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LEGO Horizon Adventures im Test - Niemand wollte es, niemand braucht es, aber jetzt ist es halt da

Horizon. Weil wir alle anderen Franchises schon gemacht haben.

Man kann alles zu LEGO machen, aber man sollte nicht immer: Ein relativ erwachsenes Open-World-Game gibt kein gutes Mini-Level-Koop-Kinderspielchen ab. Mäßiger Kampf, wenig kultige Lore, hier ist nicht viel, was einen durch die schlechteste Version von Horizon bringt.

Das ist eine interessante Kombo, den einen Tag das Original, den gefühlt nächsten die Lego-Version. Nun, zumindest muss ich nicht überlegen, was die Referenzen sind. Der Holzhammer, mit dem die geliefert werden, wird an Brutalität nur von dem dringenden Wunsch überboten, den Kopf auf meine metallene Tischplatte zu schlagen, jedes Mal, wenn ein Witz kommt. Lego war mal charmant, aber hier gibt das Material es einfach nicht her und so verließ man sich auf das, von dem man dachte, dass Achtjährige es komisch finden könnten. Konjunktiv, wohlgemerkt, ich würde nicht darauf wetten.

Ganz ehrlich, jenseits von „wir wollen das Geld“ sehe ich hier für keine Seite eine inhärente Motivation das eine Franchise in das andere zu quetschen. Schlicht, weil Horizon kein Film ist, der aus Szenen besteht, sondern ein Open-World-Spiel, in dem ihr die relevanten Szenen mitdefiniert. Wo man langgeht, was man sich anschaut, wie man kämpft und vieles mehr basiert auf dem Prinzip möglichst großer Spieler-Freiheit.

Lego Horizon ist das exakte Gegenteil davon. Ihr rennt ein paar Meter, es kommt ein kurzer Kampf, dann weiter durch den linearen, kurzen Level, nächster Kampf, Extrawaffen einsammeln, letzter Kampf. Dazwischen werden noch ein paar Szenen reingequetscht, damit die Handlung sich irgendwie bewegt. Nichts davon macht Sinn. Die Handlung hier ist für besagte Achtjährige geschrieben, umschifft die meisten komplexeren Themen so weit es nur geht und hofft darauf, dass ihr euch an gar nicht mal so interessante Szenen aus einem Spiel vor sieben Jahren erinnert. Oder hoffentlich das Remaster spielt – solltet ihr tun, siehe Test hier, eure Zeit ist dort in jedem Falle sinnvoller investiert.

Filme wie Star Wars, Harry Potter oder Indy funktionieren, weil man legendäre Szenen parodieren kann und die im kollektiven Nerd-Gedächtnis sicher gespeichert liegen, egal welches Alter man gerade hat. Horizon gibt da echt nicht viel her. Insoweit, je weniger man über das, was Lego hier tut und dabei Paw Patrols Charakterentwicklung gut aussehen lässt, redet, desto besser. Lieber spielen und die Details der Spielwelt genießen.

Diese sind auch hinreißend. Sicher, der Novelty-Faktor dessen, was die Lego-Digital-Künstler mit den Franchises machen, hat sich ein wenig abgenutzt, aber dann wiederum ist das alles so niedlich, dass man einfach immer wieder mal genauer hingucken muss. Die Animationen der Metall-Tiere sind dabei eher enttäuschend. Diese kamen im richtigen Horizon lebendig rüber, zeigten in ihren Bewegungen fast schon Emotionen wie Neugier oder Verwirrung, aber hier sind es einfach nette Lego-Roboter. Hübsch nachgebaut, ein schwacher Abklatsch. Die Animationen von Aloy und Freuden dagegen funktionieren einmal mehr fantastisch. Die Welten wurden hübsch gebaut und man fragt sich schon, wie es wäre, wenn all diese Lego-Niedlichkeit wirklich eine offene Welt wäre.

Ist es aber nicht und man kann nicht mal die Kamera bewegen. Ich habe eine Weile kein Lego-Game mehr gespielt, aber ich ging instinktiv davon aus, dass diese Beschränkungen aus 2005, dem Jahr des ersten Lego-Games dieser Art und der PS2 und GBA-Ära, lange passé sein müssten. Weit gefehlt, ihr habt keine freie Kamera. Mir ist auch vollkommen unklar warum, außer natürlich, dass es billiger ist für eine feste Perspektive zu programmieren. Der rechte Stick wird nicht genutzt.

LEGO Horizon Adventures - Screenshots

So weit, so Lego kann man jetzt sagen, aber die Arenen sind natürlich viel größer als ein Screen und die Gegner nutzen sehr gern auch mal Fernangriffe. Etwas, das ihr auch als primäre Waffe habt, wenn ihr Aloy spielt. Es kommt aber mehr als nur gelegentlich vor, dass Aloy und Robo-Monster nicht im gleichen Screen sind, sich aber trotzdem beharken. Oder ihr wisst gar nicht erst, dass da ein Gegner ist und werdet aus dem Off beballert. Bei mitunter sechs, sieben oder mehr Gegnern um euch herum, von denen ihr vielleicht drei seht… Spaß ist was anderes.

