Lego 2K Drive im Test - Ein familienfreundlicher Mario Kart Killer?
Oder doch mehr ein Lego Forza Horizon?
Was ist Lego 2K Drive eigentlich genau? Ist es mehr eine Art Mario Kart? Oder doch eher ein Forza Horizon? Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, denn in Teilen trifft beides davon zu. Funktioniert diese Kombination? Ja, ganz gut sogar, wenngleich nicht durchgehend. Für etwas, das sich 2K sicherlich als neues Franchise mit Zukunftspotential vorstellt, ist es allerdings eine gelungene Premiere.
Im Kern präsentiert sich Lego 2K Drive als Open-World-Rennspiel, in dem es viel zu entdecken gibt. Dabei versprüht es, passend zu seinen ausgedehnten Lego-Welten, eine Art von kindlicher Freude, die zu jeder Zeit durchscheint. Wenn ihr ein Spaß-Rennspiel für euren Nachwuchs sucht, ist Lego 2K Drive ein mehr als geeigneter Kandidat und legt euch dabei wenig Steine in den Weg.
Was gibt es in Lego 2K Drive zu tun?
Eine Menge Dinge gibt es zu erledigen, nachdem ihr diese erst einmal entdeckt habt. Im Gegensatz zu einem Forza Horizon werden euch im Laufe der Kampagne nicht alle Aktivitäten automatisch auf der Karte angezeigt. Manche schon, ja, andere müsst ihr wirklich erst entdecken, indem ihr in der Nähe vorbeifahrt. Die Welt besteht aus vier Bereichen, wovon einer mehr ein Tutorial-Gebiet darstellt. Die könnt ihr nach Lust und Laune erkunden, wobei ihr für die Kampagne vielleicht so um die zehn Stunden benötigen werdet. Das hängt davon ab, wie sehr ihr euch ablenken lasst.
Was besonders Spaß bereitet, ist die ungebremste Erkundung. Auf Straßen seid ihr mit eurem Straßenfahrzeug unterwegs, abseits dieser Pisten verwandelt sich euer Gefährt automatisch in ein Off-Road-Fahrzeug. Und wenn ihr im Wasser landet, wird daraus ein Boot. So gibt es keine Pausen beim Durchqueren der Welt und ihr könnt einfach fahren, euer fahrbarer Untersatz tauscht sich ganz von selbst aus.
In der Kampagne geht es primär darum, Rennen zu absolvieren und einen Rivalen nach dem anderen zu schlagen, wozu auch ein Pferd gehört. Ein Pferd, das in einem Auto hockt. Ist eben ein Lego-Spiel, da geht das. Dadurch sammelt ihr Flaggen, durch die ihr wiederum Zugang zur Grand Brick Arena erhaltet. Das stellt sozusagen den Höhepunkt einer jeweiligen Region dar und resultiert in einem besonders spektakulären Showcase-Rennen.
Zwischendurch gibt es jede Menge Zeug, das euch ablenken kann. Egal, ob es einfach nur bestimmte NPCs oder Szenerien sind, kleinere Aufgaben, Sammelobjekte oder Herausforderungen, es gibt einiges zu tun. Das ist nicht der Gipfel der kreativen Ideen, macht aber durchaus Spaß. Und ist nicht immer einfach, zumindest auf den ersten Blick. Ein Ei in eine große Pfanne zu befördern, klingt simpel, kann aber frustrierend sein. Wobei ihr euch da selbst aushelfen könnt, indem ihr ein Fahrzeug baut – dazu gleich mehr -, das diese Aufgabe angenehmer gestaltet.
Was die Gesamtspielzeit anbelangt, macht die Kampagne wirklich nur einen eher kleinen Teil aus. Alles zu entdecken und zu erledigen, wird darüber hinaus noch einige Stunden in Anspruch nehmen.
