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Lollipop Chainsaw - Vorschau

Sonnige Laune, sprechende Zombies, kurze Röcke und vieles mehr, was man in einem Kettensägen-Spiel nicht gleich erwarten würde

Lollipop Chainsaw hat wohl einen der einfachsten Erfolge, den man überhaupt bekommen kann: "I Swear! I Did It By Mistake! - Peeped under Juliet's skirt once". Also einmal einen Blick unter den Rock der Hauptdarstellerin Juliet werfen. Keine große Sache, wenn man bedenkt, wie sehr sie im Spiel durch die Gegend hüpft und dabei eben ein sehr kurzes Röckchen trägt. Halt das, was Cheerleader so als "Uniform" bezeichnen.

Und als Cheerleader und Zombie-Jägerin in Personalunion hat Juliet im Hack 'n' Slash Lollipop Chainsaw so einiges zu tun, denn die Untoten tummeln sich zu Anfang scharenweise in ihrer Schule. Aber zum Glück hat sie ja ihre Kettensäge dabei. Die Präsentation des Spiels begann in einem Klassenzimmer mit Juliet und dem Kopf ihres Freundes Nick. Ja, richtig - nur dem Kopf. Dummerweise wurde Nick nämlich von einer Gruppe Zombies angefallen und Juliet war es nur möglich, seinen Kopf zu retten, der dann fortan an ihrem Gürtel hängt und immer mal wieder einen Kommentar zum Geschehen von sich gibt. Doch er dient auch noch für andere Dinge, aber dazu später mehr.

Lollipop Chainsaw - ZOM BE-GONE

In Lollipop Chainsaw sprechen jedenfalls nicht nur die Menschen, sondern auch die Zombies selbst haben den einen oder anderen Satz zu sagen. Also mehr als irgendein unverständliches Grunzen, Brüllen oder Schreien, wie man es sonst so von ihnen kennt. Eine Horde von ihnen stürmt kurz darauf das Klassenzimmer und Juliet kann zum ersten Mal ihre Kettensäge demonstrieren. Elegant schwingt sie das tödliche Werkzeug durch die Luft, säbelt den Zombies Körperteile ab und vollführt diverse andere Kombos. Sie springt beispielsweise über einen ihrer Widersacher hinweg und rammt ihm dann die Kettensäge zwischen die Beine, nur um sie dann durch den Körper bis ganz nach oben zu ziehen und den Untoten in zwei Teile zu zerlegen.

Das klingt recht brutal und vor allem blutig, aber weit gefehlt, denn Lollipop Chainsaw ist ab 16 Jahren freigegeben. Und in Deutschland ungekürzt. Auch das klingt nun wieder ... überraschend, aber die Gewalt im Spiel ist einfach sehr abstrakt dargestellt. Mit jedem Treffer spritzt nicht etwa literweise Blut - obwohl der rote Lebenssaft auch hier und da dabei ist - sondern Sternchen, Regenbogen und ähnliche bunte Sachen. Fühlt sich ein bisschen an wie ein LSD-Trip. Die USK hat das Ganze jedenfalls nicht als "kritische Gewalt" angesehen, deswegen die vergleichsweise niedrige Freigabe ohne Einschränkungen. Auch Producer Scott Warr zeigte sich erfreut darüber: "Sie haben das Spiel verstanden", sagt er sichtlich zufrieden und spielt damit natürlich auf den mehr als übertriebenen Comic-Style des Spiels an.

Das Spiel ist also nicht annähernd so brutal, wie man sich das anfangs nach dem ersten Trailer vielleicht noch ausgemalt hat. Kein Vergleich zu gewissen anderen Zombie-Spielen, die hierzulande vom Jugendschutz nicht gerne gesehen sind. Aber kommen wir zurück zur Schule - später gibt es übrigens auch noch andere Schauplätze, etwa eine Kathedrale. Hier stößt Juliet auf ihrem Weg durch die Hallen immer mal wieder auf andere Klassenkameraden, die von Zombies attackiert werden. Hilft sie nicht rechtzeitig, verwandeln sich die einstigen Mitschüler in stärkere Varianten der Untoten. Außerdem gibt es diverse "Named Zombies", quasi Sub-Bosse abseits der richtigen Endgegner. Diese sind gleichzeitig eine Art von Sammelobjekt. Erledigt ihr einen, könnt ihr euch im Menü mehr Details über sie zu Gemüte führen, wenn ihr denn wollt.

Je mehr Zombies ihr ins Jenseits befördert, desto mehr Münzen bekommt ihr dafür - es gibt auch Boni für mehrere erledigte Feinde auf einmal. Diese Münzen investiert ihr wiederum in neue Outfits für Juliet oder in zusätzliche Kombos, Upgrades und dergleichen. Durch "New Game+" will man euch dann auch motivieren, wirklich alles auszureizen, jedes Upgrade zu bekommen und jedes Outfit freizuschalten, ohne dabei stets wieder bei Null anzufangen.

Gleichzeitig füllt sich nach und nach das sogenannte "Star-Meter". Ist der Balken voll und ihr aktiviert die Starpower, ist das Folgende im Grunde mit den Mario-Spielen vergleichbar. Juliet wird kurzzeitig unverwundbar und stärker, gleichzeitig ertönt im Hintergrund japanische Popmusik, die das Geschehen während dieses Zeitraums untermalt und von blinkenden Neonfarben begleitet wird. Auch die Umgebung wird hin und wieder mal ins Spielgeschehen mit einbezogen. In einer Situation bricht beispielsweise ein Schulbus durch die Mauer und rast auf Juliet zu. Dann müsst ihr schnell einen Teil eines Pfeilers an der Wand absägen, damit dieser auf den Boden stürzt und das Fahrzeug aufhält, das euch ansonsten überrollen würde. Andernorts findet Juliet eine an Boden und Decke befestigte Stange und schwingt sich kurzerhand an ihr hängend im Kreis herum. Natürlich mit ausgestreckter Kettensäge, welche die währenddessen anstürmenden Zombies in ihre Einzelteile zerlegt - und auch hier wieder mit passender Musikuntermalung und fast Disco-artig aufblitzendem Licht im Hintergrund. Ein Poledance der etwas rabiateren Art, aber einfach herrlich anzuschauen.

