Lego Star Wars: Die Skywalker Saga - Fan-Service und das beste Lego-Game in einem?
Mit Lego Star Wars: Die Skywalker Saga könnte TT Games sein bisher bestes Werk abliefern.
Zumindest in Sachen Umfang dürfte das kommende Lego Star Wars: Die Skywalker Saga das Lego-Spiel sein, das euch am meisten für euer Geld bietet. Nicht, dass das bisher immer wenig gewesen wäre, wenn ihr alles zu 100 Prozent machen möchtet. Aber das hier wird wirklich ein Riesenpaket. Neun Filme deckt Die Skywalker Saga ab, darunter die Episoden 8 und 9, die bisher nicht in Lego-Form umgemünzt wurden. Und dabei gelingt Entwickler der TT Games der Spagat, dass sich der Rest des Spiels nicht wie eine Wiederverwertung anfühlt. Was ehrlich gesagt nach all den Jahren Entwicklungszeit, die Berichten zufolge nicht frei von Problemen waren, auch euch traurig gewesen wäre.
Die Skywalker Saga weckt von Beginn an den Eindruck eines Best of Lego Star Wars und ihr könnt dort anfangen, wo immer ihr es möchtet. Ganz klassisch mit Episode 4? Oder durch lieber zum Prequel-Start bei Episode 1? Oder legt ihr lieber bei den Sequels mit Episode 7 los? Die Reihenfolge bestimmt ihr. Und damit ihr nicht das Gefühl habt, wieder das Gleiche zu spielen, sind hier und da Abschnitte hinzugekommen, die ihr so noch nicht gespielt habt. Vor dem Abflug aus Mos Eisley beschäftigt ihr euch etwa ausführlich damit, den Millennium Falcon fit für den Flug zu machen, statt einfach nur ein wenig in der Landebucht herumzuballern.
Die Skywalker Saga ist näher am Geschehen dran
TT Games hat an verschiedenen Schrauben gedreht und probiert neue Dinge aus. Das Ergebnis ist, dass sich Die Skywalker Saga teils frisch, teils vertraut anfühlt. Das konnte ich vor ein paar Tagen selbst nach rund anderthalb Stunden des Anspielens herausfinden. Dabei stand Episode 4 im Fokus und inmitten der Tantive IV, die gerade von Darth Vader und seinen Sturmtruppen geentert wird, fühlt sich das fast schon ein wenig nach Third-Person-Shooter an.
Die Kamera ist im neuesten Teil deutlich näher an den Charakteren dran und noch näher über die Schulter blickt ihr den Figuren, wenn ihr den Trigger haltet und präzise zielt. Das alles passt dazu, dass der Kampf laut TT Games komplett überholt wurde. Das betrifft nicht allein das Schießen, es gibt ein neues Kombo-System, Gegenangriffe und auch Deckungsmöglichkeiten sind wieder vorhanden. Das Kombo-System spornt euch effektiv dazu an, unterschiedliche Attacken aneinanderzureihen (etwa mit X, A und B auf dem Xbox-Controller), indem Feinde eure Aktionen kurzerhand abblocken, wenn ihr zu häufig nacheinander nur auf die gleiche Taste hämmert.
Aus der näheren Perspektive kommen die Details der Tantive IV, die hier in diesem Level wirklich komplett aus Lego-Elementen besteht, wunderbar zur Geltung. Ihr könnt mit euren Schusswaffen sogar explizit einzelne Körperteile ins Visier nehmen, was sich auch auf eure Gegner auswirkt. Sturmtruppen schießt ihr so etwa den Helm vom Kopf, was diese kurzzeitig benommen macht - mal abgesehen davon, dass Kopftreffer im Hinblick auf den Schaden ebenfalls recht effektiv sind. Ferner können Gegner durch Treffer umfallen oder nach hinten geschleudert werden, was die Kämpfe dynamischer und weniger statisch gestaltet. Es ist mehr Bewegung drin und die Angriffsmöglichkeiten gestalten sich abwechslungsreicher.
Wie üblich seid ihr mit zwei oder mehr Charakteren unterwegs, deren Fähigkeiten ihr zur Lösung verschiedener Rätsel einsetzt. Manches davon funktioniert direkt, anderes erst später, wenn ihr mehr Figuren freigeschaltet habt. Und natürlich ist ebenso der Koop-Modus wieder mit von der Partie. Aufgrund der geänderten Perspektive läuft der diesmal im Splitscreen ab, damit jeder die Übersicht behält. Großen Wert legt TT Games insgesamt auf die Freiheit. Das betrifft unterschiedliche Aspekte, einerseits die erwähnte Möglichkeit, dort anzufangen, wo ihr möchtet.
