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Like a Dragon: Infinite Wealth - Zwei legendäre Helden, Hawaii und eine Aufbausim ist es auch noch

Das umfangreichste Spiel der Serie. Und das will was heißen.

Der direkte Nachfolger von Yakuza: Like a Dragon erscheint bereits am 26. Januar und bietet mit dem sonnigen Hawaii erstmals einen Schauplatz außerhalb Japans. Aber das ist bei weitem nicht der einzige Grund, warum ich mich so sehr auf den Anspieltermin des mittlerweile neunten Hauptteils der Gangster-Saga gefreut habe. Mit dem coolen Ichiban Kasuga und dem Drachen von Dojima Kazuma Kiryu, der erst vor wenigen Wochen in Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name aus dem wohlverdienten Ruhestand zurückgeholt wurde, konnte ich mich mit gleich zwei legendären Ex-Yakuza ins Abenteuer stürzen.

Rund acht Stunden hatte ich die Gelegenheit, Honolulu zu erkunden, mich mit Massen von Schlägern anzulegen, neue Berufe zu erlernen, eine komplexe Aufbau-Simulation als Spiel im Spiel auszuprobieren und neben dem oft sehr schrägen Humor auch eine berührende Geschichte zu erleben, die für Kiryu möglicherweise ernste Konsequenzen hat. Doch der Reihe nach: In der Anspielversion befinden sich Ichiban und Kazuma bereits auf Hawaii und gehen einem Hinweis auf den Verbleib von Ichibans totgeglaubter Mutter Akane nach. Zusammen mit dem Taxifahrer Eric Romizawa und Chitose Fujinomiya, dem Hausmädchen von Akane, machen sie sich auf Spurensuche.

Natürlich sind auch auf den Straßen von Honolulu an wirklich jeder Ecke prügelwillige Banden unterwegs, mit denen ihr euch anlegt, um schräge Gegner mit witzigen Bezeichnungen wie Kleinganoven, Schad-Manen, Raufnasen, Kassenpatienten oder Pomaden-Macker in ihre Schranken zu weisen. Dabei kommt das in Yakuza: Like a Dragon erstmals eingeführte rundenbasierte Kampfsystem zum Einsatz. Nichts gegen die direkten Brawler-Attacken der Serienteile mit dem Drachen von Dojima, aber das sogenannte Live Command RPG-System gefällt mir einfach besser und bietet mir mehr taktische Möglichkeiten und Ruhe, die zahllosen Feinde möglichst spektakulär zu vermöbeln.

Seid ihr an der Reihe, könnt ihr eure Kämpfer innerhalb des angezeigten Bereichs frei bewegen und näher an Gegner, Gegenstände und Kameraden heranrücken. Mit einem direkten Angriff aus nächster Nähe richtet ihr mehr Schaden an, schnappt euch ein Fahrrad, ein Verkehrsschild oder was auch immer ihr auf der Straße findet und benutzt es als Wurfgeschoss oder stellt euch neben ein Teammitglied, um eine der verheerenden Tag-Team-Kombos auszuführen.

Neben Standard-Schlägen und Tritten stehen euch auch die besonderen Fähigkeiten der Prügel-Protagonisten zur Verfügung und solange die MP reichen, zerlegt ihr die streitsüchtigen Ganoven mit herrlich abgedrehten Attacken wie Göttlicher Schuss, Schlitzer des Schweigens, Schneidbrenner oder Brutaler Waschgang. Die Auswahl ist geradezu überwältigend, denn mit jedem neuen Job, den eure Helden erlernen, kommen weitere, einzigartige Skills hinzu.

Ihr seid auf der Suche nach neuen Spezialisierungen? Dann folgt in einer nicht zu verpassenden Nebenquest dem hässlichen Maskottchen von Alohappy Tours und ihr landet bei einer Tourismusagentur, die sich auf das Bespaßen von japanischen Besuchern spezialisiert hat. Bucht ihr hier eine der angebotenen Aktivitäten, erfahrt ihr nicht nur Wissenswertes über die haiwaiianische Kultur, sondern erlernt auch neue Jobs. Die Inhaber von Alohappy wissen, wie gute Werbung funktioniert und bietet den ersten Trip gratis an. Das lasse ich mir nicht entgehen und schicke Ichiban Kasuga auf eine Touchtour, bei der er sich sofort mit einem Delphin anfreundet und so viel Spaß beim Surfen hat, dass der neue Job Aquanaut für ihn freigeschaltet wird.

