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Lysfanga zeigt mal wieder, dass Zeit eine unglaublich coole Spielmechanik sein kann

Klone, Zeitreisen und mehr.

Bereits auf der Gamescom durfte ich mir ein Bild von Lysfanga: The Time Shift Warrior machen. Die Kämpfe folgen einem interessanten Prinzip, bei dem ihr die Zeit manipuliert. Dabei springt ihr jedoch nur einige Sekunden zurück. Selbst Protagonistin Ime fragt sich, ob das wirklich so stark sein kann, doch das Spiel zeigt uns, dass Zeit die mächtigste Waffe von allen ist.

Die Zeit ist eine der mächtigsten Waffen

Während ich so durch die hübsch gestaltete Welt von Lysfanga lief, kam mir der Gedanke, dass Zeit wirklich eine spannende Mechanik in Videospielen sein kann. In diesem von Sand Door Studio entwickelten Titel habt ihr nur eine bestimmte Zeit, um ein Schlachtfeld voller Gegner aufzuräumen. Diese bleiben an Ort und Stelle stehen, während ihr, mit Schild und Schwert bewaffnet, durch den abgeschlossenen Kampfbereich hechtet. Ihr alleine könnt es nicht schaffen, jeden Gegner in der festgelegten Zeit zu besiegen. Aber ihr seid auch nicht wirklich alleine, denn jedes Mal, wenn ihr die Zeit zurückdreht, kämpft ihr zusammen mit euren vergangenen Ichs, die bereits einen Teil der Arbeit erledigt haben.

Zeitgleich mit ihnen könnt ihr dann die verbleibenden Feinde zur Strecke bringen. Ihr habt allerdings nur eine bestimmte Anzahl an Versuchen. Das Ganze erinnert ein wenig an die Mechanik aus Blades of Time aus dem Jahr 2012. Auch hier erhält die Protagonistin durch eine Zeitumkehr Klone, die ihre zuletzt ausgeführten Aktionen wiederholen.

In Lysfanga werden die Gegner zahlreicher und alle paar Kämpfe wird ein neuer Typ Feind eingeführt. Eure Feinde besitzen Mechaniken, die eine zeitliche Hürde darstellen. So müsst ihr zwei Zwillingsmonster zeitgleich töten, einen besonders kräftigen Feind mit Schild ablenken, um ihn von hinten zu töten und noch viel mehr. Diese vielen neuen Wege zu erkunden, in denen ich meine Vergangenheits-Ichs nutzen konnte, hat wirklich Spaß gemacht. Mit der Zeit wurde es dann zunehmend anstrengender, alle Monster innerhalb der vorgegebenen Durchläufe zu vernichten. Und die Bosse haben dem Ganzen dann noch Krone aufgesetzt. Es sieht einfach wahnsinnig chaotisch aus, wenn sieben gleiche Figuren auf ein und denselben Gegner einschlagen.

Das ist ein Ansatz, den ich bisher noch nicht gesehen habe. Zwar habe ich im letzten Jahr Convergence: A League of Legends Story gespielt und konnte auch hier die Zeit für einige Sekunden zurückdrehen, doch es war absolut nicht dasselbe. Statt eines festgelegten Zeitpunktes für die Zeitumkehr in speziellen Arenen kann Ekko aus Convergence die Zeit aktiv zu jeder Zeit für maximal fünf Sekunden zurückdrehen. So könnt ihr euer neu gewonnenes Wissen nutzen, um unerwarteten Angriffen doch noch in letzter Sekunde auszuweichen und sogar dem Tod zu entrinnen. Neue Ekkos erhaltet ihr aber nicht an eure Seite.

Völlig anders ist die Idee der Macher von Sifu. In diesem Action-Spiel hat euer Alter einen Einfluss auf eure Fähigkeiten. Je nachdem, wie viele Bildschirmtode ihr schon gestorben seid, so alt werdet ihr wiedergeboren. Mit dem Alter schrumpft eure Lebensleiste, dafür werden eure Angriffe stärker. Klar, denn mit der Zeit kommt auch die Erfahrung. Hier besitzt ihr nicht direkt eine Fähigkeit, die mit der Zeit zusammenhängt, aber die Zeit beeinflusst eure Kampfkraft.

Ein ganz berühmtes Beispiel ist The Legend of Zelda: Ocarina of Time. Hier könnt ihr durch die Zeit in Links Vergangenheit reisen und wieder zurück. Sieben Jahre liegen genau zwischen den beiden Reisezeitpunkten. In Links Kindheit können Spieler verschiedene Dinge verändern, die einen Einfluss auf die Zukunft haben - etwa das Pflanzen von Bäumen, die in Links Gegenwart dann ausgewachsen sind. Mit dieser eher klassischen Zeitreise könnt ihr dann spezielle Rätsel lösen.

Die Macht über Vergangenheit und Zukunft hat aber auch der Protagonist in Cris Tales. Und hier ist es so deutlich wie nirgends sonst. Cris kann die Kraft der Vergangenheit und Zukunft frei anwenden und muss dafür nicht wie in Ocarina of Time erst einige Jahre in der Zeit zurückreisen. Nein, hat ein Gegner ein Schild, könnt ihr dieses mit Wasser befeuchten, die Zukunft aktivieren und schwupps, ist es gerostet. Die Fähigkeit wendet die Vegangenheit und Zukunft also ohne die dazwischenliegende Zeit sofort auf einen Gegenstand an. Auch spannend.

Mit unterschiedlichen Limits kann die Macht über die Zeit also in völlig verschiedene Richtungen gehen - von Zeitreisen, über Zeitsprünge bis hin zu von der Zeit abhängigen Skills. Die Zeit ist so vielseitig und in so kreativen Wegen in Videospielen als Fähigkeit einsetzbar. Wichtig dabei ist eben die Einschränkung der Mechanik. Unbegrenzte Kontrolle über Zeit wäre viel zu übermächtig und vor allem kompliziert. Es muss daher simpel bleiben. Lysfanga entscheidet sich für eine Fähigkeit, die sich nur die Vergangenheit zunutze macht und gibt dem Spieler keine aktive Kontrolle über die Fähigkeit und lässt uns dadurch, passend zur Geschichte des Spiels, nur wie ein Diener der Zeit fühlen. Diese ungreifbare Einheit lässt Entwicklern viel kreativen Raum und ich bin gespannt, welche interessanten Einfälle es in Zukunft noch zu diesem Thema geben wird.

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