Machine Games war die perfekte Wahl für Indiana Jones – weil sich niemand besser über Nazis lustig macht
Aber können sie die Pechsträhne des Lizenzspiel-Genres durchbrechen?
Wann immer ich sehe, dass ein talentiertes Team mit einem Lizenztitel beauftragt wird, blutet mir ein wenig das Herz. Oft sind solche Entwicklungen mit hohen Kosten verbunden und der durch die Lizenz gesteckte Gameplay-Rahmen limitierend, während die Publisher in der Vergangenheit gleichzeitig regelmäßig das Marktpotenzial, das der große Name mitbringt, überschätzt haben.
Leidtragender ist dann häufig das für die Umsetzung verantwortliche Studio — und nachdem wohl nicht nur ich Machine Games nach zwei exzellenten Wolfenstein-Spielen sehr lieb gewonnen habe, bibbert man dann doch ein bisschen, wenn sie auf einmal Indiana Jones and the Great Circle machen sollen. Nicht zuletzt, weil auch der letzte Indy-Film an den Kinokassen die Erwartungen nicht erfüllen könnte. Diese Sorgen können auch zwei — wie ich fand — sehr schöne Trailer nicht ausräumen.
Gleichzeitig machte mir der Trailer von der Xbox Show großen Spaß und weckte die Lust auf einen klassischen Abenteuer-Titel nach Nathan-Drake-Art. Vor allem aber zeigte er, warum Machine Games diesen Job bekommen hat: Im Spielebusiness gibt es kein Studio, das besser darin ist, sich über Nazis lustig zu machen. Auch diese Filme haben immer einen schönen Spagat geschlagen, wenn es darum ging, die deutschen Gegenspieler von Dr. Jones zugleich lächerlich und bedrohlich zugleich zu zeichnen. Und Machine Games treibt das wenig überraschend in The Great Circle auf die Spitze.
Kluger Blödsinn
Klar, wir sehen nicht viel, und das, was wir sehen, ist natürlich grober, überzeichneter Unfug, als Indy und Gina in einem eisigen Gebirge von einer deutschen Kommandotruppe erwischt werden. Die wird ausgerechnet von einem auf maximale Breite gezogenem Zerrbild eines Kino-Nazis angeführt. Trotzdem lässt dieser Gantz in seinem Blödel-Sermon ein, zwei präzise beobachtete Wahrheiten über Nazis vom Stapel, ohne es zu wissen. Die Autoren lassen ihn in wenigen Worten selbst auf den Punkt bringen, was an nationalistischen-faschistischen Idealen so gefährlich ist.
Auf die Gefahr hin, hier mehr reinzulesen, als eigentlich da ist: Gantz demonstriert eine Vergötterung von Kraft und Entschlossenheit, sozialdarwinistisch stets in Konkurrenz zu anderen Gruppen, die ebenso töricht und unhaltbar ist, wie sie letztlich auch die zersetzt, die sie ausüben. Es ist eine Denke am Rand der Selbstaufgabe, ohne Verständnis für Lebensfreude, Humor oder Kunst. Sie offenbart eine menschenfeindliche, weil widernatürliche Ideologie, was Machine Games mit großen, halsbrecherisch auf der Grenze zur Karikatur balancierenden Gesten gekonnt ins Lächerliche zieht. Beinahe hat man Mitleid mit ihm, bis einem wieder einfällt, für welches Team er spielt.
Eine Minute grenz-geistesgestörter Monolog, der zeigt: so jemand ist nicht ganz bei Trost. Das ist smartes Schreiben fest verpackt in zwei blickdichten Bögen Dummheit und erinnerte an viele, viele Szenen aus Wolfenstein. Nicht besonders tiefschürfend aber konzise, auf den Punkt.
Es hätte beinahe nicht gewundert, wenn von Abseits der Kamera BJ Blaczcowicz mit doppelter Auto-Shotgun herbeigeflogen käme, um von den Angreifern nur noch die Stiefel stehenzulassen. Klar, dass es in Indiana Jones and the Great Circle nicht so kernig zugehen wird. Aber ich traue Machine Games ein tolles Action-Adventure zu, weil sie sichtlich verstanden haben, dass es mit das Coolste an Indy ist, ihm dabei zuzusehen, wie er den Nazis ein Schnippchen schlägt.
Ich bin nicht sicher ob ich hierüber vergessen werde, dass ich eigentlich lieber Wolfenstein 3 gesehen hätte. Und gleichzeitig bleibt meine Sorge, dass der Markt heute für ein Spiel wie Indiana Jones and the Great Circle eigentlich gar keinen Platz hat. Aber die saure Note, mit der ich die Ankündigung vor einer Weile aufgenommen habe, ist mittlerweile verflogen. Lassen wir sie kochen.