Der Yogakurs am Strand kostet dann schon eine happige Gebühr, aber die Investition lohnt sich, denn bei den eleganten Verrenkungen erlernt Chitose Fujinomiya den Kunoichi-Job und wird zur … She-nobi. Auf diese Weise sichert ihr euch frische Urlaubsberufe, die mit eigenen Fähigkeiten und Kostümen daherkommen. Wenn euch ein Skill besonders ans Herz gewachsen ist, könnt ihr in den Büros von Alohappy nicht nur den Job jederzeit wechseln, sondern auch Fähigkeiten von einem Job auf einen anderen übertragen.

Habt ihr euch mit einer Bande angelegt, deren Stufe deutlich über der eures Teams liegt, dann zückt das Smartphone und holt euch Hilfe.Vorausgesetzt, ihrhabt noch genügend Guthaben auf dem Konto, bestellt ihr beim Online-Poundmate-Lieferservice schlagkräftige Unterstützung. Kurz darauf erscheinen dann Unterstützer wie die beeindruckend muskelbepackte Poundmate-Prinzessin oder der wagemutige Fahrradkurier Charlie, die euch für ein paar Runden tatkräftig zur Seite stehen.

Je mehr Geld ihr für den Dienst ausgebt, desto höher steigt ihr im Kundenrang und habt dann Zugriff auf mehr und mächtigere Unterstützer. Beim Probespiel habe ich den Dienst nicht wirklich gebraucht, aber trotzdem immer wieder angerufen, einfach, weil ich Gefallen an den völlig überzeichneten Figuren gefunden habe, die mir zur Seite springen. Apropos abgedreht: Es macht einfach wieder richtig Laune, jeden anzusprechen und alles auszuprobieren, wenn ihr zu verschiedenen Tageszeiten durch die belebten Straßen von Honolulu-City oder am Strand spazieren geht.

Ihr könnt nicht nur einen beeindruckenden Sonnenuntergang am Meer erleben, sondern auch einfach mal an einer der Palmen rütteln. Statt einer Kokosnuss fällt euch aber ein Kokosspinner vor die Füße, der fortan von eurem Team als Arschloch betitelt wird. Nicht zu Unrecht, denn der seltsame Mann greift euch sofort an und entpuppt sich als tückischer Gegner, der euch von nun an immer wieder ärgern wird. Warum? Keine Ahnung, aber das werde ich noch herausfinden, wenn ich mich bald in das komplette Abenteuer stürzen kann.

Leider hatte ich nicht dieZeit, jederNebenaufgabe nachzugehen, die mir spannend erschien. Aber in den paar Stunden Probespiel habe ich den Kampfkunst-Influenzer Asakura getroffen, der mir aus Japan gefolgt ist, um mich herauszufordern und so die Klickzahlen seiner Videos zu steigern. Spoiler: Er hat mehr als einmal eine ordentliche Abreibung bekommen. Außerdem habe ich für den Erfinder des Street Surfers seine Segway-ähnlichen Modelle getestet und damit eine elegante Fortbewegungsmöglichkeit in der weitläufigen, offenen Spielwelt gefunden sowie nebenher noch einen gescheiterten Komiker vor fiesen Schlägern beschützt, meine Freundesliste auf der Social Media Plattform Aloha LiNKs erweitert und mit Katzen geredet.

Eigentlich sollte ich ja zumindest ein Stück weit den Story-Missionen folgen, immerhin ist Ichiban ja nicht zum Spaß hier, sondern auf der Suche nach seiner leiblichen Mutter, die schwer erkrankt ist. Aber so ernst das Thema auch ist, ich kann einfach nicht anders, als mich an jeder Ecke von einer neuen Nebenquest oder einem der vielenMinispieleablenken zu lassen. Noch mal schnell eine Runde Darts, in der Dating-App nach einer Romanze Ausschau halten (die nennt sich Miss Match, ich liebe die Wortspiele einfach), Karaoke, Poker spielen, in Crazy Delivery halsbrecherische Stunts als Fahrradkurier absolvieren oder an den vielen Arcade-Automaten Spieleklassiker zocken: Genau das mag ich an der Yakuza / Like a Dragon-Reihe, ich kann eben machen, was ich will, die Handlung geht schon nicht ohne mich weiter.

Ganz besonders haben es mir aber die beiden Maxi-Games angetan: Die Pokémon-Parodie Sujimon aus Yakuza: Like a Dragon ist zurück und ihr sammelt Kämpfer für die Suji-Liga, entwickelt eure Recken weiter - unter anderem, indem ihr sie mit gleichen Sujimon füttert, da will ich gar nicht weiter drüber nachdenken - und tretet gegen andere Trainer um Ruhm und Ehre an. Neue Sujimon rekrutiert ihr in den Straßenkämpfen. Nach einem Sieg werft ihr aber keinen Pokéball, sondern bestecht den Gegner mit einem Super-Suji-Geschenk. Je respektvoller ihr das Geschenk präsentiert, desto höher ist die Chance, dass der Wunschkämpfer eurer Gruppe beitritt.

