Lost Planet 2
Gemeinsam sind wir stark
Gefangen zwischen Tradition und Moderne, kämpft die japanische Spieleindustrie mit ihrem eigenen Schicksal. Denn die Wiege der Videospiele hat schon lange ihren Vorreiter-Status verloren. Westliche Spielefirmen sind ihnen technisch und spielerisch davongezogen. Das Endergebnis: Die ehemalige Leitmesse, die Tokyo Games Show, schrumpft von Jahr zu Jahr. Selbst gestandene Publisher wie Konami, Namco und Capcom müssen hart um die amerikanischen und europäischen Konsumenten kämpfen. Eine Aufgabe, die die Japaner vor eine gewaltige Herausforderung stellt.
Dabei hat Capcom schon früh begonnen, seine Produkte auf unseren Geschmack anzupassen. Einige Titel, etwa Lost Planet, wurden ganz bewusst mit einem westlichen Erscheinungsbild entwickelt. Mit Lost Planet 2 geht Capcom aber noch einen Schritt weiter. Die klassische Erzählstruktur des Erstlings wird über den Haufen geworfen, die gesamte Spielerfahrung auf das im Westen so beliebte Koop-Erlebnis und den Multiplayer-Modus ausgerichtet.
Details zur Story sind leider Mangelware. Erste Demos zum Spiel gibt es zwar schon seit dem Sommer, doch Capcom hält sich bei den Informationen weiter zurück. Fest steht, dass es euch erneut auf den Planeten E.D.N. III verschlägt. Durch die Geschehnisse des ersten Teils hat sich der ehemalige Eisplanet in eine grüne Hölle verwandelt. Gemeinsam mit drei Freunden führt ihr ein Squad Nevec-Soldaten durch die Kampagne. Im Gegensatz zum Vorgänger, in dem ihr den Alien-Jäger Wayne steuert, dürfen die Spieler diesmal einen eigenen Charakter erstellen. Auch hier bleibt uns Capcom weitere Informationen schuldig. In den Demos kämpft ihr euch mit vorgefertigten Figuren durch die Koop-Gefechte und müsst dort gemeinsam die Akrid bekämpfen.
In Hamburg hatten wir nun die Möglichkeit, auch die Versus-Gefechte anzuspielen. Gemeinsam mit fünf Kollegen ging es auf einer lauschigen Industrie- und Dschungelkarte in harte Teamgefechte um die Thermal-Energie-Stationen. Spielerisch hat sich gegenüber dem Vorgänger auf den ersten Blick wenig getan. Die Teams starten auf beiden Seiten der Karte. Anfangs jagt ihr zu Fuß zu den Checkpunkten, schnappt euch Waffen, Mechs oder zwei mächtige, fest installierte Geschütze. Optisch hat der Titel einen ordentlichen Sprung nach vorne gemacht. Angefeuert durch das MT Framework, begeistert Lost Planet 2 durch erstklassige Lichteffekte, hochauflösende Texturen und prächtige 3D-Modelle.
Sofort fällt die Vertikalität der Karte ins Auge. Im Gegensatz zu klassischen Shootern, in denen man sich über weite Strecken auf einer Ebene bewegt, könnt ihr euch in Lost Planet 2 dank eines Enterhakens auch in luftige Höhen ziehen. Und auch die Kampfanzüge besitzen Sprungdüsen, um Gegner auf hochgelegenen Positionen zu bekämpfen. Das Ziel ist klar definiert: Innerhalb von 20 Minuten gilt es, fünf Thermal-Stationen einzunehmen. Gelingt dies nicht bis zum Ablauf des Zeitlimits, gewinnt die Seite, die am meisten Punkte im Besitz hält.
Überall verstreut auf der Karte findet ihr Waffen, Granaten und Ausrüstung. Cpacom liefert das klassische Shooter-Arsenal und noch ein wenig mehr. Flammenwerfer, gewaltige Gatling-Kanonen und extrem starke Plasmageschütze geben sich hier die Klinke in die Hand. Schnell entbrennen beinharte Gefechte. Besonders die mittlere Thermal-Energie-Station wechselt gleich mehrmals den Besitzer. Scharfschützen jagen unvorsichtige Kämpfer, Raketenwerfer reißen Löcher in die Verteidigung und es kommt immer wieder zu einem Herzschlag-Finale. Ein besonders fieses Feature: Granaten werden durch feindliche Kugeln in der Luft gezündet. Geschickte Schützen schicken so unvorsichtige Werfer schnell mit ihren eigenen Waffen ins Grab.
Leider war nach einer Karte Schluss. Capcom macht aus dem ganzen Multiplayer-System mit Avataren, Level-Ups und Matchmaking immer noch ein großes Geheimnis. Auch zu den Spielmodi bekommt man nur ein knappes „Kein Kommentar“. Schade, deshalb bleiben viele Features im Dunklen. Das Gezeigte machte aber schon jetzt einen Heidenspaß. Speziell die Vertikalität, aber auch die Kampfanzüge und die außergewöhnlichen Waffen sorgen schon wie im Vorgänger für frischen Wind im Genre. Unterstützt durch ein hoffentlich umfangreiches Upgrade- und Avatar-System, könnte Lost Planet nicht nur ein Koop-, sondern auch ein echtes Multiplayer-Highlight werden. Mein Team steht bereit.
Lost Planet 2 erscheint im ersten Quartal 2010 für Xbox 360, PS3 und PC.