Lost: Das Spiel
Ein Spiel für Fans
Wie es sich für ein (Action-)Adventure gehört, führt Ihr viele Gespräche mit den Überlebenden von Oceanic Flight 815. Diese Unterhaltungen entpuppen sich leider recht schnell als eher simples Frage- und Antwort-Spielchen. Am unteren Bildschirmrand bekommt Ihr stets mehrere Optionen angezeigt, wobei einige Fragen für den Fortschritt des Spiels wichtig sind, während andere Euch ein wenig mehr Hintergrundwissen vermitteln. Eben jene allgemeine Gesprächsthemen sind jedoch größtenteils immer gleich, lediglich die Antworten unterscheiden sich von Gesprächspartner zu Gesprächspartner.
In Sachen Intensität wäre hier sehr viel mehr möglich gewesen. Wer Mass Effect gespielt hat, dürfte wissen, wie gute Dialoge aussehen sollten. Euer virtuelles Alter Ego in Lost: Via Domus spricht seine Fragen in 95 Prozent der Fälle nicht mal selbst aus. Klickt lediglich auf die gewählte Option und schon hört Ihr die Antwort, die wiederum meist nur aus einem Satz besteht.
Immerhin hat sich Ubisoft dafür die passenden Synchronsprecher der Serie gesichert, was gehörig zur stimmungsvollen Atmosphäre beiträgt. Spätestens, wenn man Hurley („Alter“) oder Sawyer (verwendet diverse Spitznamen) in ihrer gewohnten Art reden hört, fühlt man sich einfach mittendrin. Selbst die typische Lost-Musik von Michael Giacchino trägt ihren Teil zur Stimmung bei. Getrübt wird sie lediglich durch die meist eher suboptimale Lippensynchronisation. In einigen Fällen hört man sogar schon den Ton, obwohl sich der Mund erst ein oder zwei Sekunden später bewegt. Die Gesichtsanimationen sind höchstwahrscheinlich lediglich auf die englische Version abgestimmt worden.
Generell ist die Grafik recht gut gelungen, obwohl Ubisoft keineswegs die CryEngine verwendete (wie man hätte vermuten können), sondern das Grafikgrundgerüst von Ghost Recon: Advanced Warfighter 2. Die Optik sieht - wenn man alle Aspekte mit einbezieht - weder außerordentlich gut, im Gegenzug aber keinesfalls schlecht aus.
Stattdessen bewegt sich das Niveau hauptsächlich im oberen Mittelfeld, wobei vor allem die bereits erwähnten Charaktere und der saftig grüne sowie dichte Dschungel hervorstechen, der teilweise in schönen Lichtverhältnissen erstrahlt. Die Schauplätze sind zumeist recht detailliert und originalgetreu ausgefallen, lassen hier und da allerdings ein paar schärfere Texturen vermissen. Hin und wieder bleibt man sogar an einigen kleineren Hindernissen hängen, zum Glück eher selten.
Leider musste man in Bezug auf die Engine einige Kompromisse eingehen, was sich durch die stets linearen Wege über die Insel und vergleichsweise kleine Abschnitte bemerkbar macht. In mehreren Dschungel-Levels habt Ihr zwar ein wenig mehr Freiheit, wenn Ihr hingegen ein paar Meter zu weit in die falsche Richtung marschiert, werdet Ihr wieder an den Anfang des Levels zurückgesetzt. Ebenfalls weniger gut gelungen: Am Strand treiben sich nur selten viele Charaktere herum. Es sind zudem stets die Hauptfiguren, die für die jeweilige Episode wichtig sind oder weitere Infos liefern können. Ansonsten gibt es keine Statisten wie in der Serie, die im Hintergrund irgendwelchen Aktivitäten nachgehen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Lost ist auf jeden Fall ein Spiel für Fans der Serie, eigentlich eher eine interaktive Version davon. Aber Achtung! Wer mit der TV-Show nichts anfangen kann, wird wohl auch mit der Versoftung seine Meinung kaum ändern, zumal wenig Hinweise für Neueinsteiger vorhanden sind.
Lost: Das Spiel begeistert vor allem durch seine Inszenierung und Aufmachung. Gleiches gilt für die Story, die einmal mehr zahlreiche Fragen aufwirft und nur wenige davon beantwortet. Eben typisch Lost.
Ja, das Spiel ist insgesamt leider recht kurz ausgefallen und die Rätsel – sofern man logisch denkt – ziemlich einfach. Trotz dieser Mankos fügt sich der kleine Handlungsbogen wunderbar in die bisherige Geschichte ein. Außerdem ist die Motivation während dieser Zeit stets gegeben, da man unbedingt wissen will, wie es denn nun weitergeht. Danach darf wie gewöhnlich wild spekuliert werden.
Aufgrund der spielerisch begrenzten Möglichkeiten bleibt dabei allerdings ein fader Beigeschmack. Schade, denn hier wäre sicherlich noch mehr gegangen.
Lost: Das Spiel ist seit Freitag erhältlich.