Alternative Wege in Die Skywalker Saga
Hinzu kommen einzelne Momente in Levels, in denen ihr die Wahl zwischen zwei verschiedenen Wegen habt. Auf der Tantive IV könnt ihr euch an einer Stelle etwa ins Getümmel stürzen und es direkt mit Sturmtruppen aufnehmen. Oder ihr löscht ein Feuer, nehmt die alternative Route und aktiviert eines der Helden-Terminals, um die Sturmtruppen mittels einer geöffneten Luftschleuse in den Weltraum zu befördern. An anderer Stelle könnt ihr direkt einen Raum betreten, durch den ihr ohnehin müsst, oder zuerst die darin befindlichen Gegner ausschalten, indem ihr mit R2 via Terminal auf einen Geschützturm darin zugreift.
Das sind alles keine weltbewegenden Entscheidungen mit riesigen Konsequenzen, sie bringen aber ein wenig mehr Abwechslung ins Spiel und gestalten somit auch das erneute Spielen eines Levels ein wenig interessanter. Ein weiterer Aspekt, der dabei helfen soll, sind die drei einzigartigen Herausforderungen, die es pro Level gibt und die speziell auf diesen zugeschnitten sind. Auch die Wahrer-Jedi-Anzeige am oberen Bildschirm hat nun gleich drei Leisten zum Füllen und für jede davon werdet ihr mit einem neuen Kyber-Block belohnt. Und davon gibt's eine Menge zum Sammeln, 1.166 Stück im gesamten Spiel, um genau zu sein.
Die Kyber-Blöcke erlauben es euch, Charaktere zu verbessern. Oder besser gesagt: Ihr verbessert die Charakterklassen, denn alle Figuren - es gibt hunderte zum Freischalten - sind in einzelne Gruppen wie Jedi, Held, Kopfgeldjäger, Dunkle Seite und so weiter eingeteilt. Nach und nach verbessert ihr so ihre speziellen Fähigkeiten, lasst sie etwa schneller in Hub-Welten laufen, sie halten mehr aus und so weiter. Auch neue Skills sind hinzugekommen. Mit Obi-Wan war es etwa möglich, Jedi-Kräfte einzusetzen und einen Strumtruppler zu verwirren (läuft weg), ihn aggressiv zu machen (feuert auf seine Verbündeten) oder gleich direkt die Kontrolle über ihn zu übernehmen, um eine Tür für euch zu öffnen.
Die Skywalker Saga führt euch durch die Galaxis
Die neu gewonnene Freiheit erstreckt sich bis hin zur Gestaltung der einzelnen Level. Zwischen den einzelnen Story-Missionen landet ihr auf den entsprechenden Hub-Welten und könnt dort dem Story-Marker zum nächsten Ziel folgen oder euch jederzeit in der Umgebung umschauen. Ihr bestimmt sozusagen euer eigenes Tempo und wie sehr ihr euch erst einmal von anderen, glänzenden Dingen ablenken lasst oder nicht. Noch ein wenig Mos Eisley unsicher machen, bevor ihr Han und Chewie in der Cantina trefft? Kein Problem! Nettes Detail am Rande: Bei solchen Ausflügen, etwa über den Wüstenplaneten Tatooine, setzt sich nach und nach Sand auf Charakteren und Objekten ab.
Ähnlich wie die Kämpfe zu Fuß wurde auch der Weltraumkampf laut TT Games komplett überarbeitet. Ihr habt hier als Teil der Story-Missionen Gefechte im Weltraum, für zusätzliche Abwechslung sorgt zu Anfang von Episode 8 etwa eine kurze Sequenz, in der ihr ein paar Bomber eskortiert. Dabei seht ihr das Geschehen aus dem Cockpit und müsst euch allein aufs Zielen konzentrieren, ein wenig wie in einem On-rails-Shooter à la Rebel Assault. Zudem lässt sich um jeden der verfügbaren Planeten herum auch der Weltraum erkunden, wo weitere Sammelgegenstände und Quests auf euch warten. Ihr könnt unter anderem Schmuggelaufträge annehmen, bei denen ihr etwas in ein anderes System transportieren müsst. Wer Pech hat, wird unterwegs vom Imperium abgefangen und muss seine lästigen Verfolger erst wieder loswerden, um die Reise fortsetzen zu können.
Im Großen und Ganzen ist Lego Star Wars: Die Skywalker Saga schlicht wieder Fan-Service pur. All die bekannten Örtlichkeiten und Charaktere zu sehen, die vertrauten Geräusche und die Musik zu hören, das weckt wunderbare Erinnerungen an die Filme und an Kindheitstage. Dabei glänzt das Spiel nicht nur mit seiner Liebe zum Detail, mit der hier alles umgesetzt wurde, sondern gleichermaßen mit seinem Humor. Der wird manchmal mit dem Holzhammer serviert, zum Teil aber auch eher subtil, indem auf bestimmte Easter Eggs wie den gegen die Tür laufenden Sturmtruppler auf dem Todesstern angespielt. Um es kurz zu machen: Ich freu' mich wahnsinnig darauf und es hat den Anschein, als würde TT Games hier sein bisher bestes Werk abliefern.