Luftrausers - Test
Unkompliziert und knüppelhart.
Für jemanden wie mich, der sich nicht wirklich häufig im Genre der Shoot-'em-ups austobt, war Vlambeers Luftrausers eine interessante Erfahrung. Einerseits versprüht das neue Werk der Macher von Ridiculous Fishing eine angenehme Unkompliziertheit und ist auch schnell zu erlernen, wenn ihr die Tutorials völlig ignoriert. Wollt ihr das Spiel jedoch meistern, müsst ihr euch darauf einstellen, ein ums andere Mal böse verprügelt zu werden.
Im Kampf mit Gegner und Schwerkraft
Das Fliegen an sich ist nichts, womit ihr großartig zu kämpfen haben werdet. Im Gegenteil: Die Grundzüge sind ziemlich einfach zu verstehen. Ihr steuert euer Flugzeug mit dem Analog-Stick oder dem D-Pad - Letzteres empfand ich als angenehmer -, dreht es so in eine bestimmte Richtung und gebt Gas. Die gute, alte Gravitation könnt ihr euch dabei ebenfalls zunutze machen, denn wenn ihr nicht beschleunigt, fallt ihr langsam nach unten in Richtung Wasseroberfläche. Obendrein dreht sich euer Fluggerät schneller, wenn der Antrieb nicht läuft. Und es ist ein wirklich befriedigendes Gefühl, seinen Jet im Flug herumzureißen und mit ein paar gezielten Schüssen eine Gruppe von Verfolgern in die ewigen Jagdgründe zu schicken.
Dennoch: Es zu meistern erfordert Geschick und Reaktionsschnelligkeit. Ihr werdet nämlich nicht nur von feindlichen Jägern unter Beschuss genommen, sondern auch noch von Schiffen. Je länger ihr in der Luft seid und je mehr Feinde ihr in Stücke schießt, desto stärkere Widersacher konfrontieren euch. Und wenn ihr erst einmal den zahlreichen Geschossen aus allen Richtungen ausweichen und dabei noch Feinde attackieren sollt, kommt ihr erst richtig ins Schwitzen.
"Und wenn ihr erst einmal den zahlreichen Geschossen aus allen Richtungen ausweichen und dabei noch Feinde attackieren sollt, kommt ihr erst richtig ins Schwitzen."
Ihr werdet definitiv Schaden nehmen und wenn ihr das tut, solltet ihr tunlichst aufhören zu feuern - was übrigens mit jedem beliebigen der vier Buttons auf der rechten Seite möglich ist. Nur dann repariert sich euer Flugzeug selbst. Der Schaden wird unterdessen anhand eines immer enger werdenden Kreises rund um euren Jet herum verdeutlicht.
Bastelstunde
Nun schießt ihr natürlich nicht ausschließlich zum Spaß oder zum Erreichen des besten Highscores um euch. Ihr habt vor dem Start die Möglichkeit, Waffe, Rumpf und Antrieb eures Flugzeugs anzupassen. Die jeweiligen Teile schaltet ihr nach und nach frei, indem ihr Herausforderungen erfüllt. Ihr müsst dann beispielsweise eine bestimmte Zahl an Feinden erledigen, zwei Schlachtschiffe in einer Session in Stücke schießen oder zehn Gegner aus dem Weg rammen, ohne einen einzigen Schuss abzugeben.
Jedes einzelne Teil bringt seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich und ihr könnt sie nach Lust und Laune kombinieren - es sind also stets drei Missionen aktiv. Durch die verschiedenen Teile ergibt sich wiederum nicht nur ein anderer Look eures Fliegers, er steuert sich zum Teil auch komplett anders. Ihr könnt beispielsweise einen Laser ausrüsten, bis zu vier Raketen gleichzeitig auf die Reise schicken oder ein Geschoss wählen, das zwar eine niedrige Schussrate hat, dafür aber sehr großen Schaden anrichtet. Mit einer speziellen Hülle rammt ihr Gegner, ohne dabei beschädigt zu werden, habt aber insgesamt weniger Lebensenergie. Oder ihr nutzt den Antrieb, mit dem ihr praktisch ewig durch die Luft gleiten könnt, weil die Gravitation nur noch eine geringe Auswirkung auf euch hat.
