LEGO Burg der Löwenritter 10305 - 16 Gründe, warum früher nicht alles besser war!
40 Jahre Baudesign gehen nicht mal an alten Mauern spurlos vorbei.
Eigentlich ist ja Benjamin unser Lego-Experte, aber jetzt wollte ich mal das Kind in mir entdecken. Als solches hatte ich 1984 das legendäre Set 6080, die Königsburg. Sehr zum Neidwesen aller, die nur 6073, die Ritterburg hatten und eigentlich 6061 brauchten, den Belagerungsturm, um den begehrten Königssitz zu übernehmen. Ein paar 6030-Katapulte konnten auch nicht schaden. Heute sind das alles begehrte Sammlerstücke mit hohem Nostalgiefaktor. Für eine 6080, Originalpreis um die 100 Mark, müsst ihr heute 300 Euro locker machen, wenn der Zustand nicht komplett post-Belagerung sein soll.
Diesen hohen Nostalgie-Faktor macht sich LEGO gern zunutze, um ein neues Set, 10305, herauszubringen, das ganz subtil auf diese glorreichen 80er-Tage anspielt. Während andere Burgen der letzten fast 40 Jahre mehr in Richtung Fantasy- und Action-Sets tendierten, Drachen in den Mix werfen und kontemporäre jugendliche Designs bei Set und Packung wählten, zielt dieses hier exakt auf die Zeiten der alten Königsburg ab. Man muss schon zweimal hinsehen, um zu erkennen, dass dieser gelbe Hintergrund nur retro ist und nicht von früher kommt. Vor allem, weil einem die Ausmaße des gelben Umzugskartons, den ihr für 400 Euro bekommt, auch sonst Kindheitserinnerungen wach werden lassen. Als Kind erschien mir die Box von 6080 epochal groß. Heute würde sie wahrscheinlich eher niedlich sein, aber keine Sorge. Wenn 10305 vor einem steht, muss man wie damals beherzt mit beiden Händen zugreifen und hoffen, dass man nicht umfällt. Hier ein Eindruck mit Bierflasche als angemessener Maßstab. Schließlich ist das Set mit als „ab 18“ angegeben.
Dieses „ab 18“ macht irgendwie auch Sinn. Obwohl, vielleicht hätte „ab 40“ noch mehr Sinn ergeben, denn mit 18 will man viel, aber LEGO-Burgen, egal wie gut gemacht, gehören nicht dazu. Und auch wenn ich 14-Jährigen mühelos zutraue, erfolgreich die Löwenritterburg zu beenden, ist das eigentlich mehr der Moment, wo sich die Wünsche dem ab-18-Begehrlichkeiten-Set annähern und man ein wenig aus der Bau-Phase herauskommt, zumindest für ein Weilchen. Und unter 14… Ja, Kids sind clever, die kriegen das auch hin. Zumal die Dänen mit ihren zwei Anleitungen auf ihren knapp 400 Seiten mit 700 oder so Bauabschnitten selbst die schwedische Möbelkonkurrenz in Sachen Verständlichkeit hinter sich lassen. Und das ist kein Witz, neue Ikea-Anleitungen sind fantastisch.
Das Bild der Verpackung der ersten Löwenritterburg stammt vom Blog Steckkastenkrew, wo ihr jede Menge Bilder und nette Texte zu antiken LEGO-Sets findet. Definitiv einen Blick wert.
Gut so, denn LEGO ist auch nicht mehr das, was ich aus Zeiten der 6080 noch so im Hinterkopf habe. Mein letztes eigenes LEGO-Set liegt bestimmt über 25 Jahre zurück und die Sets, die ich mit Kindern seitdem baute, hatten höchsten eine „ab 8“-Angabe auf den teilweise recht großen, aber nie so großen Boxen. So erwartete ich naiverweise beim Öffnen die berühmten praktischen Mauerteile, aus denen LEGO-Burgen für so lange Zeit bestanden. Bodenplatten waren früher die wortwörtliche Basis aller großen Sets. Aber unter den fast 5000 Teilen der Löwenritterburg findet sich kaum etwas, das größer als eine kleine 10x6er-Platte ist und selbst davon liegen nur eine Handvoll in den fast 30 Tütchen. LEGOs Ritter vollzogen offensichtlich irgendwo den Wechsel vom Fertigteilhaus zu Stein auf Stein. Und damit begann dann auch ein sehr langes Wochenende.
