophe, die gefühlt nur auf den ersten großen Unfall wartet. Jedoch findet dort jeden Oktober das Halloween Horror Fest statt. Ab 18:00 Uhr strömen dann knapp 200 verkleidete Erschrecker auf das Gelände und mischen sich unter die Besucher. Als besondere Zugabe gibt es noch mehrere Geisterhäuser, die von unterschiedlichen Teams thematisch aufgebaut und mit Schauspielern gefüllt werden.

Zum Beispiel wandert man im Deathpital durch ein Albtraum-Krankenhaus. Jederzeit können dabei die verschiedensten Gestalten hervorspringen, einen verfolgen oder aus der Dunkelheit heraus das Fußgelenk packen. Der Horror hält für ungefähr zehn Minuten an, in denen ich zugegeben mit ordentlich Adrenalin im Blut panisch meine Umgebung beobachte und regelmäßig erschreckt werde. Während dieser kurzen Zeit funktioniert das Prinzip wunderbar, da es seine auf Jump Scares ausgelegte Taktik nicht überstrapaziert.

Layers of Fear fühlt sich exakt wie die spielbare Version dieses Konzepts an. Nur dass es diese exzellenten zehn Minuten immer und immer wiederholt.

Für Rollstühle gibt es ab sofort Punktabzug.

Der Titel besitzt einen wundervollen Trick und ist davon anscheinend total begeistert. Ansonsten würde Layers of Fear ihn nicht so oft wie möglich einsetzen. Die ersten Male ist es noch ganz erfrischend, wenn ihr euch umdreht und die Umgebung sich hinter eurem Rücken plötzlich verändert. Lauft in eine Sackgasse, dreht euch um und schon hat sich der Gang in einen anderen Raum verwandelt. Sachen erscheinen und verschwinden wieder. Manchmal steht man auch unerwartet an der Decke oder der gesamte Boden ist auf einmal von einer schwarzen Masse überzogen.

Nur nutzt sich der Trick irgendwann ab. Und durch den gefährlich geringen Abstand zwischen diesen Situationen überraschte mich Layers of Fear bereits nach dem ersten Kapitel nicht mehr. Ich verlor ziemlich flott mein Interesse und nur gegen Ende zeigte der Titel noch einmal leicht innovatives Leveldesign, das erneut mit meinen Erwartungen spielen konnte.

Ominöse Texte an den Wänden. Yeah, noch ein Klischee.

Dabei fängt alles so vielversprechend an. In der Rolle eines irren Künstlers betretet ihr abends euer Anwesen. Von Frau und Kind keine Spur. Überall lassen sich erste Hinweise auf die tragischen Zustände finden. Eure Gattin, einst eine begabte Pianistin, erlitt bei einem fürchterlichen Brand schwere Wunden und muss nun mit dem Verlust ihrer musikalischen Gabe sowie einigen durch den Unfall hervorgebrachten Eheprobleme leben. Währenddessen fiel der Protagonist dem Alkohol zum Opfer und scheint eine Phobie gegen Ratten entwickelt zu haben. In einem der besten Momente stolperte ich in die dunkle Rumpelkammer unterhalb der Treppe und hörte auf der Suche nach dem Lichtschalter ein lautes Knallen. Wenig später stellte sich unter der Beleuchtung einer Deckenlampe heraus, dass ich auf eine absurde Anzahl Mäusefallen getreten bin. Die Szene gab mir nicht nur einen leichten Schock, sondern zeigte mir sofort die Paranoia meiner Spielfigur.

Leider kann Layers of Fear seine Aufregung nicht lange unter Kontrolle halten und übergießt den Spieler sofort mit seiner einzigen interessanten Idee. Nach gerade einmal fünf bis zehn Minuten, je nachdem wie schnell man das Atelier zu Beginn betritt. Verlässt man dieses, befindet man sich sofort in einem komplett neuen Gang, weshalb jeder Depp die Halluzination bemerkt. Warum nicht im ersten Akt nur kleinere Details ändern und erst nach dem Aufbau der Spannung die große Enthüllung zeigen? Ein Vorbild könnt hier zum Beispiel der Filmklassiker Jacob's Ladder sein. Nein, lieber gleich Vollgas geben und den Spieler wissen lassen, was hier passiert. Da mögen das Visuelle noch so hübsch und kreativ sein, wenn es mich nicht mehr überrascht oder schockiert, kriege ich keine Angst.

Ziel ist es, das Magnum Opus fertigzustellen.

Verschlimmert wird dieses Problem durch die leidige Tatsache, dass die gesamte erste Hälfte keinen einzigen Feind in meiner Nähe platziert. Nicht einmal etwas, das vielleicht den Eindruck einer Gefahr erweckte. Und selbst als in den letzten drei Kapiteln endlich Hindernisse auftauchten, konnte ich unter keinen Umständen sterben. Ein kurzer Jump Scare und schon wachte ich ein paar Meter weiter entfernt wieder auf.

Wie kann ich mich denn so auf den Horror einlassen, wenn die Veränderung meiner Umgebung nach wenigen Minuten zu abrupt etabliert wird? Man läuft bloß auf strikt linearen Pfaden von Raum zu Raum, löst zwei kleine Vorschul-Rätsel und sammelt vielleicht noch ein paar Fundsachen auf. Diese entwickeln zumindest eine recht interessante Hintergrundgeschichte. Leider werden manche Collectibles mit vertonten Texten unterlegt, wobei sich das Niveau eher an typischen PS1-Zwischensequenzen orientiert. Hier fehlte dem Schauspieler eindeutig die nötige Erfahrung, um einen langsam in den Wahnsinn getriebenen Künstler authentisch darzustellen. Ganz besonders gegen Ende rutschen die Aufnahmen immer mehr in eine B-Movie-Kategorie ab und entziehen selbst teilweise guten Texten jegliche Dramaturgie.

Sowas sehe ich zum ersten Mal!

Aber für Indie-Horror sieht es immerhin ganz ordentlich aus. Naja, falls ihr den Titel auf dem PC spielt. Sowohl auf der PS4 als auch Xbox One müsst ihr neben schlechteren Texturen mit einer grausig schwankenden Framerate leben. Auf Sonys Konsole funktioniert es etwas besser, doch selbst dort merkt man die Probleme bei der Portierung. Ständiges Ruckeln und eine nervige Steuerung sind der Beweis dafür. Auf der Xbox One ist mir das Spiel sogar einmal abgeschmiert und ein anderes Mal hing ich zwischen Objekten fest. Nach fünf Minuten frustriertem Fingertanz half auch dort nur der Neustart. Habt ihr die Wahl, ist die PC-Fassung die einzige logische Entscheidung.

Nur solltet ihr überhaupt zugreifen? Das kommt ganz darauf an. Layers of Fear ist ein nettes Spukhaus, das zwar nur sehr kurz Angst aufkommen lässt, aber wenigstens mit seinen netten Tricks gut zu unterhalten weiß. Abseits der technischen Mängel auf beiden Konsolen war ich jedoch nie frustriert. Manchmal ein klein wenig gelangweilt. Da aber nach zwei bis drei Stunden alles wieder vorbei ist, habe ich meine Zeit mit der Erfahrung nicht bereut. Wie so mancher Indie ist es mehr ein spannendes Element, das für sich selbst noch kein ganzes Spiel ist. Ein interessanter Gedanke, in dem viel mehr Potential stecken kann als es das kleine Layers of Fear zu nutzen versteht. Und das kann euer Geld wert sein, muss es aber eben nicht, je nachdem, was ihr von einem Spiel erwartet.

Schon gelesen?