Wir haben das Jahr 2024, eine bewegliche Kamera ist nicht mehr optional und ich weigere mich, etwas anderes zu akzeptieren. Das hier ist kein Low-Budget-Indie, das ist eine Kooperation zweier Spielzeug/Gaming-Titanen. Sucht euch ein Team, das eine Kamera bewegen kann oder gebt dem Team, das ihr habt, ausreichend Geld, um eine zu entwickeln, falls es daran scheitert. Das hier ist einfach, puh, ich kann nicht Kraftausdrücke anderer Redakteure gelegentlich streichen und dann selbst damit anfangen, aber genau das ist das hier.

Der Rest des Kampfes ist nicht viel besser. Das Stealth-System ist ein Witz, auch aufgrund der fehlenden Übersicht. Wenn man nicht weiß, ob einen ein Gegner sieht, weil er außerhalb des eigenen Sichtfeldes ist, weiß man auch nicht, wann man sich von Busch zu Busch bewegen sollte, und kann gleich losrennen und hektisch ballern und prügeln. Dieses macht dann halbwegs Laune, da die Spezialwaffen und verschiedenen Charaktere genug Abwechslung reinbringen und die Stärken und Schwächen der Feinde dem Ganzen eine taktische Note geben, aber das große spielerische Highlight des Jahres ist es sicher nicht.

Immerhin machen die Boss-Fights Laune, definitiv der positive Höhepunkt all dessen. Das und natürlich der Koop-Modus, der offen gesagt ein zentrales Thema für euch sein sollte, wenn ihr immer noch über dieses Spiel nachdenkt. Zu zweit wird es nicht viel besser, aber geteiltes Leid ist halbes Leid, vor allem, wenn Bier und/oder die kindliche Freude des Nachwuchses mit im Spiel sind.

Die Welt selbst ist wie gesagt nicht offen und statt sie weiter zu erkunden habt ihr Dorf-Hubs, die ihr sinnlos verzieren dürft. Ich sage „sinnlos“ als jemand, der nie das Konzept von Animal Crossing als validen Zeitvertreib verstanden hat, also kann der Spaß daran, irgendwelche digitalen Lego-Horizon-Modelle freizuschalten und in die Landschaft zu stellen, variieren. Etliche Kostüme gibt es, die ihr freischaltet, neue Charaktere kommen dazu, sind auch spielbar. Aber nichts davon fühlt sich so interessant an wie die Locations in Harry Potter oder Star Wars, schlicht, weil es in Horizon kaum ikonische Locations gab, mit denen man das Nostalgie-Spielchen so richtig durchziehen kann. Wenn ich an Horizon denke, sind es die Kämpfe und die weiten Landschaften, aber nicht irgendein Dorf, in dem irgendwelche Totems herumstanden. Dementsprechend gering war mein Interesse, diese Art von Puppenhaus auszubauen.

Lego Horizon war von Anfang an als sinnvolles Konzept schwer vorstellbar, sofern Gobo-Games mit ihrem Lego-Erstlingswerk das Lego-Game-Konzept nicht drastisch umstellt. Dazu waren sie nicht willens oder in der Lage, und so habe ich keine Ahnung, wer jenseits härtester Lego-Games-Sammler was damit anfangen soll. Es spielt sich jetzt nicht schlecht, wenn man sich mit den genannten, allerdings nicht so kleinen Unzulänglichkeiten des Kampfsystems arrangieren kann. Aber auch nicht anders als ein Dutzend besserer Lego-Games, die ihr für wenige Euro bekommt. In diesen funktioniert vor allem das Parodie-Nostalgie-Konzept sehr viel besser. Bei Horizon gab es wenig, womit man da arbeiten kann, und so kalauert sich die Handlung durch das Leben wie ein B-Comedian zu später Stunden auf den hinteren Kanälen. Man kann es gucken, aber es schmerzt schon ein wenig.

Horizon: Zero Dawn ist ein Spiel, das ich heute mehr wert schätze als ich es initial tat. Forbidden West ist sicher eine solide Fortsetzung mit ein paar eigenen Qualitäten, aber Lego Horizon existiert, weil es geht und Lego scheinbar alles andere schon gemacht hat. Nur eben besser als in Horizon. Kauft euch lieber den physischen Lego Langhals. Fängt auch nur Staub am Ende, aber der Abend, den man hatte ihn zu bauen war sicher für das eigene Leben relevanter als dieses tranige Mittelmaß in schöner Packung. Selbst bei Koop mit Kindern würde ich zu eher zu jedem anderen Lego Game raten und wenn nicht mal das als Ausrede herhalten kann, bleibt da nicht viel.

LEGO Horizon Adventures
PROCONTRA
  • Lego-Figuren sind halt immer niedlich
  • Soundtrack ist teilweise nett
  • Spielt sich nicht generell furchtbar und Bosskämpfe sind ein kleines Highlight
  • Koop ist immer ganz nett
  • Wenn diese positiven Punkte lustlos rüberkommen: Ist so gemeint
  • Die fixe Kamera ist nicht nur unzeitgemäß, sie ist auch im Kampf hinderlich
  • Stealthmechaniken praktisch unbrauchbar
  • Winzige, lineare Level mit einem absoluten Minimum an Erkundungsfreiraum
  • Bedeutungsloser und letztlich unpraktischer Hub
  • Horizon bietet wenig ikonische Momente, die sich in Lego-Momente übertragen lassen
  • Teilweise für drei Sekunden amüsanter, meist aber unterirdisch platter Humor (selbst für Lego-Games-Verhältnisse)

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