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LocoRoco 2 Remastered - Test

Mein entspanntes Dasein als Gelatineklumpen

Hübsches 4k-Remake des PSP-Sidescrollers. Funktioniert auch auf dem Fernseher klasse, ist aber kurz geraten und hätte mehr Extras vertragen.

„Pacchonbo-mo-inoinoi chakaretapatton pankorakettonto-n no-ra churere-rotton poraporapetton pu-rorattantan", singen die LocoRocos bei jedem Start von LocoRoco 2 Remastered mit fröhlicher Mine. Was das heißt, weiß wohl noch nicht einmal Sony selbst, aber die LocoRocos trällerten ihr Lied der Erstveröffentlichung des Spiels im Jahr 2008 und sie tun es jetzt, etwa neun Jahre später, immer noch - auf der PS4! Für alle, an denen LocoRoco seinerzeit auf der PSP vorbeigegangen ist: Bei LocoRocos handelt es sich um kleine, kugelförmige Gelatineklumpen mit Gesichtern drauf, die ohne euch als Spieler ziemlich aufgeschmissen wären. Denn damit sie sich durch die Welt bewegen können, sind sie darauf angewiesen, dass ihr sie kippt, was ihr mit den Schultertasten des Controllers macht. Kullern die LocoRocos gerade in eine Richtung und ihr drückt die jeweils gegenüberliegende Schultertaste, springen sie - und damit wäre die rudimentäre Platformer-Mechanik sämtlicher LocoRoco-Spiele auch schon erklärt.

Die LocoRocos sind in der Naivität, mit der sie der Spielwelt begegnen, einfach liebenswert.

Wäre da nicht noch eine Kleinigkeit: LocoRocos sind die genetische Weiterentwicklung dessen, was wir Herdentiere nennen. Sie sind nur glücklich, wenn sie zusammen sind und mit zusammen meine ich so richtig zusammen. Auf längeren Tastendruck beginnen die LocoRocos zu einem einzigen großen LocoRoco zu verschmelzen, drückt ihr die gleiche Taste kurz, könnt ihr sie wieder in ihre Bestandteile zersprengen. Das ist immer dann nützlich, wenn es darum geht, bestimmte Engstellen eines Levels zu durchqueren - haben all eure Schützlinge das Hindernis überwunden, könnt ihr sie wieder zu einem großen Ganzen zusammenfügen.

Das grundlegende Gameplay ist unangetastet geblieben: Ihr rollt euch von Level zu Level, wirklich herausfordernd wird es nicht. Die Grafik der PSP wurde weitgehend stimmig in moderne HD- und 4K-Optik übertragen. Einzig die kurzen Zwischensequenzen, in denen sich die LocoRocos und ihre Feinde, die Mojas, gegenüberstehen, haben die Entwickler aus irgendeinem Grund nur lieblos hochskaliert. Beim Spielen fällt zudem der oft relativ kleine Bildausschnitt auf - der war damals auf der PSP natürlich nötig, um das Spiel auf dem kleinen Bildschirm noch gut darstellen zu können, wirkt auf einem modernen Fernseher aber hier und da befremdlich. Außerdem fällt mir erst jetzt auf, dass ich die Kippbewegungen in der Spielwelt gerne nutzloserweise dadurch unterstützt habe, dass ich auch die PSP gekippt habe. Das bringt mit dem Controller jetzt natürlich gar nichts und führt zumindest in meinem Fall dazu, dass sich das Remake auch in Sachen Gameplay geringfügig anders anfühlt als das Original.

Mit einem kleinen Rhythmusminispiel lockt ihr hier den Mui Mui vor seine Hütte.

Ansonsten ist LocoRoco 2 aber auch heute noch ein Paradebeispiel dafür, wie einfach 2D-Spiele sein und wie viel Spaß sie trotzdem machen können. Das Spiel hat ein paar Sammeldinge, aber nicht zu viele: Hier kommen sie als Ausrüstungsgegenstände für das Mui Muis daher, kleine Humanoide, die in einer Art Puppenhaus leben, das ihr als Spieler ausstatten dürft. Fügt dem eigentlichen Gameplay nichts hinzu, ist aber immerhin eine nette Dreingabe, ebenso wie die vielen kleinen Minispiel, die sich zwischen den Hauptlevels verbergen. Aufgelockert wird LocoRoco 2 darüber hinaus durch kleine Kugeln, in die ihr schlüpfen könnt, um damit Hindernisse zu zertrümmern, durch Lianen und durch viele kleine Rhythmusminispiele, mit denen ihr immer wieder entweder neue Passagen im Level oder neue Inneneinrichtung für eure Mui-Mui-Villa freischalten könnt. Eure Gegner, die Mojas, sind nicht wirklich gefährlich - ein kurzer schwungvoller Sprung genügt und sie werden aus dem Level entfernt. Sterben werdet ihr bei LocoRoco 2 Remastered nicht bis sehr selten.

