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Legion GeForce GTX Challenge - Wir wollen einfach Spaß haben!

Acht europäische Teams, Acht unterschiedliche Herausforderungen und es geht um... Nichts!

"Noch vor ein paar Jahren war mit spätestens 25 Schluss mit dem professionellen eSport, mittlerweise gibt es Spieler, die sind schon Mitte 30 und spielen immer noch ganz vorne mit", erklärt mir Andre "nookyyy" Utesch im Gespräch. "Aber das ist nichts für mich, ich bin jetzt 31 Jahre alt und habe lange Zeit Counter-Strike und CS:GO gespielt, rund um die Uhr trainiert. Das ließ sich mit dem privaten Leben und dem Job einfach nicht mehr vereinbaren. Und wenn du nicht dran bleibst, dann kannst du deine eSport-Karriere vergessen." Utesch ist jetzt ein sogenannter Variety-Streamer, spielt also unterschiedliche aktuelle Games in seinen Sendungen, gehört zum Nvidia Twitch-Team und versammelt regelmäßig 120.000 Follower vor dem Bildschirm. Von den Donations der Zuschauer und vor allem den Sponsorships lässt sich ein bequemes Auskommen generieren, verrät er mir. Eine Rückkehr in den aktiven eSport ist keine Option für den gebürtigen Hannoveraner mehr, auch wenn er noch nicht das biblische Höchstalter für kompetitive Pro-Gamer erreicht hat.

Dem Gewinner winken zwar keine Millionen, aber dafür ein überdimensionaler Meisterschaftsgürtel in Wrestling-Optik und teure Hardware.

Andre Utesch gehört, wie seine Streamer-Kollegen Sebastian "LostAiming" Fiala, Kevin "tweeday" Tweedale und Mats "P4wnyhof" Kathage, dem Team aus Twitch-Streamern und YouTube-Granden an, die in Paris bei der 3. GeForce GTX Challenge Deutschland vertreten haben. Gleich vorweg: Die Truppe hat sich in dem zweitägigen eSports-Spektakel gegen die Mannschaften aus Italien, Polen, den GUS-Staaten, Frankreich, dem Vorjahressieger Spanien und einem gemischten nordischen Team durchgesetzt und darf im nächsten Jahr zur Titelverteidigung antreten. Wenn Ihr jetzt an ein bierernstes Turnier denkt, bei dem es, wie beispielsweise in The International, um schwindelerregende Millionengewinne geht, liegt Ihr falsch. Die GeForce GTX Challenge ist eine reine Fun-Veranstaltung, bei der die Community ihren Stars beim Zocken zusehen kann und dazu auch eine Plattform für den Grafikkarten-Giganten Nvidia und den diesjährigen Hardware-Partner Lenovo, kräftig die Werbetrommel zu rühren.

Kai 'Noonia' Gade und Dan '@Kaffeekind' Heck: Jedes Land brachte seine eigenen Shoutcaster mit.

Die Sieger bekommen keine Preisgelder in sechs- oder siebenstelliger Höhe, sondern einen überdimensionalen Gürtel, bei dem auch Wrestling-Champions neidisch werden könnten und teure Hardware. Zum Beispiel Oberklasse GeForce-Grafikkarten, wie die GTX 1080 Ti und das Gamer Laptop Legion Y720, die fairerweise innerhalb der Streamer-Community verlost werden sollen. Die nagelneue Nvidia Titan Xp in der Star Wars Collector's Edition, auf die ich einen kurzen Blick werfen durfte, gehörte leider nicht zum Preispool. Schade, für die schicke Jedi-Order-Variante in silber hätte ich mich glatt auch noch als Nvidia-Botschafter beworben. Wenn ich denn in der Lage wäre, auch nur halbwegs mit den Profis mithalten zu können und vor dem Bildschirm nicht so eine peinliche Figur abgeben würde. Wie dem auch sei, was mussten die Teams denn für den europäischen Meistertitel leisten? Eigentlich ganz simpel: In acht Jeder-gegen-Jeden-Herausforderungen den Gegner bezwingen und am Ende die meisten Punkte auf dem Konto verbuchen.

Die einzige Frau im Teilnehmerfeld war Amanda @Ethieen Oto aus Spanien. Da ist noch Nachholbedarf.

Dabei wurden mit Destiny 2, Rocket League, PES 2018, Rainbow Six Siege, Project Cars 2, Overwatch und Playerunknown's Battlegrounds sieben unterschiedliche Spiele gezockt und in einer achten Herausforderung ging es um den Zusammenbau eines PCs unter Zeitdruck. Bewusst wurde bei der Auswahl auf Spiele mit allzu komplexen Abläufen, wie beispielsweise bei den Vorzeige-MOBAs Dota 2 oder League of Legends, verzichtet. Die Zuschauer sollten Games zu sehen bekommen, die aktuell Hoch im Kurs stehen, leicht zu verfolgen sind und sich medienwirksam aufbereiten lassen. Es versteht sich, dass es keinen einzigen Teilnehmer gab, der in allen Spielen Spitzenleistungen zeigen konnte und entsprechend fielen die Matches teilweise herrlich chaotisch aus. Nach dem Rainbow-Six-Siege-Spiel hat mir die komplette deutsche Mannschaft freimütig erklärt, dass keiner auch nur im Geringsten gewusst hat, was er tat. Das nimmt den Jungs aber niemand übel und unterstreicht nur den Status als Spaßveranstaltung.

Die Zuschauer am Twitch-Livestream konnten bei jeder Begegnung Handicaps vergeben. Bei dem Destiny-2-Match hat es die deutsche Mannschaft getroffen, die stehend spielen musste.