Eigentlich hatte ich mich mit meinem Bruder für zwei, drei Stunden und ein paar Bier auf den Freitagabend verabredet. Schnell mal eine Burg bauen, dabei ein wenig Hillsfar und Quest Master hören – hey, wozu hat man ein 5000-Euro-HiFi-Setup, wenn nicht für Dungeon Synth –, mit sich selbst zufrieden sein und ins Bett fallen. Es begann mit dem Shellshock ob des Anblicks der 5000 Steinchen und wurde mit der Zeit immer verbissener. Aber gegen ein Uhr nachts wurden sie Segel gestrichen, die Burg war bestenfalls ein Drittel beendet. Der Samstag war dann lang und hochkonzentriert, gegen 22 Uhr stand der Prachtbau fertig vor mir.
In diesen Stunden hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Darüber, dass der Preis von 400 Euro zwar in jedem Falle hoch ist, aber ich nicht umhin kam, die Detailverliebtheit des Sets zu bewundern. Damit meine ich nicht mal unbedingt die „inhaltlichen“ Feinheiten, sondern die Kreativität, wie Steine kombiniert werden und manchmal sogar Kopf stehen, um etwas zu erreichen. Etwa 30 Male dachte ich „Hm, hier haben sie doch ein wenig geschlampt, das sieht dann doch nicht ganz perfekt aus.“, nur um fünf Bauschritte weiter festzustellen, dass es einfach noch nicht fertig war. Zum Ende hin stand dann ein bis in den letzten Stein durchdachtes Set vor mir, dessen Existenz ich sicher zu einem Teil der Kreativität von LEGOs Baumeistern verdanke, ganz sicher aber auch der Existenz hochwertiger CAD-Software. Keiner kann mir sagen, dass das alles nur von jemandem erdacht wurde, in dieser Genauigkeit und mit solch klaren definierten Anweisungen, der einfach nur im großen LEGO-Steinchen-Pool saß und sich inspirieren ließ. Falls doch, ich entschuldige mich und sehe den LEGO-Ingenieur nun als validen Beruf an, für den mir schlicht die Vorstellungskraft fehlen würde. Ich bin gespannt, was dann jetzt KI noch in diesen Job einbringt.
Aber das am Rande, hier geht es ja um die Retro-Nostalgie, die offen gesagt ein wenig bei der Packung auch schon wieder endet. Nicht ganz, einige Dinge, wie das Design der Wappen, zieht da mit, aber vieles, fast alles, ist so viel besser als es früher war: LEGO Löwenritterburg - 16 Gründe, warum früher nicht alles besser war!
1. Mehr Factions out of the giant box
Mehr Factions, bei denen man Quests abholen kann, sind immer gern gesehen und da schwächelte die alte Burg doch ganz schön. Sicher, man konnte improvisieren und einen künstlichen Bruderzwist zwischen den Rittern mit gelben Löwen auf blauem Schild und denen mit blauem Löwen auf gelben Schild vom Zaun brechen. Aber insgeheim war klar, dass das ein simpler Palet-Swap war und niemand mag die. Selbst die Axt-Garde war mehr eine Untergruppe, schließlich mussten sie die gleichen Löwenschilde tragen. Jetzt gibt es nicht weniger als drei Fraktionen: Die Establishment-Löwenritter, Wahrer der alten Ordnung, haben die Burg nach wie vor fest im Griff, aber in den Kellern wartet bereits die Revolution. Die Robin-Hood-Fraktion der Wald-Bewohner bietet euch einen alternativen Quest-Strang mit mehr Stealth-Gameplay, bis in der finalen Schlacht die Herrschaft übernommen werden kann. Wenn euch die Reputation der Helden wichtig ist, könnt ihr auch direkt auf der Seite der Schwarzen Falken eingreifen, die als überraschend emotional komplexe Bösewichte einen legitimen Grund für ihr beef mit den Löwenrittern haben - nehme ich an, lasst euerer Fantasie freien Lauf. Diese komplexe Fraktions-Struktur erlaubt für wesentlich abwechslungsreicheres Gameplay mit der neuen Burg.
