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Mafia 2

Familienspaß

Meine erste und letzte Begegnung mit Mafia fand vor knapp sieben Jahren statt. Es war ein kurzes Vergnügen. Nach fünf Minuten flog das Spiel wieder von meiner Festplatte. Nicht weil es schlecht war. Vielmehr trieb es meinen zu jener Zeit vorhandenen und kaum als hochmodern zu bezeichnenden Rechenknecht sehr schnell an seine Grenzen und darüber hinaus. Und wenn man sich von Straße zu Straße durch die Stadt ruckelt, bildet sich selbst mit dem größten Durchhaltevermögen nicht mal im entferntesten Sinne ein Fünkchen Spielspaß. Bis heute habe ich den hochgelobten Titel nicht wieder angefasst. Glück für mich, dass ich für Mafia 2 keine storytechnischen Vorkenntnisse aus dem Original brauche. Als „direkte Fortsetzung“ des ersten Teils versteht sich das Sequel nämlich beileibe nicht.

Mafia 2 beschreiben die Macher von 2K Czech, ehemals Illusion Softworks, eher als „Nachfolger im Geiste“. Bedeutet konkret: Andere Stadt, anderer Jahrgang. Schauplatz ist eine fiktive Ostküsten-Metropole namens Empire Bay, für die man sich nach eigenen Angaben von vielen verschiedenen echten Städten inspirieren ließ. Im Spiel gibt es zwei Versionen davon. Eine zeigt sie in den 40er Jahren, die andere in den 50ern. Im Rahmen einer Präsentation gewährte Publisher Take Two kürzlich jedoch nur einen ersten Blick auf die 50er-Variante.

Macht aber nichts, denn alleine die sah schon beeindruckend aus. Kleine Details, wo auch immer man nur hinblickt und -hört. Zwitschernde Vögel, die läutenden Kirchenglocken oder sich unterhaltende Passanten. Keineswegs statisch, sondern mehr oder weniger dynamisch. Das Geschehen und die Unterhaltungen auf den Straßen werden durch die Ereignisse in Empire Bay beeinflusst. Während man sich selbst also vom Straßenjungen zum Profi hocharbeitet, verdient man sich einerseits Respekt und erlebt andererseits, wie die Umgebung sich im Grunde genommen mitentwickelt.

Ohne Deckung lebt Ihr nicht lange.

Vito Scaletta, so der Name des Protagonisten, hat ein alles andere als schönes Leben hinter sich. Als Kind kam er nach Empire Bay, nur um dort in Armut zu leben. Später zieht er in den Zweiten Weltkrieg und gerät nach seiner Rückkehr mit der organisierten Kriminalität in Kontakt. Vito steht auch im Mittelpunkt der Vorführung. Gemeinsam mit seinem besten Freund Joe soll er einen ersten Auftrag durchführen und eine Versammlung rivalisierender Mafiosi sprengen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Aktion ist von Grund auf genau geplant, aber man weiß ja nie. Zuerst geht es per Wagen durch den dichten Verkehr der Stadt zum Ziel, einem feinen Hotel. Durch einen Kontaktmann im Inneren bekommen Vito und Joe Zugang durch die Hintertür und Hoteluniformen. Wäre ja schließlich wesentlich schwieriger, wenn man im feinen Anzug und mit der Waffe im Anschlag durch den Eingang spaziert und es mit einer kompletten Mafiafamilie aufnimmt. Dank ihrer Verkleidung gelangen beide ohne Probleme in den noch leeren Konferenzraum. Auch auf dem Weg dorthin bemerkt man die Liebe zum Detail, die in Mafia 2 steckt. Im Gang baggert jemand eine Frau an, in der mit schicker Inneneinrichtung ausgestatteten Bar unterhalten sich die Leute über diverse Themen. Alles in allem läuft die Aktion recht problemlos ab. Während Vito aufpasst, klatscht Joe eine Sprengladung unter den Tisch und legt den Draht zum Fenster.

Anschließend beginnt Teil 2 des Plans. Rauf aufs Dach, mit dem Aufzug für die Fensterputzer nach unten fahren, Draht schnappen, wieder nach oben und von dort per Zünder für ein kleines Feuerwerk sorgen. Hört sich eigentlich ziemlich einfach an. Kurze Zeit später entpuppt es sich jedoch als etwas komplizierter.

Zwischen den Missionen ist Sightseeing angesagt.

Auf dem Dach stehen einige befeindete Mafiosi, unterhalten sich, rauchen und spucken in der Gegend rum. „Eben all diese Mafia-Sachen“, sagt Alex Cox, Associate Producer bei 2K Czech. Zwei Möglichkeiten ergeben sich hier. Entweder versucht man, einen komplikationsfreien Weg zu finden oder lässt sich auf ein Feuergefecht ein.

Der Mann am Gamepad entscheidet sich für letzteres und demonstriert auf diese Art und Weise das Kampf- und Deckungssystem, das fast aus Epics 360-Geballer stammen könnte. Vito ist kein Superkämpfer der Marke Rambo, muss also vorsichtig vorgehen und sich schützende Objekte suchen. Stück für Stück arbeiten er und sein Kumpel sich nach vorne, linsen immer wieder hervor und schalten Feind um Feind aus. „Die Deckung steht sehr stark im Vordergrund“, heißt es. Und das merkt man auch, denn schon nach wenigen Treffern ohne Schutz färbt sich der Bildschirm bedrohlich rot. Die Widersacher verhalten sich ähnlich, stürmen demzufolge nicht einfach so ins Freie und machen sich zur Zielscheibe.

Nach dem intensiven und mit wuchtigen, aus den Boxen hämmernden Schussgeräuschen untermalten Feuergefecht beginnt endlich die nächste Etappe. Beide fahren per Aufzug nach unten. Bis man im 18. Stockwerk angekommen ist, kann man zum Beispiel einen Blick auf die 10 Quadratmeilen große und in 20 Distrikte aufgeteilte Stadt werfen. Oder man beobachtet das Geschehen durch die Fenster hindurch und erspäht zum Beispiel, wie jemand einer Arbeitskollegin einen Klaps auf den Hintern gibt und sich dafür eine Ohrfeige einfängt.