Andere Waffen bekommt Juliet übrigens nicht, sie nutzt einzig und alleine ihre Kettensäge. Diese kann sie jedoch mit der Zeit verbessern, spendiert ihr etwa eine Art Shotgun. Und dann wäre da ja noch Nick, der nicht immer nur ohne Sinn und Zweck an ihrem Gürtel baumelt. Mit den sogenannten "Nick Tickets", die ihr in den Levels einsammelt, habt ihr die Möglichkeit, bestimmte Aktionen mit seinem Kopf auszuführen. Welche das sind, bestimmt ihr selbst, allerdings rotieren die Symbole der jeweiligen Spezialmanöver wie bei einem Glücksspiel über den Bildschirm und ihr müsst im richtigen Moment die Taste drücken. Die Aktionen werden aber auch hier erst nach und nach von euch freigeschaltet. Eine davon ist der "Nick Shoot", der Gegner betäuben kann. Dazu schnappt sich Juliet Nicks in einen Footballhelm eingepackten Kopf und tritt ihn kurzerhand gegen einen oder mehrere Gegner - das muss echte Liebe sein.

Andere Interaktionsmöglichkeiten mit Nick sind abhängig von der Umgebung. In einem Flur der Schule findet ihr an einer Stelle einen kopflosen Zombie - und ihr tragt ja ganz zufällig einen losen Kopf mit euch herum. Also steckt Juliet kurzerhand Nicks Kopf auf den Zombiekörper, und indem ihr dann ein paar Tasten drückt, schlurft Zombie-Nick einige Meter durch die Gegend, während Juliet im Hintergrund einen Cheerleader-Tanz vollführt, und durchbricht eine Wand, damit sie ihren Weg fortsetzen kann. Es ist nicht mehr als ein kleines und witzig anzuschauendes Mini-Spiel, das ein wenig Abwechslung ins Geschehen bringen soll. Ansonsten kontrolliert ihr nämlich ausschließlich Juliet selbst, niemand anderes.

Zum Schluss der Präsentation zeigte man noch einen der Bosskämpfe des Spiels, die nicht minder verrückt sind als der Rest. Jeder Obermacker soll einzigartig und besonders sein. Und die Entwickler wollen, dass ihr niemals wisst, wann genau der Fight genau zu Ende geht. Der Kampf gegen Rock'n'Roller - auch bekannt als Zombie Lewis - wird ungefähr zehn Minuten in Anspruch nehmen. Der präsentiert sich als echter Rocker, schwarze Lederjacke und lange Haare inklusive, und stellt sich erst mal mit seiner Gitarre-Maschinengewehr-Kombo vor. Anschließend umkreist er euch mit seinem Motorrad und geht immer wieder auf Tuchfühlung, während ihr versuchen müsst, ihn von seinem fahrbaren Untersatz zu befördern.

Lollipop Chainsaw - Trailer

Dass ihr dabei keine "normalen" Bosskämpfe erwarten solltet, zeigt sich im nächsten Schritt. Nachdem ihm Juliet mithilfe ihrer Kettensäge und im Rahmen eines kleinen Quick-Time-Events die Beine weggesäbelt hat, transformiert sich euer Widersacher kurzerhand zusammen mit seinem Motorrad in eine Art Mech mit Hörnern, in gewisser Weise Elefanten-ähnlich. Anschließend könnt ihr ihn wieder um seine "Beinchen" erleichtern, allerdings fährt er dann auf Rädern weiter. Wie schon gesagt, ihr wisst so nie genau, wann ein Kampf wirklich zu Ende geht und wie viele "Runden" noch vor euch liegen - und erwartet das Unerwartete.

Lollipop Chainsaw ist im Übrigen als reines Singleplayer-Spiel konzipiert, außer Leaderboards gibt es keinen Multiplayer-Modus oder irgendwelche anderen kompetitiven Elemente. Warr schätzt, dass man für einen Durchgang knapp sechs bis acht Stunden brauchen wird, sofern ihr währenddessen alles andere links liegen lasst. Um alles einzusammeln oder freizuschalten, sollt ihr hingegen rund 20 bis 30 Stunden beschäftigt sein.

Lollipop Chainsaw ist einfach lächerlich. Und das meine ich im absolut positiven Sinne. Es ist abgedreht, übertrieben, bunt, total verrückt und versprüht alleine beim Zusehen schon eine ganze Menge gute Laune. Ich mag es hin und wieder mal etwas verrückter und Lollipop Chainsaw trifft in dem Fall genau meinen Geschmack. Wenn es euch ähnlich geht und ihr ab und an Mal ein eher unkonventionelles Spiel in das Laufwerk eurer Konsole schiebt, solltet ihr Lollipop Chainsaw zumindest mal auf eure "Im-Auge-behalten"-Liste setzen. Ob es dann auch langfristig begeistern und im Spielverlauf für genügend Abwechslung sorgen kann, klären wir im Test. Ich wünsche Grasshopper aber, dass ihr jüngstes Projekt kommerziell mal etwas erfolgreicher wird als das ebenfalls gute Shadows of the Damned und Co. Verdient hätten sie es mit ihren manchmal wirren, manchmal seltsamen aber immer lustigen Ideen.

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