LostWinds: Winter of the Melodias
Winterliches Spielspaßwunder
LostWinds: Winter of the Melodias ist nicht nur eine erstklassig gelungene Fortsetzung wie sie im Buche steht. Das neue LostWinds ist auch ein Vorzeigetitel für Nintendos Wii, der bewusst die Stärken und Vorzüge der Hardware nutzt, um ein Spielerlebnis zu bieten, wie es weder auf PS3 noch auf der Xbox360 möglich ist. LostWinds ist zudem auch noch ein Paradebeispiel, wie ein gutes Downloadspiel auszusehen hat. Und das beste: Dieser rundum exzellente Titel kostet euch gerade mal locker-flockige zehn Euro!
Das Nachfolger des bereits sehr gut bewerteten LostWinds setzt genau dort an, wo der Erstling aufgehört hat. Der junge Toku und Windgeist Enril haben zwar Tokus Dorf vor den bösen Mächten gerettet, die Gefahr ist aber längst nicht gebannt. Um seine verschwundene Mutter Magdi zu suchen, machen sich Toku und Enril auf den Weg zum Sommerfall-Berg. Doch der Name trügt: Dort herrscht schon seit Jahren bitterster Winter und Monster machen die Gegend unsicher.
Mit fast all den Fähigkeiten, die Toku und Enril im Erstling erlernt haben – nur auf das Schwebe-Cape müsst ihr hier verzichten –, stapft der junge Held jetzt durch den Schnee und friert wie ein Schneider. Im ersten Abschnitt des Spiels steht ihr stets unter Zeitdruck. Befindet sich Toku zu lange im Schnee, wird ihm kälter und kälter, bis er schließlich erfriert. An den zahlreichen Fackeln in der Gegend könnt ihr euch aber immer wieder aufwärmen, bis Toku schließlich ein wärmeres Outfit erhält, mit dem ihm die Kälte nichts mehr anhaben kann.
Und diesem Prinzip folgt das ganze Spiel. Toku und Enril beginnen mit einer handvoll Fähigkeiten und mit jedem neu erlernten Talent wird ein weiterer Teil der überraschend umfangreichen Spielwelt zugänglich. Während man im Erstling manchmal noch etwas planlos durch die Gegend stapfte, wurde in der Fortsetzung nun eine Karte integriert, die euch die Orientierung kolossal erleichtert. Ihr erfahrt nicht nur, welche Räume miteinander verbunden sind, sondern auch, wo sich bisher nicht gefundene Extras einsammeln lassen.
Dieses grundlegende Prinzip ist aus Klassikern wie der Metroid-Serie bekannt und funktioniert auch hier ganz vortrefflich. So wird Toku im Verlauf des Spiels nicht nur unempfindlich gegen die beißende Kälte, er lernt auch kleine Tornados zu erschaffen, Regenwolken herbeizurufen und ist schließlich sogar in der Lage, an dafür vorgesehenen Schreinen den Winter zu beenden und den Sommer einzuläuten, um vereiste Seen zugänglich zu machen.
Dabei gestaltet sich die Steuerung wunderbar intuitiv: Mit dem Nunchuk steuert ihr Toku und lasst ihn Gegenstände aufheben oder Häuser betreten, via WiiMote lenkt ihr Enril über den Bildschirm, um Gegnern mit Windstößen Mores zu lehren, Toku durch die Gegend zu pusten oder Luftsöge zu erzeugen. LostWinds nutzt die speziellen Möglichkeiten des Wii absolut vorbildlich, kein Element wirkt aufgesetzt oder überflüssig – da könnte sich so mancher hochgezüchtete 3D-Konkurrent eine Scheibe von abschneiden.
Schöner, umfangreicher, komfortabler – David Braben und sein Team haben bei der Fortsetzung des in meinen Augen besten WiiWare-Starttitels ganze Arbeit geleistet. LostWinds: Winter of the Melodias führt so manchen großen Entwickler vor, dessen DVD-Spiele-Ausstoß trotz eines Vielfachen an Speicherplatz, größeren Budgets und zahlenmäßig überlegenen Teams qualitativ nicht annähernd mit diesem „kleinen“ Downloadtitel mithalten können.
Wer sich als Wii-Besitzer diesen Kracher nicht runterlädt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Für den Preis eines Kinobesuchs am Wochenende bekommt ihr ein gut vier Stunden langes, grafisch wunderschönes Abenteuer, das frei von Streckmaterial und Leerlauf reinen, kondensierten Spielspaß bietet. Tut euch und auch eurer Wii etwas Gutes – bringt sie ins Internet und holt euch das neue LostWinds.
LostWinds: Winter of the Melodias ist ab sofort für 10 Euro für den Nintendo Wii erhältlich.