2. Mehr Emotionen sind mittlerweile unerlässlich
Früher war es völlig okay, dass jeder Löwenritter vor sich hin lächelte, schließlich waren sie recht allein auf weiter Flur und die Könige des Hügels – der Bücherstapel, auf dem die Burg oben stand. Spätestens seit Game of Thrones ist es wichtig in der Fantasy eine gute Auswahl an Emotionen zu bieten. Von Verbissen bis zu dem verschmitzten Lächeln so inzestuöser wie sadistischer Könige will alles abgedeckt sein. Die neuen Figuren mit ihren Janus-Köpfen bieten euch praktischerweise stets zwei Gesichtsausdrücke. Endlich ist also die Plotline, dass die irre lachende Königin das Fallbeil am liebsten selbst schwingt, exakt und mit den richtigen Gesichtsausdrücken abbildbar. Das Set ist schließlich „ab 18“. Für weitere Inspirationen empfehle ich die Werke von Joe Abercrombie. Was uns zu Punkt 3 bringt:
3. Ein anständiger Kerker
Die alte Burg hatte schlicht keinen Platz für Gefangene. Nicht so richtig jedenfalls, die Mischung aus Abstellkammer und Gefangenenverwahrnotbehelf in einer der Ecken zählt wohl kaum. Jetzt ist diesem Zweck ein ganzer Kellerraum gewidmet, mit zwei echten Zellen. In einer steht sogar gleich ein Skelett, was einem Bewohner in der anderen Zelle klarmachen dürfte, wie das hier in der Löwenritterburg läuft. Und im Englischen nennt man es wohl „insult to injury“, wenn gegenüber der Zelle gleich noch eine Schatztruhe steht. Was mag wohl drin sein? Alte Bettlaken? Die Werkzeuge des Foltermeisters? Ein Schatz? Wird der Gefangene es herausfinden, bevor er selbst ein Skelett wird?
4. Dramatisch verbesserte taktische Ausgangssituation dank Geländevorteil
In den Grundzügen von Zugbrücke und Falltor unterscheiden sich 6080 und 10305 hier gar nicht mal so sehr. Die größte Schwachstelle jeder Burg ist das Tor und wenn dieses wie auch die Mauern ebenerdig liegt, macht es sich für Rammen und andere Belagerungstaktiken verwundbar. Ich verweise hier an das alte Set 6061 oder die Ramme 6062, die natürlichen Feinde von 6080. 10305 lernte dazu und wählte einen anständigen Hügel aus massivem Stein, um darauf gebaut zu werden. Das gibt schon mal ein paar Meter extra, die ein Belagerungsturm erst mal überwinden müsste. Dazu kommt der angewinkelte Weg hoch zum Tor, der kaum zwei Pferden nebeneinander Platz bietet. Viel Glück, da eine Ramme in Position zu bringen.
