Lust auf No Man's Sky? Diese Spiele verkürzen die Wartezeit
Alternativen und wie sie auf Hello Games' Space-Oper vorbereiten.
No Man's Sky ist der Stoff, aus dem Videospieler-Träume sind. Oder ist es nur die Art, wie das schier endlose Erkundungsspiel im Weltraum bis hierhin kommuniziert beziehungsweise nicht kommuniziert wurde? Vermutlich beides, denn in jedem Fall regen die spärlichen bewegten Bilder, die wenigen Informationen sowie die hypnotisierende, treibende Musik von 65daysofstatic in einem Maße die Fantasie an, wie das in der von von gestaffelten Medienoffensiven und Info-Blowouts getriebenen Vorbestellkultur nur noch selten der Fall ist.
Schon jetzt, X plus zwei Monate vor der Veröffentlichung spekuliert man darüber, wie man vorgehen würde auf seiner ganz persönlichen Reise zum Mittelpunkt des Universums, welche Abenteuer man wohl erleben würde und wo auf der Skala von Han Solo bis Captain Picard man sich selbst wohl verorten wird. Dabei hat noch niemand außerhalb von Hello Games den Titel wirklich gespielt. Für uns Außenstehende bleibt es bis auf Weiteres eine wilde Collage an grob skizzierten Ideen und bestenfalls - wenn überhaupt - skizzierten Systemen. Es ist die letzte große Unbekannte in einer Industrie, die genau das fürchtet und zieht genau deshalb gerade alle Aufmerksamkeit auf sich. Paradox und wunderbar.
Bis wir alle Stück für Stück und in unserer eigenen Ecke einen Teil des Schleiers über diesem bunten Universum lichten, ist es noch eine Weile hin (wo bleibt eigentlich der auf der E3 versprochene Release-Termin, Sean Murray?) müssen demnach Ersatzdrogen her. Hier drei Beispiele, die jedes auf seine Art den Erkunder und Entdecker unendlicher Weiten in euch kitzeln.
3. Elite: Dangerous
Vermutlich der Titel, der das Erlebnis, ein echtes Raumschiff zu steuern, aktuell am besten simuliert. Doch auch das Universum dahinter kann sich sehen lassen und wird gerade fleißig um weitere Spielsysteme bereichert, die dem bisweilen etwas beherrschenden Grind entgegenwirken. Neben den nüchtern, aber kraftvoll designten Fluggeräten, denen eine auf die eigenen Bedürfnisse perfekt zugeschnittene Ausstattung auf den Leib zu schneidern schon ein eigenes Spiel-im-Spiel ist, begeistert vor allem das Gefühl für Weite dieses - unseres - korrekt nachempfundenen Weltraumes.
In Sachen Grenzenlosigkeit und Sandbox-Charakter ein klarer Bruder im Geiste von No Man's Sky, ist Elite: Dangerous ein Spiel einer niemals endenden Reise. Aber es ist auch eines, das mit seinen starken Handelsaspekten nicht jedermann zu fiebriger Begeisterung anfeuern wird. Dennoch Dog-Fighter, Bis-an-die-Kante-der-Unendlichkeit-Flieger und solche Spieler, die sich einfach an einem Spiel mit einem fantastischen audiovisuellen erfreuen, schmeißen sich mit viel Verve in diesen würdigen Nachfolger eines ewigen Klassikers.
2. Kerbal Space Programm
Mehr eine Lehrstunde in Demut vor den physikalischen Gesetzmäßigkeiten des Raumes, erkundet man in Kerbal Space Station in erster Linie die Grenzen seiner eigenen Lernfähigkeit. Viel mehr als im fiktiven Sonnensystem der Kerbal-Männchen Raketen zu konstruieren, zu starten und dabei lange lange zu scheitern, sie in einem Stück in eine Umlaufbahn zu bringen, steht hier erst mal nicht auf der Fahrkarte ins All. Aber das Tüfteln, Grübeln, Bangen hat es in sich und vermittelt vom ersten Tag an eine Faszination, bei der man sich noch sehr viel kleiner und bedeutungsloser fühlt, als es in der niemals endenden Schwärze aller anderen Weltraumspiele ohnehin schon der Fall ist. Alles was all die anderen Sci-Fi-Spiele so mühelos und selbstverständlich erscheinen lässt, ist in Kerbal Space Station mit lebensgefährlichen Beschwerlichkeiten verbunden.
Denn, wenn man mal ehrlich ist - und Astronomen widersprechen da womöglich - sind wir den Krieg-der-Sterne-Träumen und Trek-Fantasien unserer Kindheit eigentlich keinen Deut näher gekommen. Die Spiele veranlasste das wiederum dazu, der Realität nur noch größenwahnsinnigere Space-Opern ins hämisch grinsende Gesicht zu spucken und das ist wirklich cool. Ab und an braucht man sie dann aber doch: Die Erinnerung daran, dass man in der Realität eben doch eher als kokelnder Klecks in der Seite eines Planeten enden würde, anstatt elegant zur Erde zu segeln, wie ein majestätischer Schwan, der auf einem unberührten Weiher niedergeht. Mit diesem Wissen im Hinterkopf erlebt sich die große Freiheit, die uns in No Man's Sky hoffentlich eher früher als später blüht, sicher noch berauschender und befreiender.
1. Starflight
Wie Elite, nur in Draufsicht und mit etwas mehr Richtung. Eure sechsköpfige Crew selbst erstellter Figuren reist durch 270 prozedural erstellte Sonnensysteme voller Gefahren, außerirdischen Kreaturen und geheimnisvollen Artefakten. Ihr rüstet euer Schiff auf, stählt die Fertigkeiten eurer Mannen vom insektoiden Spock bis zum Pflanzenwesen-McCoy. Neuentdeckte Planeten scannt ihr auf Auffälligkeiten und landet auf Wunsch auch darauf mit der 1986-Version des Mako, um Lebensformen und Ressourcen aufzuklauben. Wo wir gerade beim Mako sind, Biowares Casey Hudson bezeichnete seinerzeit Starflight als wichtige Inspirationsquelle für Mass Effect. Seit ich das weiß, sehe ich die Parallelen umso deutlicher, denn alle Elemente sind schon hier vorhanden - sogar die Hintergrundgeschichte, um eine uralte Bedrohung, die jedes Leben im Universum auszulöschen droht.
Es ist noch immer ein wirklich außerordentlich packendes Spiel, wenn man auf der Suche nach möglichen Planeten zum Kolonisieren und nach der Antwort auf die Frage, wer all die Sonnen in Supernovas verwandelt, durch dieses weite, aber doch überschaubar abgesteckte Stück Weltall reist. Mit jedem neuen Bildschirm, mit jedem unerwarteten Fetzen Narrative fragt man sich aufs Neue, wie um Himmels Willen sie das damals hinbekommen haben, zumindest wenn man es in der hübschen Amiga-Version mit Mausunterstützung genießt, die immer noch gut spielbar ist. Starflight ist eines der ganz wichtigen Spiele für das Genre der Space-Games, und auch dann noch ein Klassiker, sollte sich No Man's Sky im nächsten Jahr als Weltraum-Luftpumpe entpuppen.