LEGO Harry Potter: Die Jahre 5-7 - Test
Was haben wir gelacht, als du weißt schon wer starb
Mehr als eines sollte man im Jahr nicht spielen, das gilt egal für welches der LEGO-Spiele von Traveller's Tales. Eines jedoch sollte man gespielt haben. Schon alleine, um sich mal für ein paar sehr viele Stunden - umfangreich sind sie ja immer - zu entspannen und zu lächeln. Welches ist wiederum ziemlich egal. Hätte ich im Sommer die Piraten der Karibik besucht, dann hätte ich bestimmt mit Harry Potter: Die Jahre 5-7 nicht den Spaß gehabt, den es mitbrachte. Weil so sehr ich sie auch mag, so liebevoll sie immer gestaltet werden, so brillant sie mit den Themen und Szenen der Vorlagen spielen: Sie sind immer gleich.
Tauscht den Grafiksatz gegen etwas Beliebiges aus und das Spiel dahinter bleibt immer, wie es war. Ein wenig gucken, wie es weitergeht, ein wenig Puzzeln, ein ganz klein wenig kämpfen. Ob es jetzt am Ende wie hier die Zaubersprüche oder in Batman die Gadgets oder in Piraten und Indy und Star Wars die was auch immer sind: Die Fertigkeiten, die dem Spiel zumindest einen Hauch Eigenständigkeit geben sollten, fühlen sich ebenfalls stets ein wenig zu ähnlich an. Zumindest zu sehr, um mich davon zu überzeugen, dass ich hier wirklich ein einzigartiges Spiel vor mir habe.
Nicht dass das Konzept an sich schlecht wäre, ganz im Gegenteil. Wäre das der Fall, dann würden die Leute das sicher nicht zum zehnten Mal kaufen. So lange hält der Fan-Bonus, bestehend aus LEGO und Franchise, das Ganze auch nicht am Leben. Die charmante Mischung aus ganz viel Kann und vergleichsweise wenig Muss, dazu sammeln, sammeln und noch malsammeln plus viel Erforschen und Entdecken. Spielt sich so locker flockig weg, dass man schnell die Stunden besser gar nicht mehr zählt, in denen man silberne bis lilafarbene LEGO-Buttons hortete. Es geht immer etwas weiter, man kann immer ein wenig zurück, um mit einer neuen Fertigkeit ein altes Areal endgültig abzugrasen oder ihr klickt euch durch die Myriaden an freigeschalteten Extras. Damit kriegt man locker so manchen Abend durch.
Auch der denkbar unkomplizierte Drop-in-Koop gehört nach wie vor zu den perfekten Eltern-Kind-Spielen. Erstere langweilen sich nicht und können genauso sehr über die gelungenen Witze schmunzeln, die Kids lieben es sowieso, weil es LEGO und Potter verbindet und ab 6 ist es auch noch. Dazu kommt die wohl beste Splitscreen-Aufteilung, die es für ein solches Action-Adventurechen gibt. Nach über zehn Auflagen und im Detail ja durchaus vorhandenen Verbesserungen erstaunt es, wie unangetastet diese Formel erhalten blieb. Keine Frage, mit dem ersten dieser LEGO-Games stieß Traveller's Tales auf Gold und es glänzt heute noch. Man muss es nur dosiert genießen.
Seid ihr in erster Linie für Harry Potter und weniger für das LEGO hier, dann habt ihr erneut ein Fest vor euch, wenn auch kein ganz so frisches wie es noch bei den Jahren 1-4 der Fall war. Ein wenig hat sich Hogwarts als Setting aufgebraucht und dadurch, dass es auch nicht mehr die alleinige Rolle als Setting genießt, bleibt es auch farbloser. Die neuen Areale um Hogwarts und zu den Begebenheiten der letzten Bücher scheinen auch eher etwas grauer und leerer als die prall gefüllte Wundertüte des Vorgängers.
Womit Traveller's Tales jedoch glänzend umgeht, ist die Anpassung des zuletzt in den Potter-Büchern sehr düsteren Stoffes. Die Welt wurde finsterer und bedrohlicher, die kindliche Unschuld ist verflogen, zahlreiche Helden und Bösewichte sterben. Das in den lässigen LEGO-Charme zu übertragen, hätte furchtbar in die Hose gehen können. Tat es nicht. Für keine Sekunde. Mit einem Lächeln bis Lachen und stets dem richtigen Taktgefühl wird das Drama umgesetzt, das an den richtigen Stellen sogar ein klein wenig Trauer trägt. Nicht zu viel natürlich, der nächste freundschaftliche Lacher auf Kosten des Vorlagematerials ist nie weit. Wer die letzten harten Jahre in Hogwarts mal einfach ganz locker, leicht, lustig und sehr, sehr charmant wie auch liebenswürdig erleben möchte, der wird LEGO-Harrys Jahre 5-7 lieben.
Das allein ist natürlich schon unendlich weit mehr, als ich jemals über die verunglückten direkten Umsetzungen des Filmstoffes sagen würde. Gegen diese Machwerke ist das hier ein gleißendes Licht des goldenen Spieldesigns überhaupt. Das Thema wird wieder perfekt aufgegriffen und auf die eigene, drollige Art mit treffsicherer Routine umgesetzt und Fans werden es sofort ins Herz schließen.
Routine ist aber das Kernwort beim Spieldesign selbst. Traveller's Tales LEGO bleibt eines der besten Spiele überhaupt, mit dem Eltern und ihre Kinder zusammen spielen können und beide haben dabei Spaß. Der Koop funktioniert prächtig, die Level sind gut aufgebaut und so weiter. LEGO bleibt LEGO bei Traveller's Tales und wer dieses Jahr schon eins hatte, der muss sich bewusst sein, dass der Anstrich ein anderer ist, aber das Spiel dahinter letztlich "nur" mehr von der gleichen, sehr hohen Qualität bietet. Also eigentlich genau das Richtige für die Weihnachtszeit.
LEGO Harry Potter: Die Jahre 5-7 ist ab sofort für PC und so ziemlich alles erhältlich, was aktuell an Konsolen verkauft wird.