Nicht alles an Lego 2K Drive ist durchweg gelungen
Es ist leicht, in Lego 2K Drive hineinzufinden, was nicht überrascht, schließlich sollen auch Kinder damit ihren Spaß haben. In der Steuerung steckt aber durchaus Potential, um mehr herauszuholen. Es gibt separate Buttons fürs Driften und eine scharfe Wende, wenn ihr schnell die Richtung wechseln möchtet. Unter anderem das Driften lädt wiederum euren Boost auf, von dem ihr häufig Gebrauch machen solltet. Und mit Extras, die ihr im Spielverlauf freischaltet, könnt ihr die Werte eures Fahrzeuges weiter pushen oder auch einen Doppelsprung freischalten. Es gibt da viele Optionen.
Gleichzeitig merkt man der Steuerung allerdings an, dass sie auf schnelles Rasen ausgelegt ist. Wenn es um feinfühligere Bewegungen geht, etwa beim Fahren durch enge Gassen zwischen Häusern hindurch oder beim langsamen Drehen, um ein bestimmtes Objekt zu zerschmettern, hatte ich selten ein gutes Gefühl. Nicht perfekt, aber im Zweifel rast ihr einfach ein Stückchen weiter und führt eine scharfe Wende durch.
Ähnlich wie in Mario Kart habt ihr Power-ups, die ihr während der Rennen einsammeln könnt, zum Beispiel Raketen, ein Spinnennetz oder eine Art Wurmloch, das euch ein Stück weit nach vorne bringt. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass der Fokus der Rennen darauf liegt. Es geht mehr darum, zu driften, gut durch die Kurven zu kommen und Abkürzungen zu finden. Bei manchen Power-ups fehlt mir so ein bisschen der Punch, wenn ich sie etwa mit dem blauen Panzer aus Mario Kart vergleiche. Auch die Präzision ist mitunter nicht die Beste. Da könnte man noch etwas optimieren.
Als eher unschön empfand ich hingegen das Rubberbanding in den Rennen. Ob das mit dem kindgerechten Fokus zu tun hat? Es wirkt jedenfalls etwas zu übertrieben. Häufig genug war es so, dass sich ein paar Gegner ein Stück weit vorne absetzten, egal wie gut ich zu Anfang fuhr. Je näher das Ende des Rennens kommt, desto schloss ich plötzlich zu ihnen auf und konnte dann doch noch den ersten Platz erzielen, indem ich sie überholte oder mit Power-ups ärgerte. Ich hatte nie den Eindruck, dass sich das natürlich anfühlt oder in dem Moment an meinen besonderen fahrerischen Fähigkeiten lag. Im späteren Spielverlauf bessert sich das ein wenig, aber gerade zu Beginn des Spiels fällt es doch extrem auf. Mehr, als es das tun sollte. Es gibt mir zwar ein Erfolgsgefühl durch den Sieg, aber ich habe dann den Eindruck, es nur erreicht zu haben, weil das Spiel es so wollte oder mir zumindest ein Stück weit den Weg ebnete.
Das Herzstück von Lego 2K Drive
Das eigentliche Herzstück von Lego 2K Drive habe ich bereits kurz angesprochen: Das Bauen. Egal, ob Straßen- und Off-Road-Fahrzeug oder Boot, ihr könnt jedes vorhandene Design anpassen oder auch von Grund auf selbst welche erstellen. Und genau das greift den Gedanken hinter Lego so richtig auf. Wo in TT Games' Lego-Spielen meist automatisch gebaut wird, setzt ihr hier wirklich Stein für Stein selbst aufeinander, wählt Farben und Formen aus und baut so das Auto eurer Träume zusammen. Natürlich nicht frei von sämtlichen Einschränkungen, aber es gibt doch einiges an kreativem Spielraum.
