Skip to main content

LittleBigPlanet

Sandkasten mal anders

Wer sich nicht vom irrwitzigen Schauwert überrumpeln lässt, macht sich sogleich an die Wahl seiner Waffen… ähh… Werkzeuge: Ihr wählt das Material (unter anderem Holz, Stahl, Stoff, etc.), die Form und legt das Objekt in stufenlos justierbaren Ausmaßen in einem beliebigen Neigungswinkel an die gewünschte Stelle. Jede Art von Gegenstand darf dabei mit anderen Dingen kombiniert werden, um jede erdenkliche Form zu kreieren.

Wer an der Oberkante eines hölzernen Quadrates ein Dreieck befestigt, hat schneller ein Haus gebaut als Fernseharchitektin Tine Wittler es je könnte. Ein kleineres Rechteck hochkant ans Dach montiert und der Eingang für den Weihnachtsmann ist fertig. Wer nun noch das komfortable und ebenso mit mehreren vorgefertigten Silhouetten versehene Ausschneidetool zur Hand nimmt, sorgt in Windeseile für Fenster und Türen. Auf diese Weise kombiniert man mehrere primitive Objekte zu immer komplexeren Strukturen. Und „komplex“ ist in diesem Zusammenhang durchaus wörtlich zu nehmen, denn mit Hilfe von Bolzen, Zahnrädern und Klebstoff lassen sich sogar Riesenräder, Sackboy-Schleudern und fahrtüchtige Vehikel konstruieren.

In letzter Konsequenz fabriziert man auf diese Weise eigene Level schneller als man denkt. Sind einmal Start und Zielpunkt gesetzt, kann es prinzipiell sofort mit ein paar Freunden um die Wette durch den Level gehen. Jede Eurer Kreationen ladet Ihr blitzschnell ins Netz hoch, wo sie von anderen LittleBigPlanet-Spielern ebenfalls ausgetestet, bewertet und sogar verändert werden dürfen. Die Möglichkeiten, die ein solcher Community-basierter Jump’n’Run Editor bietet, sind so attraktiv, dass man sich fast fragen möchte, wieso so etwas nicht schon lange existiert.

Neue Items und Materialien erspielt Ihr Euch in den vorgefertigten Leveln, von denen Mark Healy –Creative Director von LittleBigPlanet – so viele verspricht, wie noch auf die Blu-Ray Disk passen. Da nehme ich ihn gern beim Wort. Wer ohne große architektonische Ambitionen an den Titel herangeht, wird die handvoll gelungener Twists zu schätzen wissen, die den Jump’n’Run-Part von den Klassikern des Genres abheben. Die Möglichkeit, die Stages zusammen und gegen andere Spieler zu absolvieren, die tolle Grafik und Physik samt der dazugehörigen Schwerkraft-Puzzles versprechen schon jetzt eine Menge schrägen Spielspaßes. Auch für Leute, die 'Bob dem Baumeister' überhaupt nicht nacheifern möchten.

Lokal an einer Konsole sollen bis zu vier und online sogar bis zu acht Spieler Euch in Eurem Sandkasten zu Hand gehen können. Dabei ist es kein Problem, dass sich mehrere Sackboys und -Girls an ein und demselben Objekt austoben und so im Team wirklich schnell außergewöhnlich farbenfrohe Resultate erzielen. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass sich per PlayStation Eye oder einer Digi-Cam Jpeg-Bilder an jeder Oberfläche anbringen lassen.

Wie man bei Media Molecule eventuellen Heribert-Attacken entgegenwirken will, ist leider noch nicht bekannt. Ich hoffe jedenfalls auf Level-Backups, Invite-Only Partien und eine – mit einem großen Stiefel versehene – Kick-Funktion für schnoddrige Randalierer. Schade, dass es sowas damals noch nicht gab.

Alles in allem ist LittleBigPlanet für mich der wohl wichtigste PlayStation 3-Titel. Nicht, dass ich mich für einen außergewöhnlich kreativen Leveldesigner hielte. Aber alleine das Konzept, das den Spieltrieb als Ausdruck von Kreativität begreift, stimmt mich schon optimistisch für den nächsten Spiele-Sommer – denn so lange werden wir wohl noch warten müssen. Bis dahin: geht mal wieder raus zum Spielen! Muss ja nicht gleich ein Sandkasten sein, da macht man mittlerweile zwischen dem ganzen Nachwuchs doch eine seltsame Figur.

Wer noch keine bewegten Bilder von LittleBigPLanet kennt, hat eigentlich keine Entschuldigung, sich nicht dieses und das hier anzuschauen. So ist's brav!

Schon gelesen?