Lollipop Chainsaw
School's out
Es ist nicht gerade die inspirierteste Hommage, die Grasshopper sich da ausgedacht hat: "San Romero High" heißt die Schule, in der Juliet Starling der beliebteste Cheerleader ist. In einem Spiel mit prominenter Zombie-Beteiligung fehlt im Grunde nur noch jemand, der Ash heißt, am besten noch Raimi mit Nachnamen. Oder Carpenter.
Wenn man dieses Spiel dann aber einmal in Bewegung gesehen hat, ist diese müde Anspielung an die prägende Persönlichkeit des Zombie-Grusels eigentlich nur folgerichtig. Was Grasshopper hier so knallbunt inszeniert, ist eine Untotenklamotte, die sich der eingängigen Stereotypen durchaus bewusst ist. Insofern ist der Name der Schule, die als Schauplatz für die Zombie-Invasion herhalten muss, beinahe schon subversiv. Das hoffe ich zumindest.
Welches Biologie-Experiment hier eigentlich schief gelaufen ist, das muss Juliet herausfinden. Mit knappem Rock, strammen Schenkeln und einem kecken Lolli zwischen glossigen Lippen weiß man auch hier nicht so ganz, ob Grasshopper ein cleveres Statement zur US-amerikanischen High-School-Kultur abgeben wollte oder einfach nur eine Handvoll Designer ihren Schulmädchen-Fetisch von der Leine gelassen haben.
Neben dem abgetrennten, aber dennoch munter drauf los schnatternden Kopf eines gewissen Nick, der als Sidekick an ihrem Gürtel baumelt, hat Juliet zum Glück auch ihre praktische Kettensäge scheinbar unbehelligt durch die Metalldetektoren der Bildungsstätte geschmuggelt. Und so entspinnt sich wie ganz von selbst eine der durchgeknallteren Third-Person-Verhackstückelungen der letzten Jahre.
Klassenraum um Klassenraum entledigt sich Juliet ehemaliger Mitschüler und Lehrer, die teilweise auch als Zwischenbosse und Endgegner fungieren, mithilfe einer leichten Cheerleading-Pompom-Attacke oder dem kreischenden, motorbetriebenen Zerteiler. Das Kampfsystem macht einen extrem fließenden Eindruck.
Wie Juliet zwischen den Untoten wirbelt, sie mit Spagatsprüngen überwindet, nur um sie hinterrücks von unten nach oben mit der Kettensäge zu spalten - das sieht nach reichlich dämlichem, aber großem Spaß aus. Die Brutalität ist indes zwar derb, aber auf eine Popcorn-und-Konfetti-Art, die sie wieder erträglich und - ja - witzig macht. Wie hier Sternchen, Herzen und rosa Blutfontänen aus frisch geschlagenen Hals-Stümpfen schießen, ist vollkommen freiwillig komisch.
Die Präsentation ist einfach mit so viel Zucker überzogen, dass all das Geschlachte niemals verbittert oder zynisch rüberkommt. Nicht nur die comichafte Präsentation mit ihrem krassen Farbschema und leichten Cel-Shading-Outlines unterstreicht das, auch das Design der einzelnen Gegner. Das hier ist die Sorte komischer Zombie, die man aus Michael Jacksons Thriller-Video kennt. Grasshopper geht sogar noch ein paar Schritte weiter und lässt die ledrigen Stinker sprechen. Ein gewisser Mr. Fitzgibbons gehörte einst zum Lehrkörper und schimpft während der Bossbegegnung, dass man gefälligst seine Hausaufgaben machen solle.
Suda und Co. haben ihre Hausaufgaben in jedem Fall gemacht. Ein Kombo-System belohnt für Mehrfach-Enthauptungen nicht nur mit einem übertriebenen Farbrausch, sondern auch mit Münzen, die man in neue Upgrades stecken darf. Welche Form die annehmen, verrät der Entwickler aber bislang nicht.