Gleichzeitig sei angemerkt, dass das keine Pflichtveranstaltung ist. Ihr müsst nicht bauen, um in Lego 2K Drive erfolgreich zu sein. Wenn ihr möchtet, könnt ihr euch auch alleine an die Standardfahrzeuge halten, auch davon gibt es zu Genüge. Ob ein Fahrzeug nun schwer oder leicht ist, wirkt sich dezent auf das Fahrverhalten aus und in manchen Rennen braucht ihr vielleicht mehr Geschwindigkeit als in anderen, aber es ist definitiv nicht so, dass ihr ständig gezwungen wärt, an allem herumzubasteln. Wenngleich das Experimentieren mit eigenen Kreationen auf jeden Fall Spaß macht! Und theoretisch könntet ihr hier alle Vehikel, sofern ihr über die passenden Teile verfügt, auch in der Realität nachbauen.
Wie groß ist der Spaßfaktor in Lego 2K Drive?
Wie sieht es mit dem Humor aus? Dass das hier kein bitterernstes Charakter-Drama ist, war zu erwarten. Alles ist leichtherzig, kindgerecht und humorvoll gestaltet. Wobei ich mich dabei nicht so sehr amüsiere wie bei einer guten Star-Wars- oder Marvel-Parodie in Lego-Form. Hier und da zaubert es euch ein Lächeln aufs Gesicht, aber Kinder werden daran mit Sicherheit ihre Freude haben.
Wenn ihr nicht alleine spielen möchtet, gibt es auch dafür Optionen. Führt Rennen mit Freundinnen und Freunden durch oder begebt euch in öffentliche Lobbys. Crossplay wird unterstützt, ihr solltet also genügend andere Leute finden. Ihr könnt sogar eure Fortschritte auf andere Plattformen mitnehmen, wenn ihr einen 2K-Account erstellt. Splitscreen ist ebenfalls möglich und lässt euch zu zweit nach Lust und Laune unabhängig voneinander durch einen bestimmten Teil der Welt rasen, solange ihr kein Rennen startet oder die Region wechselt.
Technisch funktioniert das auch im Splitscreen-Modus ganz gut, lediglich die Zahl der Pop-ins steigt etwas an. Ansonsten läuft Lego 2K Drive aber sehr flüssig. Auf der Xbox Series X konnte ich keine größeren Probleme oder Einbrüche unter die Marke von 60 Bildern pro Sekunde feststellen. Die Welt gibt sich dabei recht interaktiv, bis auf Gebäude könnt ihr im Grunde alles zerlegen, indem ihr es mit eurem Auto oder Boot rammt. Außerdem haben wir dynamische Wellen im Wasser, Matsch spritzt durch die Gegend und so weiter. Visual Concepts hat sich Mühe gegeben, überzeugende und farbenfrohe Lego-Welten zu erschaffen und das Ergebnis wird dem auf jeden Fall gerecht.
Lego 2K Drive - Fazit
Ist Lego 2K Drive etwas, womit ihr eure Kinder glücklich machen könnt? Ja, auf jeden Fall. Und wie sieht es mit den Erwachsenen aus? Nun, wer hinter die Oberfläche blickt, stellt fest, dass nicht alles perfekt ist. In manchen Situationen könnte die Steuerung etwas feinfühliger sein, die Power-ups könnten noch mehr Wucht versprühen und das Rubberbanding ist dann doch eine Spur zu auffällig. Der Fahrzeugbaukasten ist eine toll umgesetzte Idee, mit der ihr euren kreativen Ideen freien Lauf lassen könnt. Obendrein gibt es in der Welt mehr als genug zu tun. Das mögen zwar nicht die außergewöhnlichsten Aufgaben sein, sie sorgen aber für schnellen, unkomplizierten Spaß. Ist Lego 2K Drive also ein Mario-Kart-Killer? Nein, so weit würde ich nicht gehen. Das war auch nicht zu erwarten beim allerersten Spiel. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Das hier ist eine sehr gute Grundlage für die Zukunft. Sofern es nicht floppt, kommt da mit Sicherheit noch mehr.
Lego 2K Drive | |
---|---|
PRO | CONTRA |
|
|
Ihr könnt Lego 2K Drive auf Steam, im Microsoft Store, im PlayStation Store sowie im eShop der Nintendo Switch kaufen.