Kein Meister fällt vom Himmel
Jedes Teil hat so seine Eigenschaften, die es einerseits nützlich machen, aber auch einen Nachteil mit sich bringen. Es ist also nicht so, dass ihr euch mit gewissen Teilen nun ein übermächtiges Flugzeug zusammenbasteln könnt, mit dem ihr alles dominiert. Davon ist das Spiel weit entfernt. Letztlich entscheidend ist euer Skill. Er bestimmt, wie viel ihr aus Luftrausers herausholt. Anfangs sind die jeweiligen Herausforderungen auch für Einsteiger machbar, aber schon recht bald zieht auch hier der Schwierigkeitsgrad an. Es ist kein Zuckerschlecken und wenn ihr euch an Luftrausers wagt, solltet ihr kein Problem damit haben, oft zu scheitern.
Diese Vielfalt erstreckt sich jedoch ausschließlich auf die Bestandteile eures Flugzeuges. Ihr spielt ansonsten nämlich immer und immer wieder den gleichen Level. Ihr hebt von eurem U-Boot ab, könnt euch im Luftraum zwischen Wasser und Wolkendecke aufhalten und zerstört alles, was in eure Nähe kommt. Auf Dauer büßt das Spiel so ein wenig von seiner Faszination ein. Es wird fast zur Routine, ein paar wechselnde beziehungsweise abwechslungsreiche Areale mit unterschiedlichen Voraussetzungen hätten Luftrausers gutgetan. Ihr könnt zwar ein paar zusätzliche Farbschemen freischalten, die ähnlich „exotisch" sind wie der standardmäßig minimalistische, aber stimmungsvolle 2D-Sepia-Look, aber das war's dann auch schon.
"Diese Vielfalt erstreckt sich jedoch ausschließlich auf die Bestandteile eures Flugzeuges. Ihr spielt ansonsten nämlich immer und immer wieder den gleichen Level."
Luftrausers zieht seinen Reiz somit primär aus dem Freischalten neuer Teile für euer Flugzeug und dem Erreichen des Highscores. Punkte sammelt ihr übrigens mit einem Kombo-System. Der bis zu 20-fache Multiplikator bleibt euch auch erhalten, wenn ihr getroffen werdet, jedoch müsst ihr innerhalb einer gewissen Zeitspanne Feinde zerstören, um ihn hochzutreiben beziehungsweise zu halten.
Spaß macht Luftrausers allemal. Besonders dann, wenn ihr Shoot-'em-ups regelmäßig zum Frühstück verputzt. Einsteiger werden mit den Herausforderungen behutsam herangeführt, können schon früh so einige Teile freischalten und erste Erfolge erzielen, aber irgendwann wird es dann deutlich kniffliger und es kommt sehr stark auf die eigenen Fähigkeiten an. Ab einem gewissen Punkt stellt man sich selbst mehrere Fragen: Lohnt es sich überhaupt, so viel Zeit zu investieren, um das Spiel wirklich zu meistern? Und könnt ihr mit Frust leben? Denn den werdet ihr definitiv verspüren, mitunter kann das Spiel schon mal ein echtes Arschloch sein.
Luftrausers macht ohne Frage eine gewisse Zeit lang mächtig Laune, aber irgendwann sehnt man sich doch nach mehr, es zeigen sich erste Abnutzungserscheinungen. Ein Glück also, dass eine Runde nicht allzu lange dauert - von einigen Sekunden bis hin zu mehreren Minuten ist alles möglich -, denn so eignet sich Vlambeers neuestes Werk perfekt für eine kleine Spielsession zwischendurch.