League of Legends im Game Pass: Verändert Xbox die Dynamik von F2P-Spielen?
F2P mit gewissen Vorzügen.
Valorant, League of Legends und all die anderen Live-Service-Spiele von Riot Games landen Ende des Jahres im Xbox Game Pass. Für den Zeitraum eurer Mitgliedschaft werden euch alle Agenten und Champions freigeschaltet. Als ich diese Info beim Xbox- und Bethesda-Showcase gehört habe, ist mir vor Freude fast die Kinnlade runtergeklappt - und doch werde ich das verlockende Angebot wohl nicht annehmen. Für mich als alter League-Hase lohnt es sich einfach nicht. Trotzdem ist es extrem interessant zu sehen, wie dieses neue Konzept, die Welt des Free-to-play verändern könnte.
Der mühsame Weg zu allen 160+ Champions
League of Legends ist ein Spiel, das mich so lange durch mein Leben begleitet hat, wie kein anderes. Seit dem Release von Yasuo – also 2013 – hänge ich regelmäßig mit Freunden in der Kluft ab. Damals gab es statt den blauen Essenzen noch EP und schon weit über 115 spielbare Champions. Geld wollte und konnte ich damals nicht für den Kauf der Helden ausgeben. So habe mir die Einflusspunkte einige Wochen aufgespart, bis ich mir meine ersten beiden Champions – Quinn und Lulu – kaufen konnte.
Schleppend, trotz vieler, vieler Spielstunden, ist meine Sammlung größer geworden. Irgendwann hatte ich damals dann alle 151 Champions (ich hätte schon fast Pokémon gesagt) beisammen. Bei den darauffolgenden neun konnte ich mich entspannt auf meinem großen Haufen blauer Essenzen ausruhen. Hat ja auch nur ein paar Jahre gedauert. Mitgliedern des Xbox Game Pass bleibt das bald erspart.
Der Xbox Game Pass gleicht einen großen Nachteil aus
Insgesamt 650.000 Blaue Essenzen kostet es, alle Champions zu kaufen - oder über 130.000 Riot Points, was etwa 700 Euro entspricht. Über die Jahre wurde es immer mehr und so geht es wohl auch noch eine Weile weiter. Für Neueinsteiger baut sich so eine scheinbar unüberwindbare Hürde auf. Wann soll man das denn alles nachholen, ohne tief in die Tasche zu greifen? Klar, es gibt jede Woche eine kostenlose Champion-Rotation, aber um einen brauchbaren Pool zu haben, mit dem ihr in der Pick-and-Ban-Phase vernünftig arbeiten könnt, reicht das noch lange nicht aus. Und hier kommt der Game Pass ins Spiel.
Statt als neuer Spieler die Motivation nach ein paar Wochen zu verlieren oder gar nicht erst anzufangen, ist es nun möglich ohne diesen Nachteil ins Spiel einzusteigen. So als hätte man, wie die meisten anderen Spieler, schon viele Jahre in das MOBA gesteckt. Auch wenn Game-Pass-Nutzer dadurch geschenkt bekommen, wofür ich jahrelang arbeiten musste, finde ich das nicht unfair. Ganz im Gegenteil, denn nur mit gleichen Grundvoraussetzungen können sich Spieler auf einer Augenhöhe begegnen und ihren Skill vergleichen.
Das gilt natürlich nicht nur für League of Legends. In vielen kompetitiven Spielen, die schon länger existieren, besteht dieses Problem - auch, wenn es nicht in jedem Game gleich schwer ins Gewicht fällt. Nicht überall sind das Countern bestimmter Figuren oder spezielle Team-Kompositionen essenziell. Mit dem Game Pass könnte man diesen unbequemen Umstand umgehen und gleichzeitig ein neues Modell für Free-to-play-Spiele schaffen. Und League of Legends, Valorant und Co. könnten nur der Anfang sein.
Ein Konzept für die Zukunft?
Ich nenne es liebevoll "Free-to-play mit gewissen Vorzügen" und in meinem Kopf ergibt das einfach Sinn. Man spricht gezielt Spieler an, die keine Zeit oder Nerven für den Grind haben, vielleicht sogar von einem anderen zeitintensiven Titel kommen, und wieder komplett bei null anfangen müssten. Auch junge Spieler, die einfach aufgrund ihres Alters erst weit über zehn Jahre nach Release des Spiels damit anfangen können, gehören zu dieser Zielgruppe. All diesen Gamern bietet man eine optimale Einstiegslösung - und die anderen Vorteile des Game Pass gleich obendrauf. Xbox wiederum hat weitere große Namen, mit denen das Unternehmen seinen Game Pass bewerben und neue Mitglieder um sich scharen kann.
Vermutlich werden dafür die Riot- und Xbox-Konten der Spieler verknüpft und die kostenlosen Champions nach der Mitgliedschaft wieder entzogen. Bis dorthin, hat der Spieler genügend blaue Essenzen angesammelt, um ein paar seiner liebsten Champions holen. Da er die Gelegenheit hatte alle zu testen, dürfte er so auch sicher wissen, welche ihm gefallen und liegen. Ich gehe stark davon aus, dass Spieler die blauen Essenzen selbst nach Beendigung des Abos behalten, da diese nicht direkt Teil des Angebots sind.
Wer schon alle Champions besitzt, für den lohnt sich das Angebot nicht. Wer neu dazukommt oder sowieso den Game Pass besitzt, für den serviert Riot Games ein wahres Festmahl - all you can play. Und das auch noch gratis. Aber nur quasi, denn den Preis für den Game Pass darf man hier natürlich nicht vergessen. Nach etwa 4,5 Jahren hätte man sich genauso gut alle Champions kaufen können. So lange muss man aber auch erst mal dabei bleiben. Bei den ganzen toxischen Spielern und den vielen anderen Spielen, die nach eurer Aufmerksamkeit schreien, ist das nicht selbstverständlich.
Auf jeden Fall bin ich gespannt, wohin sich dieses Konzept entwickelt und ob wir bald mehr E-Sports-Titel sehen werden, die mit einem solchen "F2P+"-Angebot im Xbox Game Pass oder anderen Abo-Modellen landen.