Left 4 Dead 2
5 a.m. and it's already hell
Valve hat dem AI-Director, der im Hintergrund der Kampagnen die Fäden zieht, zudem einige neue Tricks beigebracht. So platziert dieser etwa auf einem Friedhof Gruften und Grabsteine anders und verändert damit effektiv das Layout der Karte. In Dark Carnival setzt er hin und wieder Fahrgeschäfte in Gang, was neue Wege öffnen kann, oder wirft in Swamp Fever an unterschiedlichen Stellen einen unglücklichen Fallschirmspringer auf der Karte ab, bei dessen Besitztümern sich die Überlebenden bedienen dürfen.
Dazu hat die KI auch die Kontrolle über das Wetter. Wir konnten es zwar noch nicht am eigenen Leib erfahren, auf einer Karte soll aber zum Beispiel je nach Laune des virtuellen Regisseurs dichter Nebel aufziehen oder der Wasserstand steigen, was den notorischen Nichtschwimmern, aus denen sich die Viererparty zusammensetzt, einige Probleme bereiten dürfte. Faliszek beschrieb in diesem Zusammenhang zum Beispiel verhängnisvolle Kombinationen aus Tank-Fäusten und tiefem Wasser.
Für etwas Abwechslung sorgen nun deutlich mehr Skins, die den Infizierten ein weitaus variableres Erscheinungsbild verleihen. Ein weiblicher Boomer, ein Smoker mit zweifelhafter Tentakel-Haarpracht und diverse neue Kleidungsstücke und Texturen beim normal vergammelnden Fußvolk sind durchaus nett anzuschauen. Dazu kommen auch je nach Szenario etwas besser ausgestattete Normalo-Zombies.
Auf Dark Carnival etwa tragen einige Bauarbeiter-Zombies Ohrenschützer, die sie gleichgültig gegenüber dem lauten Piepen der Rohrbomben machen. Ein Kevlar-gepanzerter, ehemaliger Gesetzeshüter hält unterdessen bedeutend mehr Treffer aus. Im Sumpf von Swamp Fever kommen noch die sogenannten Mud-Men dazu, die kleiner sind, was dafür sorgt, dass man nach unten zielen muss, um sie zu erledigen, bevor sie einem mit einer Handvoll Schlamm die Sicht verschleiern.
Um Umfang und Variantenreichtum muss man sich bei Left 4 Dead 2 also keine Sorgen machen. Wir haben es mit einem vollständigen, neuen Spiel zu tun, das bedeutend größer ist als sein Vorgänger und auf diverse Schwächen eine befriedigende Antwort zu haben scheint.
„Scheint“ deshalb, weil bei all den sinnvoll wirkenden Neuerungen, die Valve für eingefleischte L4D-Fans erdacht hat, ein bisschen die wunderbare Simplizität und Überschaubarkeit des ersten Teils auf dem Spiel steht. Die Wahl der Waffen war damals denkbar einfach: Automatik oder Schrot? Teil zwei stellt den Spieler jetzt vor bedeutend mehr Entscheidungen - nicht nur in Bezug auf die Waffen - und es bleibt abzuwarten, ob dies tatsächlich den Koop-Gedanken fördert und gut für den Spielfluss ist oder einfach nur für mehr Haderei und Chaos unter den Überlebenden sorgt.
Die neuen Bosse machen es dazu noch schwerer, sich wirklich taktisch klug auf eine Kampagne einzustellen. Das ist aus Valves Sicht mehr als nur nachvollziehbar. Aber wie viele für die Spieler unabwägbare Eventualitäten sind gut für den Spielspaß? Die Antworten auf diese Fragen werden wir schon bald erhalten. Bis dahin: Im Zweifel für den Angeklagten. Erst recht, wenn der Angeklagte Valve heißt und man in dem fraglichen Spiel Zombies mit Cricketschlägern und E-Gitarren zurück in die Hölle schicken darf.
Left 4 Dead 2 erscheint am 19. November, unser Interview mit Valves Chet Faliszek lest ihr hingegen schon diesen Freitag.