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LEGO Marvel's Avengers - Test

Ohne Spider-Man und die Guardians, aber mit viel Liebe zum Detail.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
TT Games liefert mit LEGO Marvel's Avengers einmal mehr eine sehr gute Lizenzumsetzung ab, die sich gleichermaßen für Jung und Alt eignet.

Die LEGO-Spiele sind schon ein kleines Phänomen. Die einzelnen Titel ähneln sich stets in so vielen Bereichen, haben aber dennoch genügend Unterschiede, dass sie mir selbst nach nun schon einigen Jahren nicht langweilig werden. Das wird wahrscheinlich vor allem an der Abwechslung der Lizenzen liegen. Ich glaube, wenn man dreimal hintereinander ein LEGO Batman rausbringen würde, dürften eher Ermüdungserscheinungen einsetzen als bei diesem bunten Mix. Im letzten Jahr erschienen zum Beispiel einerseits das eher traditionell aufgebaute Jurassic World, während Dimensions das Geschehen mit seinem Portal, den Figuren, dem Rätseldesign und der auf kreative Art und Weise zusammengeführten Story mit zahlreichen Lizenzen etwas auffrischte.

Marvel's Avengers kehrt nun wieder zur eigentlichen Formel zurück und setzt im Gegensatz zu LEGO Marvel Super Heroes nicht auf eine eigenständige Geschichte, sondern nimmt sich verschiedene Marvel-Filme als Inspirationsquelle. Dabei stehen vor allem die beiden Avengers-Filme im Mittelpunkt, ebenso gibt es Einflüsse aus Captain America: The First Avengers und noch mal drei Missionen zu Iron Man 3: Captain America: The Winter Soldier und Thor: The Dark World - und wie in den Filmen immer wieder Cameos von Stan Lee.

Immer ausreichend Munition mitbringen.

Nehmen wir alleine die Missionen als Maßstab, die ihr wie üblich mindestens zweimal spielen müsst, um alles sammeln zu können, so habt ihr schon eine Weile zu tun - rechnet hier mit rund zehn Stunden für das einmalige Absolvieren der Level. Hinzu kommen verschiedene Hub-Welten, darunter Manhattan oder der Helicarrier, die jeweils noch mal zahlreiche eigene Sammelobjekte und Aufgaben zu bieten haben. Am Ende gilt somit auch hier: Wenn ihr Marvel's Avengers zu 100 Prozent abschließen wollt, ob nun alleine oder im Koop-Modus, wird euch das viele, viele Stunden beschäftigen.

Die Story hinterlässt dabei aber ein bisschen gemischte Gefühle. Einerseits ist es schön zu sehen, wie TT Games verschiedene Momente aus den Filmen in LEGO-Form umsetzt, andererseits habt ihr im Gegensatz zu Marvel Super Heroes das Gefühl, eben nur die Filme nachzuspielen. Wobei man aber zugeben muss, dass TT Games zu den Meistern ihres Fachs gehören, wenn es darum geht, Filme in Videospielen nachzuerzählen. Die Liebe zum Detail ist ein echtes Qualitätsmerkmal der LEGO-Spiele, ganz egal, ob das nun die Schauplätze betrifft, mit Klötzchen nachgebaute Figuren, Fahrzeuge und andere Objekte oder auch die Animationen der Charaktere. Marvel's Avengers weicht davon nicht ab, würzt alles mit einer Prise Humor und fertig ist das gewohnt leckere Gesamtgericht für alle Altersklassen.

In den Hub-Welten gibt es viel zu tun, wie ihr anhand der Punkte auf dem Radar sehen könnt.

In puncto Gameplay hätte das Spiel allerdings gerne ein wenig mehr Abwechslung vertragen können. Einerseits liegt das etwa an dem immer wieder eingesetzten Scanner-Rätsel, bei dem ihr einen bestimmten Bereich scannt und dann vier Punkte aktivieren müssen. Zwei, drei andere Rätselvarianten wie in Dimensions hätten hier Wunder gewirkt. Ansonsten ist es eigentlich das übliche Spiel, wobei sich Avengers etwas kampflastiger präsentiert als andere Teile der LEGO-Reihe. Ihr habt fast schon unzählige Charaktere (teils in mehreren Varianten), die wiederum über verschiedene Fähigkeiten verfügen, die ihr während der Missionen einsetzen müsst. An alle Sammelobjekte des Spiels kommt ihr aber eben erst heran, wenn ihr die Einsätze erneut im freien Spiel absolviert und die dafür nötigen Figuren freigeschaltet habt. Das gilt gleichermaßen für viele Aktivitäten in den Hub-Bereichen.

Zwischendurch gibt es in den Missionen hin und wieder kurze Shooter-Sequenzen. Die kennt man schon aus LEGO Batman 3 und sie erinnern ein wenig an Titel wie Resogun. Ihr fliegt im Kreis um ein Objekt, beispielsweise den Helicarrier, und schießt dabei Feinde vom Himmel. Bei bestimmten Auseinandersetzungen, etwa die Kämpfe zwischen Iron Man und Thor oder Hulkbuster gegen Hulk, setzt man zudem auf simple Quick-Time-Events. Das nimmt euch in den Augenblicken zwar ein wenig die direkte Kontrolle, aber immerhin bekommt ihr in diesen Sequenzen dann ansprechend choreographierte Kämpfe zu sehen, die im normalen Gameplay so nicht möglich sind.

Der Großteil der Missionen basiert auf den beiden Avengers-Filmen.

Der größte Schwachpunkt des Spiels ist die Vertonung. Sehr viele Charaktere haben in der deutschen Fassung nicht die Sprecher, die man aus Film und TV gewohnt ist. Die Figuren mit diesen anderen Stimmen sprechen zu hören, ist letzten Endes zwar kein Beinbruch, fühlt sich aber stets ungewohnt an, weil man zum Teil das Gefühl hat, diese neuen Stimmen im Eifer des Gefechts nicht wirklich zuordnen zu können. Auf Englisch ist es leider nicht wirklich viel besser, dort setzt man auf einen Mix aus Dialogen, die den Filmen entnommen wurden, und neu eingesprochenen Texten. Da wirkt die deutsche Fassung im Vergleich sogar konsistenter.

Allerdings gab es all diese kleineren und größeren Kritikpunkte schon bei vielen anderen LEGO-Spielen und dennoch machten sie am Ende stets großen Spaß. Das ist bei Marvel's Avengers nicht anders. Es macht einfach Freude, die Filme nachzuspielen, selbst wenn eine eigenständige Geschichte à la Marvel Super Heroes am Ende vermutlich noch einen Tick interessanter gewesen wäre. Spielerisch wisst ihr ebenfalls, was ihr zu erwarten habt: Leichte, aber unterhaltsame und zugleich kindgerechte Kost, die euch eine ganze Weile beschäftigen wird, wenn ihr alles vollständig machen wollt. TT Games beweist einmal mehr, dass sie wissen, wie man die Essenz einer Marke einfängt und mit sehr viel Sorgfalt und Liebe zum Detail in einem Spiel umsetzt. Wenn nur alle Lizenzumsetzungen eine solche Qualität hätten, wäre die Spielwelt ein wenig besser.

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