Liebe Aloy, lieber Spider-Man, liebes Star Trek - weg mit den Hologrammen!
Wenn Future-Tech gestrig wirkt.
Sorry, Leute, aber das muss jetzt mal eben raus: Die Hologramme müssen weg, und ihr wisst, dass es so ist.
So cool es 2001 in Minority Report auch war, dass Tom Cruise ein Computer-Interface aus purem Licht durch die Gegend schob, so am Ende bin ich doch mit der Idee. Ich habe mittlerweile eine derartige Aversion gegen das dämliche Luftgefuchtel entwickelt, dass mir jedes Mal die Augen nach hinten in den Schädel rollen, wenn ich einen Marvel Film schaue. Und wer weiß, wie sehr ich das MCU liebe, der wird einordnen können, wie sehr es mich wurmt, dass das so ist.
Es sieht nicht mehr cool aus (weil ALLES so aussieht) und ist insbesondere aus Usability-Sicht kein guter Einfall und war es auch nie. Dreidimensionale Abbildungen schön und gut, aber Licht gibt nun mal kein haptisches Feedback und auf purem Nichts Computer-Eingaben zu tätigen, das verspricht einfach keine gute Zeit. Wer sich auch nur ein wenig mit VR befasst hat, weiß darum, wie wichtig das Spüren einer Interaktion ist. Dass so wenige der Film- und Spieleschaffenden den Mut haben, diesem pseudo-futuristischen Gimmick ade zu sagen, regt mich mittlerweile nur noch auf.
Und deshalb seid ihr nun hier und müsst diese Zeilen lesen, denn nach 40 Stunden Horizon Forbidden West und drei Stunden Spider-Man: Far From Home bin ich dermaßen kuriert von dieser Design-Krücke, dass ich das Gefühl habe, Pickel davon zu bekommen - sorry, Aloy und Spidey, ihr wandelt auch nur auf den Wegen, die dir andere ebneten. Die Minority Reports, die Mass Effects und Dead Spaces dieser Welt. Aber es stört mich deshalb nicht weniger.
Ich weiß natürlich, dass es gestalterischer Sicht praktischer ist - eine lebensgroß vor dem Helden heraus ploppende Anzeige leistet nämlich auch erzählerische Arbeit. Immerhin sieht der Zuschauer dasselbe, wie die anwesenden Charaktere, muss diesen nicht beim Herumfuhrwerken am Computer zuschauen. In Videospielen verlagert man so HUD-Informationen direkt in die Welt hinein. Aber wenn man eine Sekunde darüber nachdenkt, ist einfach nur noch doof. Wer will denn für eine Aktion, die man mit der Maus aus dem Handgelenk vollführt, seinen kompletten Oberkörper drehen, um Ordner und Anwendungen in einer ausladenden Armbewegung durch die Gegend zu ziehen?
Doch das Problem geht schon viel früher los: Allein die Sache der Sichtbarkeit solcher Anzeigen, wenn einem einfach ein bisschen Licht ins Sichtfeld projiziert wird, ist schon ein Faktor, der den kompletten Entwurf wie eine schlechte Idee erscheinen lässt. Drei Viertel der Dinge, die Star Trek Brückenoffiziere der neuen Generation vor sich "sehen", werden sie auf keinen Fall wirklich zuverlässig identifizieren können. Ich will in Filmen wie auch in Spielen klassische Computerbildschirme und klobige, mechanische Tastaturen zurück. Dinge, bei denen man nachvollziehen kann, wie sie funktionieren und die sich nicht ohne Grund in ihrer Funktionsweise seit 60, 70 oder mehr Jahren nicht verändert haben, während der Rest der Technologie munter weitergaloppiert.
Deshalb hier meine kurze Streitschrift. Die Hologrammkrücke von Filmen und Games wirkt wie von Leuten erdacht, die noch nie einen Computer benutzt haben und ich halte es nicht mehr aus. Es wirkt so wahnsinnig... nun ja, wahnsinnig 2001. Ihr wisst schon, das Gegenteil von futuristisch. Man mag Tom Cruise es nicht ansehen, dass die Welt sich seither weitergedreht hat, den Videospielen aber sehr wohl. Also, lasst es uns Spielefans sein, die dieser dümmlichen, überstrapazierten Lightshow als erste eine Abfuhr erteilen. Wer macht mit?