5. Zugbrücke und Falltor bekamen ein dramatisches Update
Weder Zugbrücke noch Falttor sind Neuigkeiten, beides war schon immer ein relevanter Teil der Sicherheitsarchitektur, aber nicht nur, dass beide jetzt auf einer Anhöhe liegen, sie selbst sind sehr viel effektiver durchdacht. Die Zugbrücke wird nun über eine Kette und ein Drehrad hoch oben am Turm bewegt. Sie wird ein Stück in die Mauer versenkt, wenn sie hochgezogen ist und direkt hinter ihr entsteht noch mal ein weiterer Graben, der eine Etage tief in den Keller führt. Viel Glück also, denn auch wenn die Ramme ein Loch schaffen sollte, wird es weiterhin nicht leicht sein, ins Innere zu kommen. Dazu sitzt dann das Falltor, über einen Kurbelzug oben auf dem Turm benutzt, auf der anderen Seite des Grabens. Die neue Löwenritterburg zu stürmen, ist ein Albtraum für alle Belagerer. Aushungern ist also definitive die bessere Wahl.
6. Lokale Versorgung erfuhr ein massives Upgrade
Das mit dem Aushungern kann allerdings ein wenig dauern. Zumindest die Versorgung mit frischem Brot und Croissants ist kein Problem, denn schließlich wartet die Löwenritterburg mit einer eigenen funktionalen Mühle aus, deren Mühlrad den Mühlstein im Inneren ankurbelt. In der umfangreich ausgestatteten Küche lassen sich nicht nur viele Details wie der Steinofen oder der direkte Brunnenzugang bewundern, man zeigt sich auch konsumentenfreundlich und so hängen Brezeln-to-go stets bereit an der Wand. So geht die Wache immer gut gestärkt auf die Zinnen, um mit heißem Öl den Feind am Morgen zu begrüßen.
7. Luxus is a thing!
Die alte Königsburg hatte einen Zweck und das war eine Basis für Truppen zu sein. Nicht nur gab es praktisch keine abgeschlossenen Innenbereiche, es gab generell keine Einrichtung. Vergleicht man das mit dem dekadenten Luxus der Löwenritterburg fragt man sich wirklich, wie der Spruch „früher war alles besser“ zustande kam. Ein üppiger Tafeltisch mit angemessenen Sesseln wartet im Kamin/Musik-Zimmer. Und das deutet nicht nur einen gemütlichen Kamin an, sondern auch ein zeitgemäßes Cembalo. So speist es sich dann gemütlich unter den Wappen der Ahnen, die über dem Tisch sauber drapiert hängen und eine Hommage an die lange Historie vergangener Lego-Sets geben. Lediglich der Eingang in diesen Bereich muss hinterfragt werden. Im Sommer ist der offene, schön mit Säulen gestaltete Durchgang natürlich angenehm, aber im Winter wäre ein solides Tor wie im oberen Stockwerk schon gut, um die Heizkosten zu senken.
8. Familie ist wichtig, das wissen alle Royals
Und weil das so ist, findet sich im obersten Stock natürlich ein Spielbereich mit genug Legosteinen, um eine Königsburg zu bauen. Nicht nur, das, auch ziemlich sicher handgeschnitzte Figuren der Heiligen Adeltrudis und Paraskeva finden sich hier, was auch eine außergewöhnlich umfangreiche Bildung im Sinne der Zeit hindeutet. Das oder es sind einfach nur zwei LEGO-Figuren-Minitaturen. Fifty-fifty, was es ist, würde ich sagen.
9. Die Löwenritter sind keine Analphabeten mehr
Gegenüber dieser Spielecke habt ihr dann den Schlafbereich, der den kalten Steinböden Rechnung trägt. Während der Wohnbereich sauber gefliest wurde, gibt es oben Teppich vor dem Kamin und dem Schreibtisch. Auf diesem liegt die Korrespondenz, was wieder einen Bildungssprung im Vergleich zur alten Königsburg andeutet. Zwar fehlt immer noch eine Bibliothek, so weit geht es dann noch nicht, aber während es damals keine Hinweise auf irgendwelche Bildung gab, scheint hier zumindest eine Person nicht nur Lesen, sondern auch Schreiben zu können. Den Federkiel kann sie dann dank massiver Tür nicht nur im Warmen schwingen, sondern auch einen Ausblick über das Land aus den Bleiglasfenstern genießen, die hier in breiter Front eingefasst wurden.