Und dann wäre da noch Dondoko-Island, laut den Ryu Ga Gotoku Studios das umfangreichste Spiel-im-Spiel, das je für die Reihe erschaffen wurde. Und das kann ich nur bestätigen, denn die Entwickler haben eine komplette Animal Crossing-Hommage eingebaut, die für mich auch ganz hervorragend als Stand Alone-Titel funktionieren würde. Ich versuche mich mal kurz zu fassen: Eure Aufgabe ist es, auf der idyllischen Insel Dondoko ein Fünf-Sterne-Resort zu errichten und Scharen an Touristen anzulocken. Problem: Eine Bande von Piraten missbraucht das Eiland als illegale Müllhalde.

Also schnappt ihr euch einen Baseballschläger, mit dem ihr durch das Zerschlagen von Bäumen und Steinen die ersten Rohstoffe sammelt, entsorgt den Müll und prügelt euch mit den lästigen Piraten, die euch immer wieder in die Quere kommen. Die Beschreibung kratzt nur an der Oberfläche des Spielprinzips, denn es gibt soviel mehr zu tun, um die schäbigen Holzhütten am Strand in einLuxusresortzu verwandeln. Zum Beispiel sollt ihr viele Einrichtungsgegenstände selbst herstellen und euch Stück für Stück zu einem Heimwerkerkönig entwickeln, der von der einfachen Hocktoilette bis zur Schrankwand das nötige Inventar eigenhändig zusammenbaut. Dabei steigt ihr kontinuierlich im Rang auf, verbessert euer Bautalent und könnt so neue Gegenstände herstellen und zusätzliches Gelände erschließen.

Was ihr nicht selber erschaffen könnt, müsst ihr halt kaufen. Bauarbeiter und Lieferanten wollen dabei in Dokobucks bezahlt werden, die ihr durch den Verkauf von lokalen Spezialitäten verdient. Zu euren täglichen Aufgaben gehört daher auch das Fischen, das Sammeln von seltenen Insekten und Pilzen oder der Abbau von Erz. Strukturiert wird die überraschend komplexe Aufbausimulation durchTagesmissionen, die euch ganz schön auf Trab halten. Eigentlich wollte ich nur kurz mal in das optionale Spielgeschehen reinschnuppern, aber nach dem zehnten „Komm, die eine Aufgabe erledige ich noch schnell“, musste ich mich fast zwingen, wieder nach Hawaii zurückzukehren, um der Handlung weiter zu folgen. Eine Rückkehr ist aber über das Hauptmenü jederzeit möglich, sobald Dondoko-Island einmal freigeschaltet ist.

Nach dem ganzen Klamauk während des Hawaii-Trips ging es in einem späteren Kapitel, das ich anspielen konnte, deutlich düsterer zu. Zurück in Japan stürzt Kazuma Kiryu in eine Lebenskrise, als er seinen Freunden eröffnet, dass er an Krebs erkrankt ist und vielleicht nicht mehr lange zu leben hat. Doch Naba und Seonhee lassen es nicht zu, dass Kiryu einfach aufgibt.Auch wenner eine Behandlung verweigert, möchten sie ihn stärken und verlangen, dass er eine Bucketlist mit all den Dingen, die er noch erleben möchte, erstellt.

Die Gruppe begibt sich auf eine Reise zu den Schauplätzen von Kiryus Vergangenheit, um offene Angelegenheiten zu klären und so seine Seele, seine Kampftechnik und seinen Körper wiederzuerwecken, damit er zu alter Stärke zurückfindet. Vor allem langjährige Fans der Serie können sich auf ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern freuen und in Nostalgie schwelgen, wenn die Gruppe den Hostessen-Club in Yokohama, die Stammkneipe in Ijincho, das alte Hauptquartier seines Clans oder Kazamas Grab besucht. Was schlussendlich passiert, wenn Kazuma Kirya seine Bucketlist abgearbeitet hat und Seele und Körper gestärkt sind, das kann ich nicht sagen. Aber ich werde mich sofort in das epische Abenteuer stürzen und herausfinden, ob wirklich die letzte Stunde für den Drachen von Dojima geschlagen hat.

Like a Dragon: Infinite Wealth erscheint am 26. Januar 2024 für PC, PlayStation 4 und 5 und Xbox One / Series X/S.

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