Leviathan: Warships - Test
Zwar ohne Jazz, dafür aber mit viel Taktik und einer umständlichen Steuerung.
Ich vermute mal, es gab nicht wenige Leute, die bis vor Kurzem noch überhaupt nichts von Leviathan: Warships gehört haben. Und dann kam dieser Trailer und weckte bei vielen schlagartig das Interesse. Ein Paradebeispiel für gutes Marketing. Was lernen wir daraus? Es kommt nicht unbedingt auf die Masse an Trailern und sonstigem Material an - wie das gerne bei größeren Produktionen gehandhabt wird -, sondern auf die Qualität. In dem Fall hat Paradox alles richtig gemacht.
Das zieht sich
Das Interesse ist also geweckt, aber kann das Spiel dieses auch aufrechterhalten? Nicht gänzlich. Ein Grund dafür ist die gerade auf dem PC etwas zu fummelige und umständliche Steuerung von Leviathan: Warships. Die Tablet-Fassung des Spiels ist zwar noch nicht erhältlich, aber selbst auf dem PC wirkt die Steuerung eher so, als wäre sie für einen Touchscreen gemacht und dann einfach für den Rechner übernommen worden. Das Interface dürfte daher vermutlich absolut identisch sein.
Möchte man einen Kurs für seine Schiffe festlegen oder Ziele für die Bordwaffen markieren, muss man die dafür nötigen Symbole und Zielmarkierungen anklicken und über den Bildschirm ziehen. Alles läuft über diese Klick-and-Drag-Methode. Tastenkürzel? Shortcut-Menüs per Rechtsklick? Fehlanzeige. Es muss alles mühsam hin und hergeschoben werden und das aktuelle Schussfeld einer Waffe wird etwa auch nur eingeblendet, wenn man diese per Mausklick auswählt. Das passt zum Tablet, auf dem PC wünscht man sich aber, es würde bereits sichtbar werden, wenn man nur die Maus über das jeweilige Symbol bewegt.
Es muss alles mühsam hin und hergeschoben werden und das aktuelle Schussfeld einer Waffe wird etwa auch nur eingeblendet, wenn man diese per Mausklick auswählt.
Das Gute ist, dass euch das Spiel zumindest offline keine allzu hektischen Bewegungen abverlangt, die diese Art der Steuerung erschweren würde. Leviathan: Warships ist vielmehr ein rundenbasiertes Strategiespiel, bei dem ihr unter anderem eine Planungsphase habt. Offline ist diese theoretisch unendlich lang, online hängt es von den Spieleinstellungen ab. Nach Festlegung eurer nächsten Schritte beendet ihr die Runde und dann seht ihr zehn Sekunden lang die Ergebnisse eurer Taten, bevor die nächste Planungsphase startet und ihr etwaige Anpassungen vornehmen könnt.
Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert
Dementsprechend werden hier auch die Nachladezeiten von Waffen und Co. nicht etwa in Runden, sondern in Sekunden angegeben. Taktik ist dabei auf jeden Fall gefragt, da Waffen beispielsweise verschiedene Minimal- und Maximal-Reichweiten haben, nur in einem bestimmten Winkel feuern können und Ähnliches. Dadurch müsst ihr etwa darauf achten, eure Schiffe richtig zu positionieren, damit sie wirklich ihre volle Effektivität entfalten.
Wie effektiv sie sind, hängt auch von anderen Faktoren ab, denn vor einer Singleplayer-Mission oder einem Multiplayer-Match könnt ihr euch eure Schiffe nach eigenen Wünschen zusammenbasteln. Dazu stehen euch einerseits verschiedene Schiffsklassen mit unterschiedlich vielen Waffenslots zur Verfügung. Der Interceptor kann beispielsweise acht „Waffen" laden, wozu aber auch Schutzschilde und Co. zählen. Insgesamt gibt es auf den Schiffen theoretisch mehr Slots, als ihr Kanonen platzieren könnt, wodurch ihr wiederum mehr Spielraum für eigenständige Layouts habt. Theoretisch ist es so möglich, einfach eine Seite eines Schiffes mit Geschützen vollzupflastern.
