Mafia II
Eine schrecklich nette Familie
Die nächste Mission spielt sechs Jahre später. Inzwischen habt ihr euch als Gangster schon einen Namen gemacht und scheinbar auch einige Zeit im Knast abgesessen. Euer Auftrag ist deswegen etwas komplexer. Ein anderer Clan hat drei eurer Leute entführt. Ihr müsst herausfinden, wo sie sich befinden und anschließend befreien. Zu Beginn verfolgt ihr einen der Verschwörer, um den Aufenthaltsort herauszufinden. Es geht durch halb Empire Bay City.
Die prächtige Stadt vermittelt im Frühling eine ganz andere Atmosphäre. Ihr bestaunt die dicht bewachsenen Bäume, ergötzt euch an den monumentalen Bauten und den leicht bekleideten Einwohnern. Es fällt schwer, sich nicht ablenken zu lassen. Doch irgendwie gelingt es euch, den Kontrahenten bis zu einer Fleischfabrik zu verfolgen.
Leider könnt ihr das Gebäude nicht einfach stürmen. Es ist zu schwer bewacht. Also schleicht ihr euch durch die Kanalisation in die Fleischerei, weicht Wachen aus und arbeitet euch bis zu euren Kollegen vor. Gerade als ihr sie befreien wollt, kommt ein Bär von einem Mann auf euch zugestürmt. Es kommt zum Faustkampf, der sich leider etwas flach präsentiert. Mit der Leertaste weicht ihr automatisch seinen Angriffen aus und setzt hinterher zwei unterschiedlich starke Schläge an. Habt ihr ihn mit einer Kombo erwischt, könnt ihr einen Finishing-Move ansetzen. Leider macht das automatische Ausweichen die Kämpfe zu leicht. Daumen drücken, dass das bis zum Release noch geändert wird.
Nach ein paar packenden Zwischensequenzen müsst ihr noch einmal zur Maschinenpistole greifen, die Verstärkung ausschalten und anschließend eurem Boss Bericht erstatten. Perfekt inszeniert endet damit auch die dritte Mission und ihr könnt euch auf das explosive Finale vorbereiten, das Vitos Stellung in der Familie zementiert.
Hier geht es nicht um einen schnöden Handlanger, sondern um den Boss eines verfeindeten Mafia-Clans. Um ihn auszuschalten, reicht kein einfaches Mordkommando mit ein paar Pistolen. Hier müssen große Geschütze aufgefahren werden. Vito schleicht sich verkleidet als Handwerker gemeinsam mit seinem Freund Joe in das Büro-Hochhaus und platziert eine Bombe. Von einer Plattform aus gezündet, wird ein ganzes Stockwerk in Schutt und Asche gelegt. Doch das Opfer hat auf dem Klo überlebt. Also jagt ihr eure Beute wie Wölfe durch das brennende Areal, erledigt die letzten Wachen und schnappt am Ende gnadenlos zu. Die Preview-Version ist zu Ende und ich will mehr. Ein gutes Zeichen.
Bei all der Begeisterung: Mafia II steht und fällt mit der Geschichte. Denn obwohl ihr euch relativ frei in Empire Bay City bewegt, ist der Gangster-Epos kein wirkliches Sandbox-Game. Dazu könnt ihr neben Klamotten- und Waffenkauf, dem Tuning und ein paar Burgern einfach zu wenig anstellen. Ganz in der Tradition des Vorgängers nutzen die Tschechen vielmehr die offene Welt als Bühne für ihre abwechslungsreichen und intensiven Missionen. Und ja, dank der nahezu perfekten Shootermechanik machen diese Abschnitte über weite Strecken mehr Spaß als beim großen Konkurrenten Grand Theft Auto. Sie sind noch dichter, intensiver und treiben euch mit einer nahezu perfekten Inszenierung durch die atemberaubende Kulisse.
Doch trotz dieser optischen Brillanz, den glaubwürdigen Charakteren und dem authentischen Stadtbild fehlen aktuell noch ein paar ungewöhnliche Ideen, um vorbehaltlos zu überzeugen. Die Welt hat sich inzwischen weitergedreht. Mit einer packenden Geschichte kann Mafia II zwar noch immer ein absolutes Highlight des Jahres 2010 werden, doch dazu muss es 2K Czech gelingen, die Qualität der Anspielmissionen zu halten und weiter auszubauen. Dann, und nur dann, bekommen Mafia-Fans das Gangster-Epos geliefert, für das es bei der Versoftung des Paten nicht gereicht hat. Ich bin gespannt und drücke als Fan des Szenarios kräftig die Daumen.
Mafia II erscheint am 27. August für Xbox 360, PC und PS3.