LittleBigPlanet 2

Ebenso genau das, wonach es sich anhört, ist Sackometry Wars: Eine ausgezeichnet gelungene Hommage an Bizarre Creations' Zwei-Stick-Shooter. Auch hier prangt die Schwerkraft an der Rückwand des Levels, während der Creatinator wohl dazu benutzt wird, die lasernen Schüsse in Richtung des rechten Sticks zu emittieren. Der Titel sieht seinem Vorbild wirklich verblüffend ähnlich, bietet tolle Neon-Effekte, insgesamt aber etwas langsameres und nicht ganz so ausbalanciertes Gameplay. Wunderbar auch, wie transparent funkelnde Sterne den Hintergrund wie eine Babywiegen-Ausgabe des Weltalls aussehen lässt. Ein leuchtendes HUD zeigt sogar die aktuelle Angriffswelle des sehr schnell sehr schwer werdenden Shooters an. Dafür gibt's ne 1 mit Sternchen. Setzen!

Bisher haben wir eher actionbetonte Genres betrachtet. Allerdings gibt es unter RPG-Concept auch den ersten Draft eines Rollenspiel-Interfaces nach japanischer Machart. Wirklich ein Spiel haben wir hier allerdings noch nicht. Immerhin aber ein sehr überzeugendes Template, wie Menü- und Ausrüstungsbildschirme in der Zukunft von LBP Einzug halten könnten. Vor einem stilisierten Schloss und auf dem satten grün einer mit Blümchen bestickten (Polster-)Landschaft tauscht der Spieler im Inventar Holzprügel gegen Metallschwert und legt sogar eine blechern schimmernde Rüstung an.

Zwei Tränke sind ebenfalls im Gepäck, wie man bemerkt, bevor man in der aktuellsten Version eine düstere Höhle betritt. Darin wartet ein erster Gegner, den man in einem rundenbasierten Kampf leicht besiegt: Klickt auf „Attack" und euer Sackboy (in diesem Fall Sackbot) führt die Aktion aus, bis der Gift spuckende Holzdrachen in seine Einzelteile zerfällt. Damit endet zwar die Demo, nicht aber ohne einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Mit einem durchdachten Regelwerk scheinen wirkliche Rollenspiele tatsächlich möglich.

Little Big Retro Arcade widmet sich hingegen wieder ganz klassischem Twitch-Gaming. Als eine Art „Spiel im Spiel" durchlauft ihr hier einen Level mit verschiedenen alten Fernsehgeräten, auf denen Perlen wie Pong laufen, zwar noch nicht besonders rund, aber schon als solches zu erkennen. Auch ein Von-Oben-Racer in pixeliger Früh-Achtziger-Grafik lädt zu einer Runde ein. Space in Colour ist dagegen ein Vanguard-Verschnitt ohne Randbebauung, bei dem ihr von oben nahende Flieger abschießen müsst.

In Tanks VS Zeppelins bemannt ihr schließlich das Fadenkreuz des titelspendenden Panzers. Hier treibt der Autor die Kunst, per Editor funktionierende Automaten zusammenzusetzen, auf die Spitze. Potentielle Anwendungsbereiche sind etwa Mini-Games in Vs-Leveln, aber auch komplexere Arcadespiele scheinen durchaus möglich. Ich freue mich auf die ersten Automaten, in denen man einen Sackboy steuert, der einen Sackboy steuert, der einen Sackboy steuert, der an einem Automaten Tetris spielt.

Kurzfilme wie Ghosts oder The Running Man liefern dagegen schon jetzt ansprechende filmische Resultate, die durch den neuen Sequenzer möglich werden. Talentierte Autoren vorausgesetzt, dürften die neuen Tools eine vielversprechende Machinima-Subkultur unter den LittleBigPlanetariern auslösen. Parodien populärer Kinofilme oder anderer Materialien kann ich jetzt schon förmlich riechen. Auch die Quote an LittleBigPlanet-Heiratsanträgen dürfte durch dieses Feature noch mal drastisch ansteigen. Bisher liegt sie meines Wissens nach bei 1.

Den meisten Spaß hatten wir gestern Abend aber zugegebenermaßen bei einem Spiel, das simpler nicht sein könnte. Nein, wirklich. In Tap X duellierte ich mich mit einem Freund gleich fünfmal in Folge vor zwei überdimensionierten Punktezählern darin, wer binnen 60 Sekunden am häufigsten die X-Taste drücken kann. Während die Zahlen wie von einer Herde Paviane gescheucht nach oben schnellen, werden die Finger immer tauber. Auf dem Controller sammelt sich ein Schmierfilm und man ahnt bereits, dass man das Tempo nicht ewig gehen können wird – ohne natürlich aufstecken, hinter den Nebenmann zurückfallen zu wollen.

Irgendwann gerät man aus dem Rhythmus und – man weiß nicht warum – fängt dermaßen zu lachen an, dass die Freundin im Nebenzimmer bereits Google anwirft, um die Adresse des nächsten Gesprächstherapeuten in Erfahrung zu bringen. 10/10 und ein Spiel, das auf meiner Beerdigung gespielt werden soll.

Wie ihr euch denken könnt, fällt das Fazit meines ersten Streifzuges durch die Beta übermäßig positiv aus. Bereits die frühen Beta-Schöpfungen der Community zeigen: Media Molecule hat mit den Ergänzungen zu seinem mächtigen Spiele-Baukasten alles, aber auch wirklich alles richtig gemacht. Binnen weniger als drei Wochen hat sich die Bandbreite der angebotenen Spielerfahrungen in einem Maße geweitet, wie ich es vielleicht gehofft, nicht aber erwartet hatte.

Viel wichtiger aber ist noch, dass LittleBigPlanet 2 trotz der erweiterten Möglichkeiten genauso ein Spiel für Entdecker wie für Feierabends-Ingenieure, -Autoren und -Designer bleibt. Eins zum Staunen, Spielen, Lachen ebenso zum Grübeln, Bauen, Gestalten. Eine derartige Symbiose aus Geben – nein, Schenken – und Nehmen wie hier gibt es in diesem Medium kein zweites Mal.