Damit könntet ihr einem Feind eine echte Breitseite verpassen, die andere Seite wäre dann jedoch ungeschützt. Manch größeres Geschütz belegt auch vier oder sechs Blöcke, die dicke Railgun passt so etwa gar nicht erst auf einen Späher. Abseits der Waffen könnt ihr euch später auch für verschiedene Teile am Bug, in der Mitte oder am Heck entscheiden, müsst aber stets ein Gesamt-Punktelimit für eure Flotte im Auge behalten. Jede Waffe und jedes Schiffsteil kostet Punkte. Ihr könnt also nicht von Beginn an gleich die maximale Zahl an voll ausgerüsteten Schiffen aufs Meer schicken, zumindest nicht in der Kampagne. Online hängt das erneut von den Einstellungen des Hosts ab.
Versuch und Irrtum
Einen zentralen Bestandteil des Spiels macht auch 'trial and error' aus, offline wie online. In der Kampagne könnt ihr in den Missionen beim ersten Mal nicht vorhersagen, auf wie viele und welche Gegner ihr treffen werdet. Also ist es gut möglich, dass ihr eure Flotte, nachdem sie vielleicht aufgerieben wurde, bei einem weiteren Versuch einfach besser anpassen und auf die Feinde abstimmen müsst, damit ihr den Einsatz erfolgreich besteht. Womöglich helfen ja einfach ein paar Schutzschilde? Oder Minen zur Verteidigung eines Stützpunkts? Oder besonders viel Feuerkraft, um die feindlichen Linien zu durchbrechen? Die Anforderungen ändern sich stetig und mit der immer gleichen Flotte werdet ihr die Kampagne kaum erfolgreich durchspielen können.
Ähnliches gilt für den Multiplayer-Modus, wo ihr euch dank der regelmäßigen Planungsphasen stets an die Taktik eurer Feinde anpasst. Wichtig ist darüber hinaus natürlich auch ein möglichst gutes Zusammenspiel eurer Schiffe. Wenn der Gegner merkt, dass ihr vornehmlich auf Waffen setzt, die auf geringe Entfernung nicht wirksam sind und ihr keine Schiffe, habt die das ausgleichen können, habt ihr ein Problem. Ausgewogenheit ist neben der richtigen Taktik der Schlüssel zum Sieg.
Das alles macht auf jeden Fall Spaß und erfordert zudem eine gute Aufmerksamkeit und Anpassungsfähigkeit von euch. Schade ist, dass das Spiel etwas mit Singleplayer-Inhalten geizt. Im Gegenzug kostet es allerdings auch nur günstige 9,99 Euro (4,99 Euro für Tablets). Ebenfalls löblich: Im Multiplayer kann und wird man auch gegen Spieler anderer Plattformen antreten. Genial wäre natürlich noch ein Editor, mit dem man sich eigene Maps, Herausforderungen und Kampagnen bastelt. Das wäre eine echte Bereicherung für das Spiel und bei Paradox beziehungsweise den Entwicklern sollte man mal ernsthaft darüber nachdenken. Das Spiel kann dadurch nur gewinnen. Erhältlich sind auch erste DLCs, etwa in Form neuer Schiffstypen für den Multiplayer-Part. Bei einem entsprechenden Erfolg wollen die Entwickler außerdem über weitere Singleplayer-Inhalte nachdenken.
So bleibt es bei einer ordentlichen Singleplayer-Kampagne, die euch nun aber auch nicht allzu lange beschäftigen wird. Wenn ihr euch nur damit unterhalten wolltet, solltet ihr euch einen Kauf lieber zweimal überlegen. Wer definitiv auch online zocken möchte, bekommt hier ein gutes und taktisches Rundenstrategiespiel geboten, dessen PC-Steuerung die Entwickler zwar nochmals ein wenig überdenken sollten, das ansonsten aber eine ständige Anpassung eurer Taktik von euch erfordert. Reagiert auf eure Gegner, versucht, ihre Züge vorauszuahnen und passt eure Vorgehensweise entsprechend an. Das kann eine sehr spannende Angelegenheit sein, die natürlich auch mit ein bisschen Glück zu tun hat, aber am Ende gewinnt dann doch eher der bessere Taktiker. Und nichts ist befriedigender, als feindliche Schiffe auf den Meeresgrund sinken zu sehen, denn es zeigt euch, dass eure Entscheidungen die richtigen waren. Wirklich gut täte dem Spiel aber ein Editor. Dazu dann noch der Steam Workshop und die Community könnte sich selbst mit genügend Inhalten versorgen. Wäre doch eine Überlegung wert, oder?