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Lost Planet 2

Monster Hunters in Space?

Als wäre das Spiel an sich nicht schon anspruchsvoll genug, spielt auch das Lebensenergie-Management eurer Truppe ein wenig gegen euch. Wie zuvor sammelt jeder Krieger individuell Thermal-Energie an, die besiegte Feinde und Akriden zurücklassen und mit der man zum Beispiel die eigene Gesundheit wieder auffüllen darf. Auch einige Energiewaffen werden mit „T-Eng“ befeuert, was an gewissen Stellen für von den Machern zweifellos gewollte Engpässe sorgt.

Wer einmal allerdings wirklich in schweres Kreuzfeuer gerät, ist tot, bevor sein Finger auch nur über der Erste-Hilfe-Taste schwebt oder einem einer der Mitspieler mit etwas von der gelben Substanz aushelfen kann. Hier kommt das durchaus vorhandene Frustpotential von Lost Planet 2 zum Tragen. Alle menschlichen Mitspieler teilen sich nämlich das Battle Gauge, das je nach Schwierigkeitsgrad unterschiedliche Punktemengen fasst.

Pro Bildschirmtod werden von dieser Anzeige 500, sofern man in einem VS hopps geht sogar 1.000 Punkte abgezogen. Konnte ein Solo-Spieler also zum Beispiel auf „Normal“ (2.500 BG-Punkte) fünf Mal sterben, stirbt man zu zweit nur noch zwei- beziehungsweise dreimal, während zu viert drei der Spieler nur noch einen Tod frei haben, bevor es in die Lobby zurück geht. Da das Ableben eines Mitspieler-Bots keinerlei Punktabzug mit sich bringt, könnte man fast sagen, dass Lost Planet 2 in gewisser Hinsicht schwerer wird, sobald mehr Spieler mit von der Partie sind. Das könnte dazu führen, dass einige Teams weniger erfahrene Spieler bewusst aus ihrer Runde ausschließen. Immerhin muss man ein Kapitel komplett von vorne beginnen, denn sobald das Battle Gauge leer ist, darf man nicht einfach die jeweilige Untermission neu beginnen. Lost Planet 2 setzt da ganz auf Level- und Gegnerkenntnis sowie die Bereitschaft der Spieler, sich „von unten“ (also „easy“) an die normalen und hohen Schwierigkeitsgrade heranzuwagen. Glaubt mir, es ist besser so!

Bis man die zwar okaye, aber nicht vollkommen zeitgemäße Steuerung gemeistert hat, dürfte es eh eine Weile dauern. So ist etwa die B-Taste mehrfach belegt: Melee-Attacke, Sprint (B halten) und Interaktion schlummern alle unter dem roten Knopf des Xbox-360-Joypads. Wer also in der Nähe eines Kontrollpunktes oder eines vakanten Mechas einen Sprint hinlegen oder einem nahenden Feind die Unterseite seines Gewehrkolbens zeigen will, macht unter Garantie etwas anderes. Man spielt nach einer Weile um solche Situationen herum, wünscht sich aber die ganze Zeit, dass es auch anders ginge.

Lost Planet 2 - Bosskampf

Neben der Kampagne warten auch noch sechs Mehrspieler-Modi für bis zu 16 Spieler auf euch, die allesamt mehr oder weniger an Karten und Ziele der Kampagne angelehnt sind. Zum Netzcode kann ich nicht viel sagen, da zum Testzeitpunkt nicht genügend Spieler anzutreffen waren. Ranglisten, Personalisierungsoptionen und die hier vorhandene Vote-Funktion versprechen dem Mehrspielermodus ein langes Leben. Und der einarmige Bandit, mit dem man unzählige Perks als Boost für verschiedene Fähigkeiten, neue Waffen, Spitznamen und Kleidungssets erzockt, sorgt dafür, dass man die ganze harte Arbeit in der Kampagne nicht umsonst erledigt hat. Auch die Faction-Wars klingen interessant: Diese Internet-Kriege werden im Wochentakt ausgefochten und behalten die Erfolge jeder Spielerpartei im Auge. Am Ende der Woche wird die Sieger-Partei bekannt gegeben.

In dieser Liste der Verfehlungen und Problemchen sollte also nicht untergehen, dass Lost Planet 2 randvoll mit Content ist und insgesamt in einem sehr ansprechenden Gerüst steckt, an dem nur wenig wackelt und klappert. Das Gefühl, eine am Limit geführte und ohrenbetäubend gut klingende Schlacht durch das Besteigen einer riesigen Virtual Suit noch zu wenden oder das Erfolgserlebnis, wenn es im Team „click“ macht und sich ein verrückt gewordenes Stück Natur von der Größe eines Häuserblocks dem Kreuzfeuer einer hart erkämpften Vierer-Taktik ergeben muss - das sind Dinge, die es so nur bei Capcom gibt.

Lost Planet 2 schießt den Mehrspieler-Spaß vielleicht nicht ganz bis auf einen unbekannten Planeten, aber schließlich lassen sich auch diesseits der Milchstraße noch ganz ordentliche Sci-Fi-Kriege austragen.

7 / 10

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