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LocoRoco Cocoreccho!

Traum eines Schmetterlings

Aber auch vieles andere lässt sich durch experimentierfreudiges Padgewackel herausfinden. Wer seine Bedieneinheit nicht schüttelt, erfährt nämlich nicht, dass sich die Locos auf den Ästen einfach herunter rütteln lassen oder das sich Blumen bei Windzug anfangen zu drehen, mit teilweise erstaunlichen Ergebnissen.

In Loco Roco Cocoreccho geht es nicht um die Herausforderung des Überlebens, schließlich droht den vielfarbigen Knubbeln nur selten Gefahr. Das Erkunden der Spielwelt und der Sixaxis-Einsatzmöglichkeiten ist eines der erfrischendsten Spielerlebnisse, das Ihr finden werdet - und es ist ein Geniestreich, dass die Locos dabei wunderbar allein zurechtkommen. Um einen Loco doch mal zu verlieren, müsst Ihr wirklich schon auf die Suche nach Ärger gehen. Das bedeutet aber nicht, dass es hier keinerlei Herausforderungen gäbe. Zwar bewunderte ich schon nach 20 Minuten das erste Mal den befremdlichen Abspann, führte aber auch nur 40 der insgesamt 200 Locos aus dem Land.

Immer neue Abschnitte des riesigen Levels lassen sich erkunden und der fröhlichen Suche nach noch mehr Locos stellt sich eigentlich nur deren eigene Dummheit in den Weg. Die Blobs folgen zwar grundsätzlich dem Ruf des Schmetterlings, jedoch mit variierendem Erfolg. Hier und da gab es Abschnitte, wo ich die Knubbel lauthals verfluchte, weil sie es einfach nicht schafften, über einen kleinen Abgrund zu hüpfen. Der Sixaxis-Steuerung ist das nicht anzukreiden, die funktioniert einwandfrei, aber die Locos werden Euch mit ihrer blobsigen Tapsigkeit stellenweise zur Weißglut treiben.

Badezeit für die Locos: Kräftiges Padgeschüttel erzeugt Blubberblasen.

Abseits solcher Hürden entpuppt sich Loco Roco Cocoreccho leider als ein sehr kleines Spiel. Der eine Level fällt riesengroß aus, kann aber nicht verbergen, dass er einsam und allein dasteht, zumal am Anfang immer wieder die gleichen Abschnitte bewältigt werden müssen, um neue Teile zu erkunden. So gerät der Ausflug in diese bunte Welt trotz einiger winziger Bonusspiele insgesamt zu einer recht kurzen Erfahrung – und das ist wirklich schade, denn er macht nicht nur mächtig Laune, sondern stellt auch eine audio-visuelle Erfahrung der besonderen Art dar.

Der 2D-Scherenschnitt im minimalistischen Kinderbuchstil ist so komplett anders, dass Ihr Euch die ersten Minuten nur wenig um das Spielgeschehen kümmern werdet. Ihr werdet vielmehr die Umgebung bestaunen, kleinere Details begutachten, die seltsame Gestaltung voll und ganz in Euch aufnehmen. Dann erforschen, experimentieren, einfach nur rumspielen, ohne über das große Ziel nachzudenken. Und dabei erfahrt Ihr ein kindliches Gefühl des Behagens, da es wie erwähnt ja nur wenige Gefahren in dieser Welt gibt. Ein wohliges Betrachten und Genießen, untermalt vom atmosphärischen Sound und dem Lied der Locos.

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Fröhlich, nach einiger Zeit auch etwas penetrant, trällern sie die Weise in unterschiedlichsten Tonlagen. Vom Kinderstimmchen bis zum italienischen Schnulzensänger haben die Locos eine erstaunliche stimmliche Bandbreite. Aber Vorsicht, nach einigen Stunden mit diesem Lied besteht durchaus die Gefahr, dass es tief in Euren Kopf dringt und es sich dort gemütlich macht...

Loco Roco Cocoreccho ist nicht einfach nur ein simples Spiel, es ist fast schon eine Bewusstseinsveränderung. Der Umfang fällt zwar mit lediglich einem Level sehr spärlich aus, gelegentlich treibt einen die indirekte Steuerung in den Wahnsinn und zu langes Lauschen des Loco-Liedes kann einem das Hirn aufweichen. Andererseits ist das für einen Titel, der weniger kostet als zwei Tüten Gummibärchen, eine sehr kurze Mängelliste - und die Locos durch die mystische Welt zu leiten, wird Euch einige unbeschwerte, erinnerungswürdige und einfach spaßige Stunden bescheren. Bleibt abschließend eigentlich nur zu hoffen, dass sich Sony erbarmt und den kleinen Locos schon bald neue Spielwiesen verschafft und ich wieder von dem Schmetterling träumen darf...

Loco Roco Cocoreccho ist im Playstation Store für schlappe 2,99 Euros zu ergattern. Der Download ist ca. 300 MB groß.

8 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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