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Legendary

Popcorn-Legenden

Einen der großen, hirntoten Hollywood-Blockbuster zu genießen, ist stets eine unschuldige Sünde. Einfach mal zwei Stunden die Füße hochlegen, einen Popcorneimer auf dem Bauch ausbalancieren, viel zu zuckerhaltige Kaltgetränke bereitstellen und danach in den geistigen Autopilot gehen. Die restlichen Sinne werden schließlich durch Feuerwerk, THX-Beschallung und knackige Oneliner sowieso über Gebühr bei Laune gehalten, da ist Denken nicht nur schwierig, sondern hinderlich. Willkommen zu Legendary.

Solltet Ihr einer der verbitterten Hardcoregamer sein, die im diffusen Licht ihres Kellers in Spielen nach existenziellen Werten suchen, dann macht Ihr bei Sparks kommenden Horror-Shooter besser schon jetzt einen vorsichtigen Schritt zurück. Die gesamte Handlung lässt sich, wie es sich für einen guten Action-Ritt gehört, bequem auf einem Streichholzbriefchen zusammenfassen.

Böser Mogul mit eigener Privatarmee und dem coolen Geschäftsnamen „The Black Order“ lässt unwissenden Superdieb die Büchse der Pandora in einem New Yorker Museum öffnen. Die Box geht auf, eine Menge Special Effects passieren während das Museum einstürzt, Monster tauchen auf, zerlegen New York und Held trifft nette Leute, die sich „The Council“ nennen und rettet mit ihnen die Welt durch viel Geballer. Man muss eigentlich dankbar sein, dass der Ansatz so gradlinig verläuft und dass an keiner Stelle probiert wird, in Matrix-Manier den Sinn unseres Dasein auf Erden auf eine Weise reinzupressen, die einen peinlich berührt auf dem Sessel herumrutschen lässt.

Legendary sieht sich offensichtlich als Action-Fest mit einem gesunden Schuss Horror und Splatter, als modernes Aufregungskino, und als solches funktioniert es. Nach den schwachen ersten Minuten im Museum betretet Ihr die Szenerie der New Yorker Straßen und die Dramatik schaltet einige Gänge hoch. Eine Energiewelle bringt den Verkehr zum Erliegen und die Straßendecke zum Bersten.

Legendary: Die Kreaturen

Greife, in Legendary eine durchaus beeindruckende Mischung aus Löwe und Adler mit der Laune einer gegen den Strich gebürsteten Katze, verdunkeln den Himmel, reißen die panisch fliehenden Bewohner und sorgen für die Art von Panik, die nur eine gewaltige Gruppe mordlüsterner Flügelviecher verursachen kann. Solltet Ihr „Herrschaft des Feuers“ kennen, gibt Euch das einen guten Eindruck. Und wie die Drachen dort zeigen hier die Greife nicht den Hauch von Güte, Intelligenz oder Erhabenheit. Diese Eigenschaften dichten ihnen andere Geschichten an, Legendary sieht sie als gefiederten Tod. Und als solcher verrichten sie ihre Aufgabe sehr gewissenhaft.

Dabei sind sie nicht annähernd das Schlimmste, das der stets gebeutelten Metropole widerfährt. Den bleibendsten Eindruck hinterlässt der Golem. Dieser neuzeitliche Horror hat nichts mehr mit dem Lehmwesen aus Prag gemein. Es beginnt als Blitz reiner Energie. Zunächst scheint nichts zu geschehen, dann beginnt sich langsam, aber unaufhaltsam aus den frisch zerstörten Resten der Straßenzivilisation erst Beine, ein Torso und schließlich eine vollständige Gestalt zu formen. 10 Stockwerke hoch, massiv, unfassbar. Scheinbar unangreifbar. In einer täuschend ruhigen Bewegung dreht sich der Koloss und spaziert los. Durch eine Häuserfront durch. Ohne auch nur zu pausieren.

War der Auftritt der Monster bisher ein Gemälde in Bewegung, fällt hier das erste Mal der Blick auf die grafischen Feinheiten von Legendary. Man arbeitete mit Liebe zum Detail und in grausiger Faszination betrachtet der Held die zerstörten Wände, die der Golem in seinem Fahrwasser zurück lässt. Geborstene Leitungen, verwüstete Räume, überall die schreienden, flüchtenden und sterbenden Bewohner der Stadt.

Nein, mein Werwolf frisst keine Polizisten…Uups, das hat er ja noch nie gemacht…

Ihr seid erst einmal nicht direkt von Greifen oder Golems betroffen. Denn Drachen sind nach einem kurzen Hindernislauf durch die Trümmerwüste Euer größtes Problem. Zum Glück neigten die Legenden hier scheinbar stark zu Übertreibungen, denn statt Bus-großer Riesenreptilien steht Euch hier nur die schultergroße Dackel-Variante der Tatzelwürmer gegenüber. Trotz robuster Panzerung sind die feuerspuckenden Biester schnell und durch den Einsatz zerstörbarer Wasserhydranten ins Reich der Sagen zurück befördert.

Dumm für Deckard, dass dieser Moment von der Black Order genutzt wird, um ihren Auftritt mit Hubschraubern und einem Sturmkommando zu zelebrieren. In recht geordneter Formation, stets mögliche Deckungen suchend, arbeitet sich ein gutes Dutzend der Soldaten auf Euch vor. Die einzige Schwäche, die sie sich leisten, besteht in ihrer Unfähigkeit zu lernen. Ihr pickt einen Soldaten hinter einer scheinbar guten, aber trotzdem nicht schlecht einsehbaren Deckung heraus und erledigt ihn. Ein zweiter rückte sofort nach, offenbar war das Fleckchen zu verlockend. Auch er fiel praktisch sofort, denn Euer Zielkreuz war ja noch ausgerichtet. Als der dritte ebenfalls keine Schlüsse aus dem Schicksal von eins und zwei zog, begann ich am Training der Black Order zu zweifeln.

Ihr flüchtet Euch in eine Lagerhalle, deren Leere natürlich trügt. Auftritt der Werwölfe. Schnelle, verhungert wirkende Biester, Fleisch gierig und bösartig. Und sehr robust gegenüber Kugeln. Silbergeschosse gibt es nicht. Ihr Kopf muss von den Schultern. Gut, dass sich eine Feueraxt im Gepäck befindet. Nein, Legendary ist wahrhaftig kein zahmes Spiel.

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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Legendary

PS3, Xbox 360, PC

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