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Los Santos Reiseführer: Extremsport für Fortgeschrittene

Tag 1, nachmittags: Ein zweites Paar Unterhosen wird empfohlen.

Martin hat euch in seinem Test gestern ja schon erzählt, warum ihr dringend eine Reise in Rockstars neue Open World buchen solltet. Wenn das irgendwie an euch vorübergezogen ist, holt die Lektüre seines GTA-5-Tests doch einfach nach. Volle Punktzahl von ihm, falls ihr euch einen Klick sparen wollt. Ihr seid schließlich im Los-Santos-Urlaub und habt wenig Zeit. Denn nicht weniger als das ist GTA 5: Ferien!

Wenn man denn tatsächlich frei hätte, im Spiel nicht Hunderte Verbrecher und Unschuldige in die Luft jagen würde und das Daddeln an sich in Sachen Frischluftaufnahme nicht so ziemlich das Gegenteil von Urlaub wäre. Aber okay, irgendwas ist ja immer. Nichtsdestotrotz soll es in dieser Artikelreihe um die Aktivitäten gehen, die einer Auszeit vom hektisch-enervierenden Großstadtleben oder von der gepflegten Land-Langeweile am nächsten kommen. Hier geht es ums 'Können', nicht 'Müssen', wenn wir das Spiel in seinen schönsten Einzeldisziplinen nach Art eines Reiseführers beleuchten.

Nichts für Konservative

Sobald die Füße nach den Jetskirennen wieder trocken sind und die traditionellen Cocktails intus, finden sportive Los-Santos-Urlauber mit Faible für alles, was teuer und für Lebensmüde ist, Erfüllung in den zahlreichen Extremsportaktivitäten. Vor allem das Fallschirmspringen ist ein echter Klassiker, der von der ortsansässigen Glücksritter-Ikone Dom vielfach neu interpretiert wird.

Lassen sie sich von ihm mit einem Frachtflugzeug auf einen Rundflug über den gigantischen Alamosee mitnehmen - und springen sie dann mit einem Quad aus der Heckklappe. Den Rausch, kurz vor Aufprall auf der betonharten Wasseroberfläche noch von dem Klumpen aus Stahl und Benzin abzuspringen und so die frontale Wasserung aus vier Kilometern Höhe zu überstehen, muss man erlebt haben - und wenn es das letzte ist, was man tut.

Und auch, wenn es so klingt, als wäre es auf jeden Fall das Letzte, was man jemals tut: Ängstliche können sich sicher sein, dass man außer einem kurzen Ruck und einem roten Schleier, der von den Blutfontänen herrührt, die aus den Augäpfeln sprühen, nur wenig davon mitbekommt, was für ein erbärmliches Bild man gerade abgegeben hat. Sie haben unser Versprechen: An Verletzungen zieht man sich nichts zu, was nicht mit ein bisschen Klontechnik und einer Prise Riechsalz wieder zu kitten wäre. Insofern: Probieren sie es aus, wenn sie sich trauen!

Ich kann mir nicht vorstellen, was da schiefgehen soll.

Doch es geht auch etwas gemütlicher. Über den malerisch dahintrabenden Raton Canyons segelt man nach einem Absprung aus dem Hubschrauber beinahe relaxed einen abgesteckten Parcours virtueller Checkpunkte entlang und erfreut sich des beruhigenden Geleits durchreisender Gänsemütter. Die Landung erfolgt inmitten einer Herde grasender Wapitis. Ehrgeizige versuchen derartige Sprünge mehrmals, um sich am Ende eine von kunstfertigen Kinderhänden handgeschnitzte und -bemalte Goldmedaille um den Hals zu hängen.

Beim anschließenden Abstieg aus diesem Idyll ist großkalibriges Jagdwerkzeug Leib und Leben nicht unbedingt abträglich, denn die Gegend ist für unprovozierte Puma-Attacken berüchtigt. Sperren sie einfach die Nase auf: Umweht am Hang auf einmal ein Geruch ihre Nüstern, der sie an ihr Zockerzimmer zu Hause erinnert, sind sie gerade in ein Nest der leicht erregbaren Raubkatzen gestolpert. Und die wollen selten nur spielen.

Auch in und um den gigantischen Mount Chiliad warten noch viele weitere Gelegenheiten, die Freuden der privilegierten weißen Mittelschicht zu begehen: Fragen sie einen der Helikopterpiloten, etwa in oben erwähntem Raton Canyon, einfach nett, ob sie sich das Fluggerät einmal ausleihen könnten. Die wenigsten werden ihren Wunsch abschlagen. So ist Los Santos nun einmal: Landesweit schätzt man das Gebiet für seine Gastfreundlichkeit und seinen Pragmatismus, wenn es darum geht, einem schwerbewaffneten Adrenalinjunkie zu entkommen, der nur den nächsten Kick im Sinn hat.

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