In jedem Level könnt ihr einen LocoRoco formen, der aus 20 kleineren LocoRocos besteht. Das zu schaffen ist nicht nur um des schieren Sammelns willen reizvoll, sondern auch weil mit zunehmender Kullerknödelzahl unter eurer Kontrolle dem Soundtrack neue Tonspuren hinzugefügt werden. Und der gehört nach wie vor zu den herausragendsten Elementen des Spiels. Unter den Videospiel-Soundtracks ist er das, was der FC Bayern unter den Fußballvereinen ist. Dem einen mögen sich beim schieren Gedanken daran die Fußnägel hochrollen, andere feiern ihn frenetisch. Ich gehöre zur letztgenannten Spezies - beim Soundtrack von LocoRoco 2, nicht beim FC Bayern. Am besten, ihr stellt euch einen Kinderchor vor, der nach Herzenslust eine so fröhliche wie simple Melodie in einer Fantasiesprache singt und ein paar Enten, die heiter dazu quaken, gemischt mit ein paar Blasinstrumenten und Rasseln, untermalt von dem Geräusch, das entsteht, wenn ihr mit einem Pantoffel auf einen Kochtopf ... ach, ich weiß doch auch nicht. Hört es euch am besten aber mal an, bevor ihr LocoRoco 2 spielt, massentauglich sind diese Melodien wirklich nicht. Ganz im Gegensatz zum FC Bayern.

Eure Gegner, die Mojas - eine wirkliche Gefahr sind sie nicht.

Aber ja, ich liebe diesen Soundtrack. Beim erneuten Spielen von LocoRoco 2 ist mir aber auch aufgefallen, was schon damals verbesserungswürdig war. Da ist einerseits die Levelstruktur. Diese sind zwar durchaus abwechslungsreich gestaltet, die Entwickler haben die sammelbaren Gegenstände und die Mui Muis aber teilweise leider so platziert, dass ihr nur einen einzigen Versuch habt, sie zu fangen - etwa, weil ihr danach in einen Abgrund stürzt, aus dem ihr nicht mehr zurückkommt. Das führt dann nicht zum Ableben, wohl aber dazu, dass ihr das Level eigentlich gleich neu starten könnt, wenn ihr wirklich alles sammeln wollt. Und da ist die kurze Spielzeit. Selbst wenn ihr es geruhsam angehen lasst, seid ihr nach vier Stunden durch. All das, so hatte ich damals gehofft, könnte ja vielleicht bei LocoRoco 3 behoben werden. Eben dieses Spiel ist aber leider bis heute nicht erschienen.

Den armen Vogel links könnt ihr durch ein paar beherzte Sprünge vom Moja-Befall befreien.

Und so löst RocoRoco 2 Remastered unterm Strich bei mir auch Wehmut aus. Ich hätte mich über mehr LocoRoco gefreut - mehr Spielabschnitte, mehr Minispiele, mehr Musikstücke, mehr LocoRoco 2. Das habe ich zwar nicht bekommen, doch aber einen wohligen Trip zurück in die Zeit mit meiner PSP, auf der LocoRoco und sein Nachfolger zu meinen absoluten Lieblingsspielen gehörten, Schwächen hin oder her. Wer sich damit abfinden kann, dass es vielleicht nicht in jedem Level unbedingt jedes Sammelding sein muss, wer den exzentrischen Soundtrack mag und wer Spiele auch gern mal einfach zur Entspannung spielt und sie nicht zwingend als Herausforderung sehen muss, hat hier nach wie vor seinen Spaß.

Entwickler/Publisher: SIE Japan Studio/Sony - Erscheint für: PS4 - Preis: 14,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PS4 - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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Locoroco Remastered

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