Lost Planet 2
Koop-Mania
Monster Hunter hat zumindest in Japan den Begriff Koop neu definiert. Die gemeinsame Jagd zieht dort Millionen in ihren Bann. Egal ob in der U-Bahn, in speziellen Cafes oder Zuhause, die Japaner sind verrückt nach diesem ungewöhnlichen Onlinetitel. Für das Land der Einzelspieler-Erfahrungen eine wirklich überraschende Entwicklung, denn die Serie hat damit die Designphilosophie einer ganzen Entwicklergeneration auf den Kopf gestellt.
Weg von klassisch erzählten Geschichten, hin zu einem Gruppenerlebnis. Monster-Hunter-Erfinder Capcom geht dabei am weitesten. Nach dem gelungenen, wenn auch nicht genialen Resident Evil 5 samt Zwei-Spieler-Koop wird bei Lost Planet 2 das Spielprinzip der Vorgänger praktisch komplett auf den Kopf gestellt.
Ohne auf eine gewaltige Fanbase Rücksicht nehmen zu müssen, konnte das Team um Producer Jun Takeuchi aus dem Vollen schöpfen. „Lost Planet ist dafür die ideale Marke“, erklärt Takeuchi im Gespräch. „Es gab bisher nur einen Titel, die Fans gewöhnen sich also leichter an die Neuerungen.“ Stand nämlich im Vorgänger noch die episch erzählte Geschichte rund um einen jungen Monsterjäger auf dem menschenfeindlichen Planeten EDN III im Vordergrund, dreht sich diesmal alles um die gemeinsame Spielerfahrung.
Die Story selbst liefert dabei nur den Rahmen. Ohne eine konkrete Hauptfigur verfolgt ihr die Erlebnisse von fünf unterschiedlichen, gesichtslosen Soldatenteams. Gemeinsam mit drei Freunden erlebt ihr so den Krieg um die Thermal-Ressourcen aus fünf verschiedenen Perspektiven. Ihr versucht, die Soldaten des bösen Nevec-Megakonzerns zu vertreiben, räuchert hinterhältige Dschungel-Piraten aus und erledigt dicke Akrid-Aliens, die den Planeten so gefährlich machen. Am Ende kämpfen die Kontrahenten gemeinsam für die Rettung von EDN III. Tiefergehende Emotionen bleiben dabei auf der Strecke.
Zwischen den über 20 Einzelabschnitten, verteilt auf sechs Episoden, wird die Geschichte in hervorragend inszenierten, inhaltlich aber etwas verwirrenden Filmsequenzen weitererzählt. Eure selbst erstellte Figur wird dabei ein Teil der Geschichte. Euer Avatar schlüpft in die ihm zugedachte Rolle. Ein ungewöhnlicher Ansatz, der aber bei der Identifikation mit der Geschichte Probleme bereitet. Das filmische Erleben wird unter Statusscreens, Komboanzeigen und Rankings begraben. Bei einigen Abschnitten seid ihr länger im Statusscreen und in den Ladesequenzen unterwegs als in der eigentlichen Action. Speziell in den ersten drei Episoden, je nach Schwierigkeitsgrad und Team-Zusammenstellung, in manchen Kapitel gerade mal zwei bis drei Minuten.
Doch diese ungewöhnliche Erzählform wurde bewusst gewählt. Hier geht es nicht um die Geschichte, sondern um das gemeinsame Bezwingen eines Levels. Das Erreichen von Zielen und die Möglichkeit, am Ende an der Spitze einer Online-Tabelle zu stehen. Lost Planet 2 spielt sich wie eine Mischung aus Monster Hunter und Left 4 Dead. Deutlich actionreicher und pompöser inszeniert als die Jagd auf Fabelwesen, aber eben auch mit gewaltigen Bossen, die ganz verschiedene Taktiken erfordern. Als Belohnung bekommt ihr Dutzende verschiedene Outfits, spezielle Fähigkeiten für den Multiplayer und tonnenweise Emotes geliefert.
Sichtlich begeistert zeigt Takeuchi, wie ihr auf Knopfdruck tanzt, lacht oder komplexe Bewegungsabläufe aktiviert. „Ein hoher Wiederspielwert und der Spaß am gemeinsamen Spielen stand bei uns klar im Vordergrund“, verrät uns der freundliche Japaner im anschließenden Interview. So könnt ihr mit euren Kollegen auf einer weiteren Ebene kommunizieren, sie zum Lachen bringen oder ärgern.