10. Jeder kann bei der Verteidigung mitmachen
Oft genug ist es ein Problem, dass die Waffen knapp werden, die Schwerter sind abgezählt für die Wachen und wenn die noch minderjährigen Thronfolgen mitmachen möchten, um die Plünderung ihr Heims und Erbes zu verhindern, ist einfach nicht genug Stahl im Schrank. Mit der Löwenritterburg sind diese traurigen Zeiten vorbei. In beiden Etagen des Hauptturms findet sich ein beeindruckendes Arsenal aus Schwert, Speer, Morgengenstern, Bogen und sogar Armbrust. Wie Schilde und zusätzlich Helme ist alles leicht zugänglich und reichlich verfügbar.
11. Umwelt und Natur sind wichtig
Die schönsten Burgen stehen in schönster Lage und die Löwenritterburg macht da keine Ausnahme. Ihr habt viel Grün und viele Pflanzen um die Burg herum, das Ding steht mitten in schönster Landschaft und man fühlt sich an reale Orte wie Burg Eltz erinnert. Ein kleines Flüsschen, ein paar Bäume, Blumen und Büsche säumen die Burg. Allerdings wirft der eine große Baum an der Seite der Burg Fragen auf: Er ist schwarz. Die Rinde ist komplett schwarz. Es scheint kein Schornstein zu sein. Davon gibt es bei Kaminen genug und sie sind grau. Also was ist das? Gibt es doch Cthulhu-anhimmelnde Rituale im Keller und der Dämonen-Baum ist das erste Warnzeichen? Oder ist es doch nur schwarzer Rindenbrand und man sollte seinen Pferdewagen nicht mehr drunter parken? Ein seltsames Gewächs(?).
12. Bedrohte Arten finden Schutz
Um bei Thema zu bleiben: Bedrohte Arten finden im Unterbau der Burg Schutz. Fledermäuse und Frösche bevölkern die Nischen der Fundamente, die wie alles andere der Löwenburg nicht grobschlächtig sind, sondern auch aus vielen, vielen Teilen bestehen, was mich einmal mehr in meiner LEGO-wird-mit-CAD-und-KI-entworfen Theorie bestärkt. Wahrscheinlich tue ich Baumeistern unrecht, aber den Laien faszinierte es beim Bau immer wieder, wie aus dem Häufchen kleiner Standardsteine eine ausgestaltete Höhle unter der Burg wurde.
13. Apropos Höhle: Die Revolution beginnt unten
Sicher, die neue Löwenburg mag der alten Königsburg in Sachen Sicherheit an vielen Punkten einiges voraushaben, aber einen Vorteil hatte sie: Ohne ein Untergeschoss kann einem auch keiner aus dem Keller aufs Dach steigen. Die Löwenburg hat aber ein sehr bekanntes Problem alter Gemäuer. Von den Pyramiden bis zu jungen Denkmalschutzfällen finden sich immer wieder versteckte Räume zwischen alten Steinen und hier wird praktisch eine 1A-Kellerwohnung angeboten. Sicher, ein wenig Wasser und Pflanzenwuchs müssen die pläneschmiedenden Wald-Kämpfer in Kauf nehmen, während sie den Umsturz planen, aber dafür gibt es einen direkten Zugang zum Rest der Burg. Den sollten sie aber nur nachts nutzen, denn wenn plötzlich beim morgendlichen Rush auf die Croissants der Stand nach vorn kippt und die Kundschaft von unten kommt, dann fällt das schon auf.