Apropos Spaß: Die Veranstalter haben sich zusätzlich noch ein unterhaltsames Handicap-System ausgedacht, um auch wirklich sämtlichen Ernst aus den Challenges zu verbannen. Die Twitch-Zuschauer konnten vor Beginn jeder Runde bestimmen, ob eine oder gleich beide Mannschaften ein zusätzlichen Handicap aufgebrummt bekommen. Destiny 2-Multiplayermatches stehend absolvieren, bei Rocket League eine blickdichte Einhornmaske tragen oder PES mit Torwarthandschuhen spielen, das war nicht nur eine Gaudi für die Zuschauer, sondern auch ein echter Nachteil für die Teams. Auch schön: Das eigentlich einfache Zusammenstecken von ein paar Kabeln, dem Einbau von RAM, SSD und der Grafikkarte in der Build your PC-Challenge wurde erschwert, in dem die Teilnehmer eine Spaßbrille tragen mussten, die das Sichtfeld arg verzerrte.

Erinnert an Spiel ohne Grenzen: In einer Challenge soll in maximal 10 Minuten ein PC zusammengebastelt werden. Eigentlich keine echte Herausforderung, wenn denn nicht die Schrauber eine Spaßbrille tragen müssten, die das Sichtfeld verzerrt.

Nicht nur die 32 All-Stars mussten sich bei dem Spaß-Spektakel vielseitig zeigen, die Spieldiversifizierung war auch eine Herausforderung für die Kommentatoren. Jedes Land, respektive Region, hat sein eigenes Shoutcaster-Duo mitgebracht, das den Ablauf für die Stream-Zuschauer begleitete. Für Deutschland saßen der erfahrene Kai "Noonia" Gade und zum ersten Mal der Community-Liebling Dan "@Kaffeekind" Heck im Studio. Ich habe mich mit den beiden über ihre Aufgabe unterhalten, die weit über das einfache Kommentieren einer Spielsituation hinausgehen. "Du musst dir das genau wie beim Fußball vorstellen. Wir müssen das gerade zu sehende Spielgeschehen beschreiben und bewerten und machen Stimmung für die Mannschaft. Da dürfen wir ruhig parteiisch sein, aber dabei schon immer fair bleiben.", beschreibt mir Kai die Grundzüge des Jobs.

Eine Runde Rocket League mit Einhornmaske, die Handicaps wurden im Verlauf des Turniers immer skurriler.

Das es sieben verschiedene Spiele zu shoutcasten gilt, macht keine Probleme, sagt Dan. "Die Auswahl ist recht shooterlastig, da können wir auch mit allgemein gültigen Begriffen wie Peak und Rush arbeiten und müssen nicht zwingend die komplette Fachterminologie eines Games kennen. Aber die Grundzüge müssen schon sitzen, sonst wird man von den Zuschauern als inkompetent wahrgenommen." Ich erfahre weiter, dass es zwei Formen von Shoutcastern gibt, den Play-by-Play-Caster, der jede Situation im Spiel sofort aufgreift, schnell spricht und vor allem emotional und laut bei der Sache ist. Und da gibt es den Color-Caster, der mit Hintergrundgeschichten zu den Spielern, Erklärungen zum Regelwerk und strategischen Hinweisen die Expertenfunktion einnimmt. "Am besten funktioniert es, wenn sich die Shoutcaster ergänzen und gemeinsam harmonieren", sagt Dan. Und genau das scheint bei den beiden der Fall gewesen zu sein, das Twitch-Publikum war auf jeden Fall zufrieden.

Nach sieben Spielen und einer PC-Zusammenbau-Challenge steht das deutsche Team mit den Spielern LostAiming, tweeday, nookyy und P4wnyhof als Meister fest und dürfen im nächsten Jahr den Titel verteidigen.

Für Alexandre Blumenthal, den Marketing Director von Lenovo, ist die professionell in den Pariser ESL-Studios produzierte Veranstaltung eine ideale Möglichkeit die frische Marke Legion zu etablieren. Damit möchte der eher für seine Business-Notebooks bekannte Hersteller im Bereich des Pro-Gaming Fuß fassen. Die spendierte Hardware-Ausstattung für das Event kann sich sehen lassen und das 17 Zoll Gaming-Laptop Legion Y920 mit GeForce GTX 1070 sowie der Y920 Tower mit GTX 1080 Grafikkarte, sind echte Profi-Geräte, die sich hinter der gängigen Konkurrenz nicht verstecken brauchen. Blumenthal beobachtet ganz genau die Wirkung von Influencern auf die Kaufentscheidungen der potenziellen Kundschaft. Es werden Seitenaufrufe, Tweets, Facebook-Posts und Twitch-Zuschauerzahlen akribisch registriert. Und das nicht nur während der laufenden GTX-Challenge, sondern auch im Nachgang. "Ich freue mich sehr, wenn alle Beteiligten ihren Spaß haben, aber am Ende zählt für uns der Umsatz und der Ertrag." Ein erfreulich ehrlicher Schlusssatz.

Die Titan XP-Grafikkarten aus der Star Wars Collector's Edition sind schon echte Prunkstücke. Die gibt es nach Wunsch in einer Galactic Empire oder Jedi Order-Ausführung und schlagen mit gut 1100 Euro zu Buche.

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Ulrich Wimmeroth Avatar
Ulrich Wimmeroth: Mag Rollenspiele und Ego-Shooter, sammelt Retro-Konsolen und nutzt seinen PC hauptsächlich zum Schreiben über Spiele. Und für Strategie natürlich. Und das seit Dekaden.
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