Left 4 Dead 2: Die Brücke
Totentanz in Georgia
Außerdem zeigt die CPU-Rückendeckung mit zwei ausgestreckten Fingern in eine mögliche, zukünftige Richtung für die Reihe. Für ein drittes Left 4 Dead wäre ein Koop-Modus mit mehr als vier Spielern auf Maps, die sich an bestimmten Punkten überschneiden und eben solche Interaktionen zweier Grüppchen erfordern, ein wahrer Traum und sicherlich die Königsdisziplin der sehr ambitionierten Community. Es wäre der nächste logische Schritt und es würde mich doch sehr wundern, wenn Valve nicht schon darüber grübeln würde, wie man das am besten bewerkstelligt.
So wie es ist, liefert die kleine Kampagne also gewohnt gute, aber nicht wirklich herausragende Qualität. Neben der neuen Story, für die eigens clevere, neue Dialoge aufgenommen wurden, bietet der DLC einen Golfschläger (eine neue Nahkampfwaffe, die so logisch anmutet, dass man sich ein wenig wundert, warum er nicht schon im Hauptspiel mit von der Partie war) und ein martialisches M60-Maschinengewehr. Das ist zwar, ähnlich wie etwa die Kettensäge, höchstens noch als Standheizung zu gebrauchen, sobald man sie einmal in die Zombiehorden entleert hat. Die gewaltige Feuerkraft ist allerdings ein attraktives Angebot, das man besonders in haarigen Momenten nur allzu gerne annimmt.
Ebenfalls verlockend ist der neue „Gewöhnliche Ungewöhnliche“ in Form des „Fallen Survivors“. Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen Leidensgenossen, der sich irrtümlich für immun gegenüber der unschönen Epidemie hielt. Demzufolge ist dieser Zombie oft recht gut mit Molotovs, Rohrbomben oder Medizin ausgestattet. Clever von Seiten Valves ist allerdings, dass sich dieser weit weniger aggressiv verhält und in der Praxis auch gerne mal den Rückwärtsgang einlegt – ein exzellenter Köder, um die gierigeren der Survivors aus einem eng zusammenhaltenden Team zu locken. Vor allem, weil die Plünderung seiner Habseligkeiten mit einem der zehn Achievements verbunden sind.
The Passing ergänzt das Hauptspiel außerdem um den neuen Mutationen-Modus. Hierbei würfelt Valve einmal wöchentlich die Regeln und die Waffenauswahl ordentlich durch, auch die der normalen Kampagnen. Diese Woche auf dem Programm: „Realism Versus“, das mir die letzten Nächte außerordentlichen Spaß bereitete. Hier wird, wie der Name vermuten lässt, die besonders harte Realismusvariante des zweiten Teils mit von menschlichen Gegenspielern gesteuerten Boss-Infizierten ergänzt.
Selten habe ich in L4D dermaßen auf den Deckel bekommen wie hier. Trotzdem ein grandioses Vergnügen, die Gegenseite nur um Millimeter zu schlagen. Probiert es aus, so lange ihr noch könnt, denn nächste Woche ist „Realism Versus“ schon wieder Geschichte. Vermutlich nimmt Valve die Mutationen aber eh als Testballon. Wenn die Fans nur laut genug schreien, werden sie ihre Lieblingsvarianten früher oder später auch im Spiel integriert sehen – da bin ich sicher. Alles andere wäre sehr bedauerlich.
The Passing ist eine sinnvolle, spielens- und kaufenswerte Ergänzung, aber für sich eben auch nicht anders oder besonders genug, um das Prädikat „essentiell“ zu verdienen. Auf dem PC stellt das wegen des nicht vorhandenen Preisschildes weniger als gar kein Problem dar. Vermutlich genießt der DLC dort sogar schon jetzt die maximale Verbreitung. Daran, dass es die Konsolen zum Preis von fast sechs Euro in einem ähnlichen Ausmaß infizieren wird wie die Heimcomputer, darf man aber durchaus sachte Zweifel anmelden.
Die-Hards, die sich mit ungebrochener Begeisterung immer noch ein- bis mehrmals die Woche in einem eingespielten Team zum gediegenen Gorefest zusammenfinden, werden hüben wie drüben sicherlich nicht darauf verzichten wollen. Für Konsolenspieler, die das Spiel nur ab und an hervorholen, nimmt „The Passing“ hingegen eine vierte Bedeutung an:
Sie sind „diejenigen, die passen“.
Xbox 360:
PC:
Der deutsche Xbox-360-DLC läuft im Übrigen auch mit der UK-Version.