Leisure Suit Larry: Box Office Bust
Schlimmer geht's nimmer
Wo wir gerade beim Thema Speichern sind. Auch hier hat Team 17 volle Arbeit geleistet und alles verbockt. Die Checkpoints in den Missionen sind fragwürdig und teilweise viel zu weit auseinander gesetzt, so dass Ihr öfters mehrere Sequenzen erneut wegdrücken und minutenlange Kletterpassagen über Euch ergehen lassen müsst. Auch speichert nur ein Autosave eingesammelte Fundobjekte richtig. Nach dem Laden eines manuell gesetzten Speicherstandes können Euch zuvor gefundene Trophäen schon einmal abhanden kommen.
Aber auch ohne diese Fehler wäre Box Office Bust eine Katastrophe, da sich die Missionen ständig wiederholen, die Minispiele langweilig und die Kämpfe anspruchslos sind. Mehr als drei Attacken hat Larry nicht zu bieten und so führt Ihr immer und immer wieder die gleiche Aktion aus, bis alle Feinde vom Bildschirm verschwunden sind. Man hat versucht, sich mehr an GTA und Bully zu orientieren, ohne dabei ansatzweise an deren Fußsohlen lecken zu können.
Ich könnte noch ganze Seiten mit Bugs und Programmierfehlern füllen, doch kommen wir nun zu einem Punkt, der mich wirklich an dem geistigen Zustand des Entwicklerteams zweifeln lässt. Ich habe zwar nicht mitgezählt, doch fast jeder zweite Gegenstand sieht aus wie ein Penis. Das mag vielleicht noch beim ersten Mal lustig wirken, doch ist es bei dieser Häufigkeit einfach bloß peinlich und nervtötend. Ihr besucht den Wilden Westen: „Oh, ein Penisfels und zwei Kakteen in Schwengelform“. Ihr lauft auf dem Studiogelände herum: „Schon wieder Penisgraffiti“. Und Ihr erlebt den Untergang der Titanic: „Hey, ein Eisberg in….ach ****!“.
Genauso ergeht es Euch bei den Dialogen. Zwar ist die englische Synchronisation mit einigen Stars als einziger Pluspunkt zu betrachten, allerdings hilft das den schlechten Witzen und der schlechten deutschen Übersetzung mit Schreibfehlern auch nicht mehr. Da wird „Air between her teeth“ schon mal zu „Luft in ihren Brüsten“ umgewandelt.
Das Niveau der eigentlichen Texte ist kaum besser. Nicht ein einziger Satz kommt ohne Obszönitäten oder sexuelle Anspielungen aus, die sogar noch unter dem Niveau des von mir oben verteufelten Films liegen. Besonders bei Verführungsmissionen, in denen Ihr dämliche Busenwunder zuquasseln sollt, hört jegliche Logik auf. Dort warten Antworten wie „Ich **** alles“ auf Euch und meistens haben diese kurzen Ausrufe wenig mit dem eigentlichen Text zu tun, den Larry von sich gibt. Damit wären wir an dem größten Frevel des ganzen Spiels angelangt. Die Entwickler haben den kompletten Charakter umstrukturiert und augenscheinlich bloß auf dickbrüstige Frauen – die im Übrigen nur unterschiedliche Klamotten und Haare haben – sowie Genitalwitze gesetzt.
Larry hat bis auf den Namen nichts mehr mit seinem Onkel zu tun. Mein Gott, selbst der Anzug, der dem Titel erst seinen Namen gibt, fehlt. Larry Laffer war zwar auch immer auf das andere Geschlecht fixiert, hat dies aber nie so dummdreist getan und ist durch die vielen Fettnäpfchen sowie lustigen Situationen zum liebevollen Loser geworden. Sein Neffe hat so viel Persönlichkeit wie ein DSDS Kandidat und bis auf peinliche Aussagen bleibt er auch von Ausrutschern verschont.
Angesichts der Bilder im Artikel könnt Ihr Euch sicherlich selbst ausmalen, dass Box Office Bust keine Grafikpracht vorweist. Doch was Ihr neben den miesen Charaktermodellen und der langweiligen Umgebung nicht sehen könnt, sind Grafikfehler, die ich in solchen Ausmaß noch nie erlebt habe. Mit langsam aufpoppenden Objekten kann ich ja noch leben. Wenn aber ganze Häuserfassaden noch auf zehn Meter Entfernung aussehen wie in Doom, dem ersten wohlgemerkt, kann man bloß noch kopfschüttelnd seinen Fernsehen erschlagen.
Ich habe nach dem mittelmäßigen Magna Cum Laude und ohne Einwirkung von Serienvater Al Lowe ja schon gar nicht mehr auf ein gutes Spiel gehofft. Doch Leisure Suit Larry: Box Office Bust schafft es, jede noch so niedrige Erwartung zu enttäuschen. Ich kann diesen Schund wirklich keinem empfehlen und selbst arme, durch ihre Pubertät angeregte Zwölfjährige sollten sich die 30 Euro sparen und lieber kurz googeln. Wenn Ihr es nur wegen den Erfolgen holen wollt, lasst es im Händlerregal und leiht es Euch aus der Videothek, damit wir nicht Gefahr laufen, einen weiteren Teil ertragen zu müssen. So etwas möchte ich meiner Xbox und meinen Nerven nie wieder antun.
Zugegeben, angesichts meiner Gamescore Sammelwut habe auch ich in den letzten Jahren einige „Perlen“ wie Jumper oder My Horse and Me 2 gespielt, doch Larry Lovage gelingt es mit seinem neusten Auftritt, die Poleposition in meiner Hitliste der schlechtesten Spiele für die 360 mühelos zu ergattern. Glückwunsch Team 17, somit habt Ihr wenigstens einen Preis abgeräumt.
Leisure Suit Larry: Box Office Bust ist im Handel erhältlich und sollte tunlichst von allen gemieden werden.