Lord of Ultima
Komm zur Allianz. Welche ist egal.
Hier liegt der wirkliche Reiz des Spiels. Einzelkämpfer haben ab diesem Punkt nicht viel vom Leben. Man baut halt seine Städte und Moonstones, um höhere Titel zu erhalten. Die Quests – baue dies aus, töte so und so viele Monster in Dungeons, Sachen in dieser Richtung – allein reichen nicht aus. Gebt euch einer Allianz hin und versucht nicht, passiv zu operieren. Das Spielziel, sofern es wirklich ein finales gibt, besteht darin, die Landkarte unter einem Banner zu einen. Die Koordination der Truppen, um das zu erreichen, in einer großen Gruppe von Spielern erinnert zusammen mit dem niedrigen Tempo in gewisser Weise sehr angenehm an Briefspiele vergangener Zeiten. Morgens aufzuwachen und zu sehen, dass nicht nur der eigene Angriff gelang, sondern auch Verbündete einsprangen, um die eigene Festung vor eineer Gegenattacke zu schützen, hat was und macht die Lebendigkeit des Spiels deutlich.
Hier drohte natürlich die Gefahr, dass Leute, die Geld in das Spiel pumpen, das Gleichgewicht zerstören könnten. Für fünf Euro bekommt ihr fünfhundert Diamanten. Mit dieser Währung lassen sich Artefakte kaufen, die euch auf Klick Ressourcen verschaffen oder die Bau- und Rekrutierungszeiten verkürzen. Ihr braucht neben realer Währung und damit neben den Diamanten auch noch Mana, das ihr zwar umsonst, aber nur recht sparsam bekommt. Selbst ein höherer Rang kann nur in gestreckten Abständen ein neues Artefakt benutzen. Man muss schon über Tage Mana sammeln, bevor man so richtig auftrumpfen kann. Und danach heißt es wieder sammeln. Für einen Angriff kann sich das später lohnen, lassen sich doch so auch die Reisezeiten von kleineren Armeen beschleunigen, aber das Mana hält gerade bei großen Aktionen alles in Zaum und verhindert so, dass für sparsame Spieler die Diamanten zum Gamebreaker werden. Wer Geld investiert, kann mal schnell nebenbei noch etwas fertig bauen, aber man braucht es nicht wirklich, wenn man sich bewusst macht, dass dies nicht das Spiel ist, bei dem man ständig aktiv davorsitzen muss.
Lediglich über die Berater sollte man nachdenken, insbesondere der Bauminister hat es mir angetan. Normalerweise ist die Liste der Gebäude, die man in die Warteschlange packen kann, mit sechs Slots eher kurz. Mit dem Minister sind es stolze 16. Vor allem aber lassen sich Gebäude, für die man keine Ressourcen hat, in die Warteschleife packen. Sind dann irgendwann in der Zeit, in der man offline ist, die nötigen Sachen da, wird das Haus automatisch gebaut.
Er ist also vielleicht der wichtigste Einkauf in Friedenszeiten. Die Verteidigungs- und Kriegsminister sind in der Zeit heftiger Kämpfe aber auch nicht zu verachten. Beide automatisieren bis zu einem gewissen Grad Angriffe oder Verteidigung der Stadt und halten die Allianz aktiv auf dem Laufenden. Einen Minister anzuheuern kostet umgerechnet drei Euro pro Monat, alle drei zusammen arbeiten für sieben. Es ist ein Luxus, den man sich als enthusiastischer Spieler von Lord of Ultima gönnen kann, ohne in gefährliche Regionen bei den Ausgaben abzurutschen. Aber man muss es nicht und kann alle Aktionen auch so managen. Der Bezahlteil bleibt dezent.
Die größte Schwäche des Spiels sind am Ende aber vielleicht die Kämpfe. Es läuft halt wie in besagten Briefspielen ab. Man sieht nichts von den Schlachten, den Dungeons. Und eine 20.000 Mann starke Truppe, rekrutiert aus verschiedenen der etwa 15 Truppentypen, klingt zwar auf dem Papier toll, aber wenn sie eine Stadt verwüstet, bekommt man nicht viel davon zu Gesicht. Hier wären ein paar Taktik-Games oder ein kleiner Dungeon-Crawler zumindest als Option hilfreich zur Auflockerung gewesen. Trocken und staubig sind Wörter, die sicher manch aktionsorientiertem Spieler hier leicht über die Lippen kommen könnten.
Lord of Ultima ist halt nicht die Aktionsschlacht. Ihr braucht Geduld und solltet gerade zu Beginn auch eher mit dem Ansatz herangehen, einfach immer mal zwischendurch und nur in kleinen, verteilten Dosen etwas zu tun. Erst nach dieser Startphase geht es richtig los, das aber auch nur, wenn ihr diesen Sprung machen wollt. Wer will, bleibt entschleunigt, wer ambitionierter ist, gründet eine Allianz und versucht die Welt zu erobern. Die Koordination einer solchen Spielergruppe ist ein vollwertiges Projekt für sich.
Ihr entscheidet fließend, wie weit ihr einsteigen wollt, nur das Hineinfinden kann für manchen wirklich zu langsam sein. Den Aufbau der ersten Stadt hätte man noch zügiger gestalten können, denn der wirkliche Spaß beginnt erst mit den Allianzen und den Kriegen zwischen ihnen. Bis es soweit ist, könnte der eine oder andere das Handtuch geworfen haben. Das Fehlen der Visualisierung der Kämpfe oder ein detaillierterer spielerischer Ausbau dieser hilft auch nicht wirklich.
Trotzdem möchte ich persönlich das Spiel speziell wegen des gebremsten Tempos nicht missen. Ich habe ein kontinuierliches Online-Spielerlebnis, in das ich eben nicht endlos Zeit investieren muss und das sich trotzdem weiterentwickelt. Es ist ein ganz seltsamer Zwitter aus Gelegenheits-Casual mit vollwertigem Erlebnis. Dazu kommt, dass zahlende Spieler das Gleichgewicht nicht stören, aber es mit den Ministern doch einen sinnvollen Anreiz gibt, wodurch das Spiel auch auf Einnahmen hoffen darf. Lord of Ultima ist nicht so sexy wie andere Games, man darf auch fragen, ob es eigentlich ein „Ultima“ ist, aber es hat den Charme und die Spieltiefe, um mich seit Monaten fast jeden Tag zurückkehren zu lassen. Nur halt nicht für zehn Stunden am Stück.
Lord of Ultima läuft auf Internet Explorer und Firefox. Safari machte auf einem MacBook beim kurzen Anspielen auch keine Probleme. Wenn ihr nur mal kurz gucken wollt, müsst ihr euch nicht anmelden, sondern könnt als Gast sofort spielen.