14. Magic is real!
Es war immer ein wenig die Frage, ob LEGO-Burgen sich im Bereich Mittelalter oder doch Fantasy einsortieren. Die Anfänge der Königsburg lagen klar in historischen Gefilden, während später die Zahl der Feuerbälle und Drachen drastisch zunahm. Mit mystischem Urgetier hält sich die Königsburg nicht auf und auch sonst gibt es wenig fantastisch Magisches an dem Gemäuer. Nur einer seiner Bewohner fällt da aus dem Rahmen und natürlich könnte man sagen, dass es ja vielleicht nur ein alter Mann mit langem Bart ist, der auf spitze Hüte steht. Das oder es ist eben doch der Lokal-Gandalf. Nun, wenn man ein Zebra sieht, muss man nicht den ganzen Tag überlegen, ob da einer ein Pferd angemalt hat. Das ist natürlich nie ganz auszuschließen, aber wahrscheinlich ist es ein Zebra, so wie der Typ hier ganz klar der Burgmagier ist und auch mal einen Feuerball werfen kann, wenn ihm danach ist.
15. Klassische Literatur wird hier gelebt
Wusstet ihr, dass Cervantes nicht nur ein Kämpfer aus Soul Calibur ist, sondern auch ein Spanier, der Don Quijote geschrieben hat? Die Sage des mächtigen Ritters und seines treuen Knappen, die zusammen das Rittertum in all seiner Schönheit wieder auferstehen lassen, wilde Schlachten schlagen und die Herzen der schönsten Burgfräuleins erobern. So oder ähnlich, wer will das so genau sagen, die Grenzen zwischen Dischtung und Wirklichkeit sind halt schiwerig. Die Figuren, um gegen Windmühlen zu kämpfen, habt ihr hier schon mal im Set. Und sie haben den richtigen Ausdruck für all diese Situationen.
16. Aufklappen und Zusammenstecken
Um einfach mal als LEGO-Laie beeindruckt zu sein: Die Möglichkeit einfach die ganze Burg in drei Teile zu zerlegen und diese dann aufzuklappen, ohne dass etwas hakt oder auseinanderfällt, ist schon wirklich clever gemacht. Die Rampe zum Tor ist der kleinste Teil, die Burg selbst teilt sich etwa in der Mitte, alles sitzt exakt so, wie es sein muss. Die richtige Klammer an der richtigen Ecke, Gelenke genau da, wo sie sein müssen. Es sieht zusammengeklappt exakt so aus, als wäre das der einzig wichtige Faktor und doch lässt es sich mit drei Handgriffen komplett öffnen. Das ist schon ein anderes Level als selbst die aufwändigsten Lego-Sets, die ich aus meinen Kindertagen kannte.
Das bringt uns auch zum Abschluss. Die Löwenritterburg mit der Burg meiner Kindheit zu vergleichen, ist natürlich nicht wirklich sinnvoll. Aber wenn LEGO schon auf den Retro-Appeal abzielt, warum dann nicht. Ich hatte unglaublich viel Spaß beim Bauen und das Ergebnis wie auch die Detailliebe hat mich wirklich beeindruckt. Dies ist eine absolut wundervolle Burg und ein echtes, kleines Schmuckstück. Und so muss ich es auch wohl sehen, wenn ich an die 400 Euro denke. Da ich oft genug LEGO für Kids hole, sind 100 Euro zwar auch nicht ganz die Welt, aber ich bekomme für das Geld schon ein ordentliches LEGO City Paket. Und hier das Vierfache am Preis, aber nicht unbedingt der Vierfache Spielspaß im Sinne von Spielzeug?
Aber das ist nun mal der Unterschied: Das eine ist Spielzeug. Aber die Löwenritterburg sieht sich selbst nicht mehr als solches und sollte auch nicht so betrachtet werden. Ich denke, ich vergleiche sie eher mit aufwändigen Anime- oder Games-Statuen, die sich auch oft schnell in diesen und noch ganz anderen preislichen Gefilden befinden. Diese sind auch nur hübsch anzuschauen und ich für meinen Teil habe mehr Freude am Anblick dieser Burg als an einer solchen Figur. Schönheit liegt halt doch im Auge des Betrachters. Und ich finde die Löwenritterburg echt schön.
Die LEGO Löwenritterburg kostet bei LEGO direkt 399 Euro.