Left 4 Dead 2

Von den neuen Boss-Zombies hat es dagegen nur der Charger in die Vorschau-Version geschafft. Der Mini-Tank rast auf die Überlebenden zu, wirft sich bei Berührung zu Boden und schlägt gnadenlos auf sie ein. Ohne die Lebensenergie und die Durchschlagskraft des Tanks macht er momentan aber recht wenig Probleme. Die zwei anderen Neuzugänge sollen da deutlich härterer Natur sein. Auch die Witch wurde verändert. Statt relativ harmlos auf eure Taschenlampe zu warten, wird das Biest im Level umherirren und euch das Leben zur Hölle machen.

Einen Eindruck vom verbesserten AI-Director lieferte der gezeigte Abschnitt in der Altstadt von Savannah. Es gibt nun verschiedene Wege zum nächsten Safe-House. Anstatt nur die Position von Nachschub und Zombies zu regeln, kann der Computer ganz nach eurem Können Wege versperren und euch durch härtere Areale führen. Allzu flinke Kämpfer werden zum Beispiel auf einen Hof geführt, dessen Sirene ständig neue Zombies anlockt. Die Überlebenden müssen blitzschnell die quälende Tröte abstellen, was nur mit einer kleinen Jump'n'Run-Einlage möglich ist. In der finalen Version soll die KI sogar Wetter und Tageszeit bestimmen. Mal abwarten, wie sich dieses Feature auf das Spielgefühl auswirkt.

Optisch konnten die verwinkelten Gassen, malerischen Holzhäuser und Zombie-Horden schon jetzt überzeugen. Deutlich mehr Details verwöhnen das Auge und die zerstörten Körper der Infizierten wirken bei Tageslicht noch eine ganze Spur ekeliger. Außerdem sorgen vorbeischießende Jets und brachiale Locations für Abwechslung. Stilgerecht inszeniert, versprüht die Zombie-Apokalypse trotz Tageslicht eine noch dichtere Atmosphäre.

Die gesamte Stadt ist für den Karneval geschmückt, doch anstelle fröhlicher Menschen erwarten euch hungrige Zombies. Deshalb führt euch das Finale auch aus der Stadt hinaus. Auf der anderen Seite einer schwer zerstörten Brücke wartet ein Helikopter auf euch. Auszuharren, bis die Zombie-Horde versiegt, ist nicht gegeben. Ihr müsst euch bis zur Rettung durchschlagen. Ein netter Dreh, der das Spielgefühl aber nicht entscheidend verändert.

Abschließend versicherte uns Chet, dass der Support des ersten Teils nicht eingestellt wird. Falls die Updates weiterhin kostenlos sind, könnte das die aufgebrachte Fangemeinde zumindest etwas beruhigen. Momentan umfasst die Protestgruppe gegen Left 4 Dead 2 auf Steam über 37.000 Mitglieder. Ein klares Zeichen. Valve sollte seinen guten Ruf also nicht leichtfertig verspielen.

Auch wenn es momentan noch etwas nach Abzocke riecht, könnte Left 4 Dead 2 am Ende doch sein Geld wert sein. Wenn Valve wie versprochen fünf spannende, umfangreiche Kampagnen liefert, der neue Modus uns aus den Socken haut und die Gameplay-Änderungen wirklich ein frisches Spielgefühl vermitteln, mag sich der Griff in den Geldbeutel lohnen. In der aktuellen Version gibt es aber nichts, was die 2 hinter dem Namen rechtfertigt. Natürlich macht Left 4 Dead noch immer einen Heidenspaß und begeistert ab der ersten Minute. Aber ein paar Nahkampfwaffen, ein neuer Boss und Tageslicht machen aus dem zweiten Teil kein vollkommen anderes, viel besseres Spiel.

Das Resultat: Während der Vorgänger nach dem ersten Anspielen ganz oben auf der Most Wanted Liste landete, bin ich diesmal etwas vorsichtiger. Man muss die nächste Vorschau abwarten, um ein Urteil zu fällen. Vielleicht liefert Valve ja wirklich genug neues Material, um den Status Fortsetzung zu erreichen. Genug Gründe, ihnen zu vertrauen, haben die Amerikaner in der Vergangenheit ja geliefert. Hoffentlich wird dieser Vertrauensvorschuss diesmal nicht enttäuscht.