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Lebedev Optimus Maximus

Zukunft und Vergangenheit. Kunst und Verschwendung.

Kunst ist.

Das ist alles, was man mit letzter Sicherheit über die Natur von Kunst sagen kann. Kunst muss nichts tun oder können, sie muss keine Funktion erfüllen. Sie kann diese Dinge tun, aber niemand wird sich beschweren, wenn sie erst einmal nichts anderes tut als zu existieren.

Lebedev Optimus Maximus

Preis: 1.667 Euro

Hersteller: Art. Lebedev Studio

Erhältlich über: Art. Lebedev Studio

Wenn ich mit solchen Zeilen ein Hardware-Review beginne, dann muss es ein Produkt sein, das normale Maßstäbe transzendiert und das tut die Lebedev Optimus Maximus definitiv. Das beginnt schon beim Preis. Kein geistig normaler Mensch, der auf der Suche nach dem Nutzgegenstand „Tastatur“ ist, wird auch nur in die Nähe des Kaufes DIESER Tastatur kommen. 1.667 Euro. Für eine Tastatur. Lasst das sacken, sagt euch einfach, dass ihr als normaler Gehaltsbezieher dieses Keyboard nicht kaufen werdet, egal was ich jetzt im Weiteren schreibe. Aber das heißt nicht, dass man es nicht bewundern kann. Was ich auch tue. Aber aus Gründen, die sicher nicht jeder teilt.

Apple und MS friedlich vereint. Da lacht der Esel. Oder war es die Koralle?

Hauptsächlich, weil Design und auch Kunst extrem geschmacksabhängig sind. Es wird mehr als genug Leute geben, die dieses Schlachtschiff nicht schön, sondern einfach potthässlich, klobig und schlimmer finden werden. Es ist nicht das schlanke, slicke Design moderner Laptop-angehauchter Tastaturen. Kein Steve Jobs legte hier Hand an. Und gerade das ist es, was ich an der Optimus Maximus liebe. Die schiere Größe ist schon anachronistisch. Sie gebietet an die fest verdrahteten IBM 8086 Keyboards aus der Mitte der 80er. Monströse Entitäten aus einer dunklen Vergangenheit, die sich offenbar in den Geist russischer Designer schlichen und dort ihre Vorstellung eines Human Interface einnisteten, um wiedergeboren zu werden.

Was sich geändert hat, ist die Farbe. Das reine Weiß der Optimus Maximus zeugt davon, dass in der Computerwelt nicht mehr ganz so viel geraucht wird und das Creme-Nikotin-Braun der alten Boards wich einem klinischen Apple-Weiß. Davon abgesehen entstammt die ganze, supermassive, sehr schwere und fehlerfrei verarbeitete Qualität des Korpus einer Zeit, als ein Keyboard ein Werk mechanischer Kunst war und kein Wegwerfgegenstand. Wenn man die Lebedev mit ihrem Anspruch in Richtung konzeptionelles Industriedesign als „Kunst, die ist“ einsortiert, dann kann man zumindest davon ausgehen, dass sie eine ganze Weile sein wird.

Der durch den Raum wabernde Geist er 80er hört nicht bei der Präsenz auf, er hallt auch deutlich vernehmbar als Schallwelle durch den Raum. Tasten, die dermaßen klappern, die von keinem Puffer gebremst werden und jeden Tastenschlag als Mahnung der Ewigkeit des einmal Getippten früherer Schreibmaschinen durch die Gewölbe hallen lassen, gab es schon lange nicht mehr. Vom Standpunkt des praxisorientierten Nutzers kann ich das natürlich nicht gutheißen. Der Kunst-Aficionado in mir, der Schönheit in Geräten wie einem BBC-Micro oder Apples Lisa sieht, schließt es als Teil der Art-Experience ins Herz.

Sieht im normalen Zustand eher unspektakulär aus.

Das Klackern hat aber auch einen ganz handfesten und logischen Grund. Losgelöst von beweglichen Teilen und unterhalb jeder Taste sitzt ein kleines OLED-Display, das auf 48x48 Pixeln alles zeigt, was ihr wollt. Alles. Das Keyboard ist beim ersten Einschalten schwarz. Startet ihr den Rechner. erwachen die Tasten zum Leben und zeigen, solange ihr nichts verändert, eine recht handelsübliche, wenn auch natürlich sehr leuchtkräftige Belegung.

F-Tasten, Buchstaben, Zahlen, Sondertasten, alles da. Perfekt in absoluter Dunkelheit ablesbar, gestochen scharf und wunderschön. Wer Keyboards für einen SciFi-Film sucht, sollte den Namen Lebedev im Hinterkopf behalten.

Aber das ist natürlich nur der Anfang. Die Software erlaubt es nicht nur, schnell und on the fly auf andere Sprachen wie eine kyrillische oder chinesische Belegung umzuschalten, eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ob nur eigens entworfene Schriftarten, elbisch oder ein komplexer Code aus vergessenen, prä-aramäischen Symbolen euer Ding ist, mit ein wenig Aufwand könnt ihr mit der Maximus all das umsetzen. Selbst kleine Filme – die allerdings derzeit noch als mpeg irgendwo liegen müssen, HTML5-Streaming soll irgendwann folgen –, Datum und Uhrzeit oder überhaupt alles, was man auf so einem kleinen Screen darstellen kann, lässt sich verwenden.